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Beratung
Die Hausapotheken-Aktion
Wie Apothekerin Margit Schlenk zur Hausapotheke berät
DAZ: Spielt die Beratung zur Hausapotheke eine besondere Rolle in Ihrer Apotheke?
Margit Schlenk: Ja, durchaus. Die Beratung zur Hausapotheke gehört bei uns auf alle Fälle zu unserem Dienstleistungsangebot.
DAZ: Gehen Sie dieses Thema in der Apotheke aktiv an, d. h., sprechen Sie Ihre Kunden auf die Hausapotheke an oder fragen die Kunden selbst nach?
Schlenk: In der Regel sprechen wir die Kunden auf ihre Hausapotheke an, aber es kommt auch vor, dass die Kunden selbst nachfragen.
DAZ: Wie gehen Sie hier vor? Machen Sie dies in erster Linie im Rahmen von Aktionen?
Schlenk: Wir machen beispielsweise Aktionen, bei denen wir unseren Kunden anbieten, ihre Hausapotheke zu durchforsten. Wir überprüfen die Arzneimittel auf Haltbarkeit, wir schauen alle Arzneimittel durch, ob Präparate verfallen sind und ob das Haltbarkeitsdatum bald erreicht ist. Wir prüfen aber auch auf die Sinnhaftigkeit der vorhandenen Arzneimittel. Dabei berücksichtigen wir natürlich, welche Personen in diesem Haushalt leben, beispielsweise ob Kinder oder Kleinkinder zur Familie gehören. Wir prüfen, ob die geeigneten Dosierungen für diese Personen vorhanden sind, z. B. Schmerzzäpfchen für Kleinkinder mit entsprechend geringerer Dosierung oder Nasenspray für Kinder mit niedrigerem Wirkstoffgehalt. Oft sammeln sich in den Hausapotheken Reste, die von zurückliegenden Verordnungen übriggeblieben sind – wir sagen den Kunden, dass es in vielen Fällen keinen Sinn mehr macht, diese Arzneimittel aufzubewahren. Manchmal bringen die Kunden uns ein Sammelsurium an alten Arzneimittelpackungen, an denen man ablesen kann, was es in den letzten zwei, drei Jahren an Beschwerden gab und was von Ärzten verordnet wurde. Da müssen wir zum Teil kräftig aussortieren.
DAZ: Wie gehen Sie bei den Aktionen zur Hausapotheke vor? Wie kündigen Sie diese Aktionen an?
Schlenk: Wir kündigen solche Aktionen in der Regel im Rahmen unseres Vortragsprogramms an, in dem auch solche Aktionen aufgeführt sind. Und wenn wir eine Aktion zwischendurch machen, bewerben wir sie über Flyer, die wir auslegen und unseren Kunden mitgeben. Wir nutzen darüber hinaus auch unsere Facebook-Seite, auf der wir ebenfalls auf unsere Aktionen hinweisen.
DAZ: Stößt dies auf Facebook auf eine große Resonanz?
Schlenk: Ja, vor allem wenn wir dies beispielsweise in das Thema Frühjahrsputz einbetten. Wir fragen: Wenn Sie im Frühjahr Hausputz machen, haben Sie auch daran gedacht, Ihre Hausapotheke auf Vordermann zu bringen? Das kommt gut an.
DAZ: Wie oft machen Sie die Aktion zur Entrümpelung der Hausapotheke? Und wie groß ist die Resonanz der Kunden auf eine solche Aktion?
Schlenk: Diese Aktion machen wir in der Regel einmal im Jahr, jeweils für eine Woche. Etwa 20 bis 30 Kunden nehmen diese Gelegenheit wahr und machen bei der Aktion mit. Unsere Stammkunden wissen allerdings, dass wir uns nicht nur während der Aktionswoche um die Hausapotheke kümmern – sie bringen auch während des Jahres ihre Hausapotheke zur Durchsicht vorbei und lassen sich beraten, häufig auch in Kombination mit einer Beratung zur Reiseapotheke. Wenn Kunden eine Reiseimpfberatung wünschen, nehmen wir die Gelegenheit wahr und beraten rundum zur Reiseapotheke. Wir informieren sie dann, welche Arzneimittel sie für einen Aufenthalt in diesem oder jenem Land mitnehmen sollten, z. B. Durchfallmittel, Erkältungspräparate. Wir weisen auch auf Präparate für Sportverletzungen hin, vor allem bei Kunden, die einen sportlichen Aktivurlaub planen. Für den Wanderurlaub empfehlen wir Präparate mitzunehmen, die Zerrungen, Prellungen und Verstauchungen lindern. Im Rahmen dieser Beratung fragen wir dann nach, welche Präparate in der Hausapotheke vorhanden sind und bieten die Überprüfung der Präparate an. Wir schauen die Arzneimittel durch, ob davon noch etwas verwendet werden kann und ob noch genügend davon vorhanden ist, um diese Präparate in den Urlaub mitzunehmen.
DAZ: Geben Sie Ihren Kunden im Rahmen der Entrümpelungsaktion auch gleichzeitig Empfehlungen, was eine gute Hausapotheke enthalten sollte?
Schlenk: Ja, auf alle Fälle. Hierfür haben wir Flyer entworfen für die Themen Hausapotheke und Reiseapotheke. Wobei wir darauf hinweisen, dass dies nur eine Grundausstattung sein kann und noch keine individuellen Bedürfnisse berücksichtigt. Wenn beispielsweise Kleinkinder oder Kinder im Haushalt leben, sind andere zusätzliche Arzneimittel sinnvoll als wenn geriatrische Personen in der Familie sind, wo man beispielsweise mit Diphenhydramin-haltigen Arzneimitteln vorsichtig sein sollte wegen seiner anticholinergen Wirkkomponente. Mit den Listen kann man also nur einen groben Rahmen vorgeben und muss sich im Klaren darüber sein, dass dies nicht für alle gelten kann. Genau das ist ja auch der Vorteil einer persönlichen Beratung in einer Vor-Ort-Apotheke: Sie kennt die Personen, die Familien, und weiß, welche besonderen Bedürfnisse sie haben. Eine Versandapotheke kann das in diesem Umfang gar nicht leisten. In vielen Fällen wissen wir bereits über die Kundenkarte, aus der die Medikationshistorie ersichtlich wird, was der Kunde einnimmt und was wir ihm Passendes aus der Selbstmedikation empfehlen können.
DAZ: Geben Sie dem Kunden auch eine Art Checkliste an die Hand, was in einer Hausapotheke vorhanden sein sollte?
Schlenk: Eher nicht, wir empfehlen ihm lieber, seine Arzneimittel zur fachkundigen Durchsicht zu uns zu bringen, damit wir sehen, was er benötigt und ob die Qualität der Arzneimittel noch passt.
DAZ: Nutzen Sie solche Entrümpelungsaktionen der Hausapotheke auch für Brown-Bag-Analysen?
Schlenk: Nein, die Brown-Bag-Analyse läuft bei uns separat. Eine Verknüpfung mit der Hausapothekenaktion würde die Wertigkeit des Medikationsmanagements verwässern. Eine Brown-Bag-Analyse ist eine gesonderte Leistung, die ein umfangreiches Wissen benötigt …
DAZ: … und für die Sie auch ein Honorar verlangen.
Schlenk: Richtig, während wir die Durchsicht der Hausapotheke als kostenlosen Service anbieten, zumal der Patient hier meist bereit ist, benötigte Präparate zur Selbstmedikation für seine Hausapotheke zu kaufen.
DAZ: Geben Sie auch Tipps, wie und wo man seine Hausapotheke aufbewahrt? Verkaufen Sie auch Hausapotheken-Schränkchen?
Schlenk: Nein, die üblichen Hausapotheken-Schränke, wie es sie für Betriebe gibt, verkaufen wir nicht, sie sind in der Regel für einen Privathaushalt nicht formschön. Das könnte vielleicht noch eine Marktlücke sein. Wir weisen unsere Kunden aber daraufhin, Arzneimittel eher nicht im Bad aufzubewahren wegen erhöhter Temperaturen und einer höheren Feuchtigkeit. Wir empfehlen, Arzneimittel im Schlafzimmer aufzubewahren, auf keinen Fall im Kinderzimmer.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch. |
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