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Arzneimittel und Therapie
„In fünf Jahren wird der Blutzucker nicht mehr konventionell gemessen!“
Interview mit Prof. Dr. Thomas Danne
DAZ: Herr Prof. Danne, wie sieht die Zukunft der Blutzuckermessung aus? Wird die Bestimmung mittels Kapillarblut obsolet?
Danne: In fünf Jahren wird wohl niemand mehr eine gewöhnliche Blutzuckermessung durchführen. Diese wird durch die kontinuierlichen Messmethoden abgelöst. Lediglich zur Kalibrierung des CGM-Systems oder zur Kontrolle bei Fehlfunktionen werden noch Messungen der Glucose-Konzentration im Kapillarblut erforderlich sein. Auch im Convenience-Bereich (Stichwort: Apple-Watch) werden die CGM-Systeme vermehrt eingesetzt werden.
DAZ: Doch so weit sind wir im Jahr 2018 noch nicht ganz. Für wen ist ein CGM-System heutzutage sinnvoll und für wen nicht?
Danne: Für Menschen mit Diabetes, die eine weniger intensive Insulin-Therapie befolgen, bei denen das Risiko für Unterzuckerungen gering ist und die nur gelegentlich ihre Blutzuckerwerte messen, ist ein CGM-System weniger interessant. Bei allen anderen Patienten mit Diabetes ist es sinnvoll. Auch bei Menschen mit Prädiabetes, die gefährdet sind einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, sehe ich ein besonders sinnvolles Einsatzgebiet der kontinuierlichen Glucose-Messung. Wenn man direkt sieht, wie sich Lebensstilmaßnahmen positiv auf die Blutzuckerspiegel auswirken, kann das sehr motivierend sein. Ist beispielsweise der Blutzuckerspiegel nach dem Abendbrot erhöht, normalisiert sich dann aber nach dem Spaziergang mit dem Hund wieder, kann dieser sichtbare Erfolg ein Ansporn sein, das Verhalten dauerhaft zu ändern.
DAZ: Wie sind die Vor- und Nachteile der kontinuierlichen Glucose-Messung im Vergleich zum intermittierenden Monitoring mit dem FreeStyle Libre zu werten?
Danne: Die CGM-Systeme besitzen eine Alarmfunktion und warnen vor Unterzuckerungen. Das ist besonders bei Patienten mit extrem schwankenden Blutzuckerspiegeln oder solchen mit einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung sinnvoll, bei denen das Risiko für schwere Hypoglykämien hoch ist. Einen zusätzlichen „Insulin-Schutz“ bieten Pumpen, die, mit einem CGM-System gekoppelt, bei drohenden Unterzuckerungen die Insulin-Zufuhr automatisch unterbrechen. Allerdings ist der Aufwand bei CGM-Systemen deutlich höher als beim FreeStyle Libre. Während der Sensor dort 14 Tage liegen bleiben kann, muss dieser bei den meisten CGM-Systemen alle sechs bis sieben Tage gewechselt werden. Außerdem sind bei den CGM-Systemen zweimal tägliche Kalibrierungen nötig, beim FreeStyle Libre gar keine. Die Alarmfunktion der CGM-Systeme, die eigentlich ein Vorteil ist, wird auch nicht von allen Patienten als positiv empfunden. In sozialen Situationen können Alarme sehr stören. Sehr viele Patienten entscheiden sich daher für eine intermittierende Glucose-Messung. Hier hat man jedoch immer mal wieder das Problem, dass der Sensor nicht die gesamten 14 Tage liegen bleibt, sondern vorher abfällt oder dass der Patient irgendwo hängen bleibt und der Sensor herausreißt. Manche Patienten haben außerdem Schwierigkeiten mit Hautirritationen an der Klebestelle.
DAZ: Wie können Apotheker Patienten, die diese modernen Messsysteme nutzen, gut beraten?
Danne: Apotheker können die Patienten beispielsweise über geeignete Möglichkeiten der Befestigung der Sensoren auf der Haut informieren (Pflaster etc.). Diabetesberaterinnen sind hier sehr gute Ansprechpartnerinnen und können wertvolle Informationen liefern. Es ist sicherlich sinnvoll, sich einmal mit einer Diabetesberaterin vor Ort zu diesem Thema auszutauschen.
DAZ: Herr Prof. Danne, vielen Dank für das Gespräch! |
1 Kommentar
Pflasterberatung
von Robert Rabe am 27.09.2018 um 18:07 Uhr
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