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Beratung

Eine Wohltat für die Atemwege

Bäder, Einreibungen und Inhalationen

Während der Erkältungszeit sind Erkältungsbäder und -salben eine beliebte Zusatztherapie. Die wohlriechenden Produkte tun gut und können Symptome lindern. Daneben wird auch ganz klassisch mit dem Kopf über dem Kochtopf mit Wasserdampf inhaliert, gern auch mit Zusätzen wie Kamillenblüten oder ätherischen Ölen. Eine bedeutende Weiterentwicklung ist die Inhalationstherapie mit elektrischen Inhalationsgeräten. Wir begeben uns auf einen Streifzug durch die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten und Produkte. | Von Birgit Benedek

Bei Erkältungskrankheiten sind in erster Linie die Atemwege betroffen. Dazu gehören eine laufende oder verstopfte Nase, Husten mit zähflüssigem Schleim oder trockener Reizhusten. Bei all diesen Symptomen können Erkältungs­salben, -bäder und Inhalate unterstützend eingesetzt werden, denn sie wirken sekretolytisch. Als Wirkstoffe enthalten diese Produkte meist mehrere ätherische Öle. Ätherische Öle sind Stoffgemische aus Mono- und Sesquiterpenen und zeichnen sich jeweils durch einen ganz charakteristischen Geruch aus, der an die Pflanze erinnert, aus der das Öl gewonnen wird. Im Gegensatz zu den fetten Ölen sind ätherische Öle bei Raumtemperatur flüchtig. Aufgrund ihrer unterschiedlichen pharmakologischen Eigenschaften werden die ätherischen Öle gerne nach ihren Anwendungsgebieten aufgeteilt: Stomachika, Cholagoga, Carminativa, Mund- und Gurgel­mittel und eben Expektoranzien.

Ätherische Öle als Expektoranzien

Ätherische Öle gehören zu den sogenannten direkt wirkenden Expektoranzien. Im Gegensatz zu den Reflexexpektoranzien (z. B. Saponine aus der Primelwurzel) müssen sie die sezernierenden Drüsenzellen der Atemwege in ausreichender Konzentration erreichen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Kurz zum Hintergrund: An der Bronchialschleimhaut gibt es zwei Arten von Drüsenzellen, die mukösen Drüsenzellen, die an der pathologischen Absonderung von hochviskösen Sekreten beteiligt sind, und die serösen Drüsen­zellen, die dünnflüssigen Schleim sezernieren. Die Drüsenzellen erledigen zusammen mit den Zilien Schleimbildung und Schleimtransport und spielen so eine essenzielle Rolle bei der Selbstreinigung der Lunge, der mukoziliären Clearance.

Die ätherischen Öle stimulieren vorwiegend die serösen Drüsenzellen, weniger die mukösen Drüsenzellen. Somit ändern sich Volumen und Zusammensetzung des Bronchial­sekrets: Einerseits wird das Sekret flüssiger, wodurch das Abhusten erleichtert wird, andererseits wird durch die Volumenzunahme der Abhustreflex ausgelöst. Ätherische Öle wirken also als Sekretolytika (erhöhte Sekretion der serösen Drüsenzellen) und als Sekretomotorika (Steigerung der mukoziliären Clearance).

Einreibungen und Bäder

Erkältungssalben, oft auch Erkältungsbalsame genannt, bestehen aus einer Mischung von unterschiedlichen ätherischen Ölen in einer geeigneten Grundlage, z. B. Vaseline.

Als ätherische Öle werden beispielsweise Eucalyptusöl, Fichtennadelöl und Terpentinöl verwendet, daneben auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Menthol, Campher oder 1,8-Cineol. In Tabelle 1 sind gängige Präparate und die wichtigsten Inhaltsstoffe aufgelistet.

Tab. 1: Übersicht über gängige Erkältungspräparate zur Einreibung oder Inhalation (Beispiele)
Präparat
(Haupt)-Inhaltsstoffe
Anwendung
Altersbeschränkung
Babix®-Inhalat N ätherisches Öl
Eucalyptusöl, Fichtennadelöl
auf die Kleidung auftropfen; bei Säuglingen und Kindern bis zwei Jahre in der Umgebung (z.B. Bettwäsche), aber nicht in der Nähe der Atmungsorgane; ab sechs Jahre Inhalation
keine Altersbeschränkung
Bronchoforton®Salbe
Eucalyptusöl, Fichtennadelöl, Pfefferminzöl
Einreibung, Inhalation, Baden
für Kinder ab vier Jahren zur Einreibung; ab sechs Jahren zur Inhalation und zum Baden
Eucabal®-Balsam S
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Einreibung, Inhalation
Säuglinge ab sechs Monaten; bis zwei Jahre nur auf dem Rücken; Inhalation ab sechs Jahren
Euflux® Creme
Latschenkiefernöl, D-Campher
Einreibung
für Kinder ab zwei Jahren
GeloDurat®-Salbe
Eucalyptusöl, Levomenthol
Einreibung, Inhalation
für Kinder ab zwei Jahren
JHP® Rödler Japanisches Minzöl
Minzöl
Inhalation, Einreibung; Einnahme
für Kinder ab fünf Jahren; Einnahme ab zwölf Jahren
Olbas® Tropfen
Pfefferminzöl, Cajeputöl, Eucalyptusöl
Inhalation, Einnahme
Jugendliche ab zwölf Jahre
Pinimenthol® Erkältungs­balsam mild
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Einreibung, Inhalation
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren
Pinimenthol® Erkältungs­inhalat
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Inhalation, direkt auf Kleidung tropfen
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren
Pinimenthol®Erkältungssalbe
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl, Levomenthol
Einreibung, Inhalation
Jugendliche ab zwölf Jahren
Plantago Bronchialbalsam
D-Campher, Cera flava, Drosera e planta tota ferm 33c Dil. D3 (HAB, Vs. 33c), Eucalypti aetheroleum, Petasites hybridus e radice ferm 33c Dil. D1 (HAB, Vs. 33c), Plantago lanceolata e foliis ferm 34c Dil. D1 (HAB, Vs. 34c), Terebinthina laricina, Thymi aetheroleum
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Pulmotin®Erkältungssalbe
Sternanisöl, Racem. Campher, Eucalyptusöl, Thymianöl, Koniferenöl, Thymol
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Pulmotin® Erkältungstropfen 3plus
Eukalyptusöl
Einreibung, Inhalation, Einnahme
Kinder ab zwei Jahren
Retterspitz Bronchial Creme
D-Campher, Levomenthol, Thymol
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Retterspitz Erkältungstropfen
Eucalyptusöl
Einreibung, Inhalation, Einnahme
keine Altersbeschränkung
Sanopinwern®Inhalat
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Inhalation, Auftropfen auf die Kleidung
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren
Soledum® Balsam Lösung
Cineol
Einreibung, Inhalation, auf Kleidung/Stoff tropfen
Kinder ab zwei Jahren
Transpulmin® Erkältungs­balsam
Cineol, Levomenthol, Campher
Einreibung, Inhalation
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren
Transpulmin® Erkältungs­balsam für Kinder
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Einreibung, Inhalation
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren
Transpulmin® Baby Balsam mild
Lavendel, Sternanis und Thymian
Einreibung
Babys ab drei Monaten
Tumarol® Creme/N Balsam
Eucalyptusöl, D-Campher, Levomenthol
Einreibung, Inhalation
Kinder ab zwei Jahren
Tumarol® Kinder­balsam N Salbe
Eucalyptusöl, Kiefernnadelöl
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Tussidermil® N Emulsion
Eucalyptusöl
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Weleda Bronchialbalsam
Eucalyptusöl, süßes Fenchelöl, Fichten­nadelöl, Pfefferminzöl, Rosmarinöl, dalmatin. Salbeiöl, Wacholderöl
Einreibung
Kinder ab zwei Jahren
Wick® VapoRub Erkältungssalbe
Levomenthol, Racemischer Campher, Eucalyptusöl, gereinigtes Terpentinöl
Einreibung, Inhalation
Kinder ab zwei Jahren; Inhalation ab sechs Jahren

Erkältungssalben werden kutan oder inhalativ angewendet. Bei der kutanen Anwendung wird die Salbe zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken aufgetragen. Die kutane Anwendung ist im Prinzip eine Mischform aus inhalativer und systemischer Zufuhr. Ein Teil der ätherischen Öle gelangt durch Verdunstung aufgrund der Körperwärme zur Inhalation, ein Teil wird durch die Haut resorbiert. In welcher Konzentration die ätherischen Öle tatsächlich direkt in den Atemwegen ankommen, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Wenn auch ein Wirksamkeitsnachweis im Sinne einer evidenzbasierten Medizin mit entsprechenden Studien meist fehlt, so haben Erkältungssalben dennoch ihren festen Platz in der Selbstmedikation.

Neben Erkältungssalben sind auch flüssige Zubereitungen im Handel, die ebenfalls zur Inhalation oder für Einreibungen verwendet werden können (z. B. Olbas®-Tropfen) oder direkt auf die Kleidung, ein Tuch oder die Bettwäsche getropft werden (z. B. Babix®) (siehe Tabelle 1).

Bei Erkältungsbädern macht man sich ein ähnliches Prinzip wie bei den Erkältungssalben zunutze: Die enthaltenen ätherischen Öle werden teilweise eingeatmet und teilweise durch die Haut resorbiert. Somit kann man auch hier mit einem gewissen inhalativ-expektorierenden Effekt rechnen. Wie die Erkältungssalben haben Erkältungsbäder eine lange Tradition und empfehlen sich zur „unterstützenden Behandlung und zur Besserung der Beschwerden bei Erkältungskrankheiten der Atemwege mit zähflüssigem Schleim” – so das konkrete Anwendungsgebiet. In Tabelle 2 sind einige Erkältungsbäder zusammengestellt.

Tab. 2: Übersicht über Bäder bei Erkältungskrankheiten (Beispiele)
Präparat
(Haupt)-Inhaltsstoffe
Altersbeschränkung
Babix®-Baby-Thymianbad
Thymianöl
für Säuglinge und Kinder
Eucabal® Eukalyptusbad
Eucalyptusöl
ab sieben Jahren
Eucabal® Kinderbad mit Thymian
Thymianöl
ab drei Monaten
Kneipp® Erkältungsbad spezial Badezusatz
Eucalyptusöl, D-Campher
ab zwölf Jahren
Penaten Baby Erkältungsbad Flüssiger Badezusatz
Thymianöl
ab sechs Monaten
Pinimenthol® Erkältungsbad
Eucalyptusöl, D-Campher, Levomenthol
ab zwei Jahren
Pinimenthol® Erkältungsbad für Kinder ab zwei Jahren
Eucalyptusöl
ab zwei Jahren
stas® Erkältungsbad
Levomenthol, Fichtennadelöl, Eucalyptusöl
ab zwei Jahren
Thymian Li-iL Erkältungs-Arzneibad
Thymianöl
ab zwei Jahren

Der gute alte Kochtopf

Ebenfalls eine lange Tradition hat die Inhalation von ätherischen Ölen mit Hilfe von heißem Wasser. Bei dieser denkbar einfachen Form der Inhalation wird über einem Topf mit heißem Wasser inhaliert, während der Kopf mit einem Handtuch bedeckt wird. So wird der aufsteigende Dampf in Richtung Gesicht geleitet. Beim Atmen durch Mund oder Nase gelangt der Wasserdampf in die Atemwege. Es kann die Droge selbst verwendet werden, die mit dem heißen Wasser überbrüht wird. Häufig verwendet werden Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian. Geläufig ist auch die Wasserdampfinhalation mit einer Erkältungssalbe oder mit speziellen Inhalaten, also Lösungen von ätherischen Ölen in Ethanol. Beide – ein Salbenstrang einer Erkältungssalbe oder einige Tropfen eines Inhalates – werden mit dem heißen Wasser gemischt und inhaliert. Eine weitere, wenn auch wenig empfehlenswerte Möglichkeit ist die Verwendung von ätherischen Ölen in unverdünnter Form. Bei ihnen besteht die Gefahr, dass die Öle schlagartig in zu hoher Konzentration frei werden und es zu einem sogenannten Umkehreffekt kommt: Zu hohe Dosen führen anstatt zu einer Sekretion des Schleims zu einer Verminderung von Schleim und Exsudat. Daher ist die stark verdünnte Anwendung von reinen ätherischen Ölen besonders wichtig. Als Faustregel gilt: Das Öl soll so stark verdünnt werden, dass der Geruch nur schwach wahrnehmbar ist. In Tabelle 1 ist ersichtlich, welche Produkte zur Inhalation mit Wasserdampf geeignet sind.

Die Wasserdampfinhalation ist zwar recht einfach. Nicht zu unterschätzen ist aber die Verbrühungsgefahr, gerade in Haushalten mit kleinen Kindern. Einige Hersteller bieten daher zu ihren Produkten spezielle Inhalatoren an, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Sie sind mit einem Rückhaltesystem für Heißwasser und einer Wärmeisolation ausgestattet. Erhältlich sind diese Inhalatoren z. B. von Pinimenthol®, Soledum® oder Transpulmin®.

Vorsicht, Anwendungsbeschränkungen!

Für alle ätherischen Öle, egal ob sie zur Einreibung, Inhalation oder für Bäder verwendet werden, gibt es bestimmte Anwendungsbeschränkungen: So sollen die Präparate nicht auf Schleimhäuten, vorgeschädigter oder entzündeter Haut, offenen Wunden, bei Verbrennungen oder Exanthemen angewendet werden. Besondere Vorsicht ist bei Asthma bronchiale, Keuchhusten, akuter Lungenentzündung, Pseudokrupp und anderen Atemwegserkrankungen mit ausgeprägter Überempfindlichkeit der Atemwege geboten. Die Anwendung bei den genannten Erkrankungen ist absolut kontraindiziert, weil die Wirkstoffe beim Einatmen zur Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können.

Produkte mit Reinsubstanzen wie Menthol oder Campher sind für Kinder nicht geeignet, da die Gefahr eines Bronchospasmus besteht. Inhalationen werden grundsätzlich erst ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen. Für Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren ist der Großteil der Einreibungen und Bäder ebenfalls tabu, da ätherische Öle keinesfalls in die Nähe der Atemwege gebracht werden dürfen. Einige Präparate, z. B. Babix®, dürfen trotzdem ab dem Säuglingsalter verwendet werden. Sie können auf Gegenstände, beispielsweise auf ein Tuch oder die Bettwäsche getropft werden, die sich in der Umgebung, allerdings nicht in unmittelbarer Nähe der Atmungsorgane befinden. Ab einem Alter von zwei Jahren können die Tropfen dann direkt auf die Kleidung in der Nähe der Atmungsorgane aufgetragen werden. Hinweise zur genauen Dosierung findet man in der Packungsbeilage der einzelnen Produkte.

„Inhalation von innen”

Sozusagen eine galenische Weiterentwicklung der Inhala­tion mit ätherischen Ölen stellen die Fertigarzneimittel Soledum® Kapseln forte, Gelomyrtol® forte und Sinolpan® forte dar. Die Produkte enthalten ätherische Öle bzw. iso­lierte Reinsubstanzen aus ätherischem Öl. Bei Soledum® Kapseln forte ist es das 1,8-Cineol, bei Gelomyrtol® forte eine Kombination aus Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl und bei dem erst seit Oktober dieses Jahres erhältlichen Sinolpan® forte ebenfalls Cineol, das aus Eukalyptusöl gewonnen wird. Sie alle sind als magensaftresistente Kapseln erhältlich, die geschluckt werden. Die Wirkstoffe werden im Dünndarm resorbiert, über die Blutbahn gelangen sie direkt zu den Bronchien und wirken dort sekretolytisch und entzündungshemmend. Insgesamt kann man sich die Wirkweise wie eine „Inhalation von innen” vorstellen. Die drei Produkte sind ein Beispiel für die konsequente Weiterentwicklung traditioneller Therapieformen und Wirk­stoffe. Die Wirksamkeit dieser Arzneimittel ist in kli­nischen Studien dokumentiert. Im Gegensatz zu den Ein­reibungen und Bädern, die jeweils „zur unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten” zugelassen sind, sind Soledum®, Gelomyrtol® und Sinolpan® bei Bronchitis und Sinusitis zugelassen.

Salzwasser zur Befeuchtung der Atemwege

Neben ätherischen Ölen wird sehr häufig mit Salzwasser inhaliert. Die Inhalation von Salzlösungen zur Befeuchtung der Atemwege und zur Sekretmobilisation hat eine lange Tradition. Bereits in der Antike galten Schiffsreisen oder Aufenthalte am Meer als heilsam bei Lungenerkrankungen. Das Einatmen der meerwasserhaltigen Luft kann sozusagen als Vorreiter der Aerosoltherapie gesehen werden. Später wurden dann in Kurorten sogenannte Gradierwerke errichtet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Druckluftvernebler auf den Markt.

Damit das Salz an seinen Wirkort, die Bronchien, gelangt, muss es in Form eines Aerosols gelöst vorliegen. Eine klassische Inhalation mit in heißem Wasser gelöstem Salz ist nicht zielführend, denn im Gegensatz zu den ätherischen Ölen, die wasserdampfflüchtig sind, verbleibt das Salz im Kochtopf und geht nicht in die Dampfphase über. Mit speziellen Verneblern hingegen ist es möglich, Aerosole zu erzeugen, die eingeatmet werden und das Salz oder auch andere Arzneistoffe direkt in die Atemwege transportieren. Am häufigsten verwendet werden Druckluftvernebler. Sie bestehen aus einem Kompressor und einem Vernebler, die mit einem Schlauch verbunden sind. An den Vernebler wird ein Mundstück oder eine Maske angeschlossen, mit denen inhaliert wird. Die mit dem Kompressor erzeugte Druckluft wird über eine Düse beschleunigt. Dabei wird um den Luftstrom herum ein lokaler Unterdruck erzeugt (Venturi-Prinzip). Dieser Unterdruck saugt die Verneblerflüssigkeit über feine Kanäle aus dem Wirkstoffreservoir an. Durch die hohe Geschwindigkeit des Luftstroms wird an dessen Grenzschichten die Flüssigkeitssäule abgerissen, sodass Tröpfchen entstehen. Speziell konstruierte Prallplatten im Vernebler verändern dieses sogenannte Primäraerosol, indem die größeren Tröpfchen durch Impaktion abgeschieden und dem Wirkstoffreservoir wieder zugeführt werden. Die kleineren Tröpfchen folgen dem Luftstrom und stehen für die Inhala­tion zur Verfügung.

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Druckluftvernebler erzeugen ein Aerosol, dessen Teilchen klein genug sind, um bis in die unteren Atemwege zu gelangen.

Neben Druckluftverneblern gibt es auch Ultraschallvernebler, bei denen ein Schwingquarz elektrische Schwingungen in mechanische Schwingungen umwandelt, die auf die Wirkstofflösung übertragen werden, und Schwingmem­branvernebler (Mesh-Vernebler), bei denen die Vernebelung mittels einer perforierten Schwingmembran erfolgt, die durch ein ringförmiges Piezo-Element in Vibration gebracht wird. Die größte Rolle in der herkömmlichen Inhalations-Therapie spielen nach wie vor die Druckluftvernebler.

Aerosol: Auf die Größe kommt es an

Essenziell bei der Inhalationstherapie ist die Teilchengröße. Während die Partikelgröße bei Wasserdampf über 30 μm beträgt, können mit einem Druckluftvernebler deutlich kleinere Partikel von circa 0,5 bis 10 µm erzeugt werden. Therapeutisch nutzbar sind sowohl sehr große Tröpfchen (≥ 10 μm) zur Behandlung der oberen Atemwege als auch Tröpfchen unter 5 μm zur Therapie der Lunge. Die Deposition in den unterschiedlichen Bereichen der Atemwege ist also abhängig von der Teilchengröße. Partikel über 10 µm verteilen sich in Mund, Nase, Rachen, Kehlkopf, Partikel zwischen 6 und 10 µm in der Luftröhre und den großen Bronchien, Partikel zwischen 3 und 6 µm in den mittleren und großen Bronchien und kleinste Partikel unter 3 µm in den kleinen Bronchien und Alveolen. Nach unten hin (unter 0,5 μm) ist die Tröpfchengröße durch die zu geringe Masse der Teilchen begrenzt, die nicht mehr ausreichend Wirkstoff transportieren kann. Die Deposition in den Atemwegen wird von drei unterschiedlichen Mechanismen bestimmt, die wiederum von Teilchengröße und -geschwindigkeit abhängig sind: Impaktion, Sedimentation und Diffusion. Unter Impaktion versteht man die durch die Massenträgheit bedingte Ablagerung des Aerosolpartikels in der Lunge. Dies betrifft vor allem Aerosole mit einem Durchmesser von > 3 μm. Die Sedimentation, das heißt die schwerkraftabhängige Deposition, erfolgt abhängig von der Partikelgröße und zeigt sich bei Aerosolen von 0,5 bis 4 μm. Die Diffusion betrifft Partikel unter 1 μm. Diese folgen zunehmend der Brownschen Molekularbewegung, können sich also aus der Richtung des Trägergas-Stroms entfernen und – wenn sie dabei in Wandnähe gelangen – dort deponieren.

Auswahl des geeigneten Gerätes

Die Auswahl des geeigneten Gerätes richtet sich nach Alter (Erwachsener, Kind, Kleinkind / Baby) und Erkrankung (obere / untere Atemwege, Art der Erkrankung). Für Kinder und Babys gibt es spezielle Geräte und Zubehör wie Masken und Winkel. Üblicherweise sind zu den Geräten jeweils passende Year Packs erhältlich, bestehend aus Vernebler, Schlauch, Mundstück und / oder Maske, die jährlich erneuert werden sollten. Auf den Webseiten der Hersteller findet man detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen Geräten (siehe Tabelle 3). Nachdem der Markt für Inhala-tionsgeräte ständig wächst, ist ein objektiver Vergleich der Therapieeffizienz schwer möglich. Folgende Parameter nach DIN-Norm erlauben eine Einschätzung der Effizienz eines Gerätes, da sie eine Aussage über die Deposition der Teilchen in der Lunge ermöglichen:

  • MMAD (Mass Median Aerodynamic Diameter): durchschnittliche Größe eines Aerosolteilchens in µm. 50% der Tröpfchenmasse haben einen Durchmesser kleiner oder gleich dem MMAD.
  • RF (Respirable Fraction): Anteil (in %) der Aerosolpartikel im lungengängigen Bereich (< 5 µm).
  • FPF (Fine Particle Fraction): Anteil (in %) der Aerosolpartikel im lungengängigen Bereich (< 3 µm).
  • RD (Respirable Dose): absolute Menge (in µg) an Wirkstoff in lungengängigen Aerosolgrößen bis 5 µg.

Ein Inhalationsgerät mit einem niedrigen MMAD-Wert und einem hohen RF / FPF-Wert garantiert also eine hohe Deposition des Wirkstoffes in den unteren Atemwegen.

Tab. 3: Übersicht über die Hersteller von Druckluftvernebler
Hersteller
Webseite
Produktbeispiele
aponorm
aponorm® Inhalator Compact, aponorm® Compact Kids Inhalator
Beurer
IH 18, IH 26
MPV Medical
MicroDrop® Family2, MicroDrop® Calimero2, MicroDrop® Pro2
Omron
CompAir NE-C801, NE-C28P, NE-C801KD
Pari
Pari Compact, Pari TurboBoy SX, Pari Boy SX, Pari JuniorBoy SX

Richtig inhalieren

Zur Befeuchtung der Atemwege empfiehlt sich die Inhala­tion mit isotoner Kochsalzlösung. Praktisch sind fertige Ampullen wie Pari NaCl Inhalationslösung Ampullen oder Emser® Inhalationslösung. Mit hypertoner Kochsalzlösung kann zusätzlich ein sekretolytischer Effekt erzielt werden (z. B. MucoClear 3%, Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Daneben gibt es eine ganze Reihe von Wirkstoffen, die zur Inhalationstherapie geeignet sind, z. B. Bronchodilatatoren wie Ipratropiumbromid und Salbutamol oder Glucocorti­coide wie Budesonid.

Neben den technischen Parametern spielt die Inhalationstechnik eine wichtige Rolle. Wichtig ist eine langsame und tiefe Atmung, denn dadurch gelangt die Inhalationslösung besser in die Lunge. Bei rascher und oberflächlicher Atmung prallen viele der kleinen Aerosoltröpfchen im hinteren Rachenraum ab und gelangen erst gar nicht in die Lunge. Wenn möglich, sollte man während der Inhalation aufrecht sitzen oder stehen und den Vernebler senkrecht halten. Das Inhalationszubehör sollte einmal jährlich ausgetauscht werden, um Therapieeffizienz und Hygiene zu gewährleisten. Sollten mehrere Personen in einem Haushalt dasselbe Gerät verwenden, so wird empfohlen, dass jeder Patient seinen eigenen Vernebler mit Zubehör verwendet, um Kreuzinfektionen und Ansteckungen zu vermeiden. |

Literatur

Hänsel R, Sticher O. Pharmakognosie Phytopharmazie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2014

Kompendium Aerosoltherapie. Pari GmbH

Ratgeber Atemwege, Erkältung, Inhalation. MPV Medical GmbH

Rote Liste Online. www.rote-liste.de, Stand August 2018

Wissenschaftliche Einordnung des DIN-Norm Testverfahrens für Inhalationsgeräte. Stand 2018, MPV Medical GmbH

Autorin

Apothekerin Dr. Birgit Benedek studierte Pharmazie an der Universität Wien und promovierte dort im Fach Pharmazeutische Biologie. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie ist sie derzeit in einer öffentlichen Apotheke in Neunkirchen am Brand tätig. Zudem arbeitet sie als freie Autorin unter anderem für die DAZ.

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