Deutscher Apothekertag 2018

(K)eine düstere Prophezeiung

Ein Kommentar von Doris Uhl

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der Deutschen Apotheker Zeitung

„Wir werden echte Veränderungen erleben und wir werden uns diesen auch stellen müssen!“ Mit diesem Satz stimmte der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Ende des Deutschen Apothekertags 2018 die Delegierten auf die nun anstehenden schweren Verhandlungen mit dem Bundesgesundheitsministe­rium ein. Der Satz klingt wie eine düstere Prophezeiung. Dabei muss es nicht so kommen.

Sicher, die Hoffnungen auf ein Rx-Versandverbot schwinden. Ein Konzept, wie der auch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als unhaltbar empfundene Zustand der Ungleichbehandlung von deutschen Vor-Ort-Apotheken und ausländischen Versendern aufgehoben werden kann, scheint nicht zu existieren. Nur eines wurde Mantra-artig wiederholt: die Vor-Ort-Apotheke muss gestärkt werden.

Bei den Überlegungen dazu, wie das gelingen kann, wirft Spahn das Thema Impfungen durch Apotheken vor Ort in die Runde. Ob sie dazu geeignet sein werden, das wirtschaftliche Überleben Rx-Versand-gebeutelter Apotheken zu garantieren, mag bezweifelt werden.

Wesentlich vielversprechender erscheint mir dagegen die zusätzliche Honorierung apothekerlicher Interventionen, die die Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten verbessern. Auch wenn hier Versender aufrüsten, Apps die Adhärenz überwachen, den Interaktionscheck übernehmen und Medikationsmanagement versprechen – immer wird es der persönlichen Führung durch Arzt und Apotheker bedürfen, immer werden Daten individuell interpretiert werden müssen und immer müssen die daraus abzuleitenden Maßnahmen an die Situation des Patienten angepasst werden. Das kann nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit von Arzt, Apotheker und Patient in direktem persönlichen Austausch gelingen. Und diesen unschlagbaren Vorteil, den wirklich jede Apotheke vor Ort gegenüber einer Versandapotheke hat, gilt es zu nutzen.

Nun scheint Spahn bereit und Willens zu sein, auf das breite Wissen der Apotheker zurückzugreifen und den Weg frei zu machen für die Honorierung von Dienstleistungen, die der Arzneimitteltherapiesicherheit dienen. Wenn dies geknüpft wird an die persönliche Beratung durch die Apotheke vor Ort, dann könnte diese tatsächlich gestärkt werden. Grundlage für eine solche Honorierung der Dienstleistungen muss allerdings immer die gesicherte Finanzierung der Distribution und der klassischen abgabebegleitenden Beratung sein.

Natürlich bedarf die Einführung von honorierten Dienstleistungen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit auch einer ganz besonderen Kraftanstrengung der deutschen Apothekerschaft. Mit Nachdruck müssen die schon laufenden Projekte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und zum Medikationsmanagement vorangetrieben und bundesweit ausgerollt werden, die anstehende Einführung des E-Rezepts und des elektronischen Medikationsplan bieten hier unverzichtbare Chancen.

Und nachdem der Bundesgesundheitsminister beim Deutschen Apothekertag nun auch davon erfahren hat, dass in Sachen Approbationsordnung Handlungsbedarf besteht, könnte am Ende des Tages neben der Sicherung der Apotheke vor Ort endlich auch die längst überfällige Novellierung der Approbationsordnung in Angriff genommen werden. Zwar hat der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), Prof. Dr. Frank Dörje, bei diesem Apothekertag der ADKA-Forderung nach paritätischer Ausgestaltung der fünf Kernfächer im Pharmaziestudium noch keinen Nachdruck in Form ­eines Antrags verliehen. Sie steht ­jedoch im Raum und damit auch die Forderung, bundesweit an jeder pharmazeutischen Hochschule reguläre W3-Professuren nicht nur für die Klinische Pharmazie, sondern auch für das Fach Pharmakologie einzuführen.

Wenn das alles gelingt, wenn alle Chancen, die sich jetzt aus der Diskussion um die Sicherung der Apotheke vor Ort ergeben, klug ­genutzt werden, dann könnte die Pharmazie aus diesem Prozess ­sogar gestärkt hervorgehen. Und ganz nebenbei könnten so auch noch die Ziele des von vielen schon totgesagten Perspektivpapiers 2030 erreicht werden. Dieses Papier ist immerhin beim Deutschen Apothekertag 2014 mit überwältigender Mehrheit von den Delegierten verabschiedet worden.

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