Arzneimittel und Therapie

Es hilft, es hilft nicht ...

Nutzen einer Vitamin-D-Supplementation für die Knochengesundheit infrage gestellt

Über keinen anderen Mikronährstoff wurde in den letzten Jahren so viel publiziert und diskutiert wie über das „Sonnenvitamin“ D. Neben dessen Bedeutung für den Knochenstoffwechsel werden zunehmend extraskelettale Effekte des Steroidhormons postuliert. Doch auch in Bezug auf die Knochengesundheit scheint längst nicht alles klar.

Während ältere Daten darauf hindeuteten, dass die Supplementation mit Vitamin D positive Auswirkungen auf die muskuloskelettale Gesundheit habe, zeigten neuere Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien keinen klinisch relevanten Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Supplementation und Knochendichte, Sturz­ereignissen und Frakturen – einzige Ausnahme bildete eine Untersuchung bei älteren Pflegeheimbewohnern.

Die Annahme einiger Kommentatoren, eine zu niedrige Dosierung von Vitamin D sei für den ausbleibenden Effekt verantwortlich sowie die Vielzahl der neu publizierten Studien nahm die Arbeitsgruppe um Marc Bolland von der University of Auckland zum Anlass für eine Aktualisierung der früheren Metaanalysen. Seit deren Veröffentlichung waren etwa 30 neue Arbeiten hinzugekommen, die die Einschlusskriterien erfüllten. Außerdem wurde gezielt nach Studien gesucht, die eine niedrig dosierte (< 800 IE) mit einer höher dosierten (> 800 IE) Vit­amin-D-Gabe verglichen. Bei Studien mit Kombinationstherapien wurden die Ergebnisse der Kombina­tionsgruppe (z. B. Vitamin D plus Calcium) mit der alleinigen Gabe von z. B. Calcium verglichen.

Foto: olegkruglyak3 – stock.adobe.com
Ob Sturz oder Bruch, Vitamin D scheint nicht zu schützen.

Die Autoren analysierten 81 randomisierte, kontrollierte Studien mit über 50.000 Teilnehmern und kamen zu dem Schluss, dass eine Supplementation mit Vitamin D weder auf Frakturen allgemein (36 Studien; relatives Risiko [RR] 1,00; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,93 bis 1,07), noch auf Hüftfrakturen (20 Studien; RR 1,11; 95%-KI 0,97 bis 1,26), oder Stürze (37 Studien; RR 0,97; 95%-KI 0,93 bis 1,02) einen Einfluss hat. Auch klinisch relevante Auswirkungen auf die Knochendichte ließen sich nicht nachweisen. Unterschiede zwischen höherer oder niedrigerer Dosierung wurden ebenfalls nicht festgestellt. Daher sehen die ­Autoren keine Rechtfertigung für die generelle primärpräventive Vitamin-D-Supplementation zur Aufrechterhaltung oder Verbesserung der muskuloskelettalen Gesundheit und schlagen eine Anpassung der entsprechenden Leitlinien vor. Außerdem sei es unwahrscheinlich, dass das Gesamtergebnis durch zukünftige Studien mit ähnlichem Design beeinflusst werde. Wie Dr. Friederike Thomasius, Koordinatorin der Leitlinienkommission des Dachverbandes deutschsprachiger Osteologen, die Ergebnisse der Metaanalyse bewertet, lesen Sie im Gastkommentar auf der nächsten Seite. |

Quelle

[1] Bolland MJ et al. Effects of vitamin D supplementation on musculoskeletal health: a systematic review, meta-analysis, and trial sequential analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2018;6(11):847-858

[2] Bolland MJ et al. The effect of vitamin D supplementation on skeletal, vascular, or cancer outcomes: a trial sequential meta-analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2014;2(4):307-20

[3] Bolland MJ et al. Vitamin D supplementation and falls: a trial sequential meta-analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2014;2(7):573-80

[4] Reid IR et al. Effects of vitamin D supplements on bone mineral density: a systematic review and meta-analysis. Lancet 2014; 383(9912):146-55

[5] Bolland MJ et al. Calcium intake and risk of fracture: systematic review. BMJ 2015;351:h4580

[6] Tai V et al. Calcium intake and bone mineral density: systematic review and meta-analysis. BMJ 2015;351:h4183

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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