Gesundheitspolitik

Den Versendern das Spiel verderben

Kommentar von Christine Ahlheim

Viele Apotheker dürften einigermaßen entsetzt gewesen sein, als kürzlich in einem FAZ-Beitrag die reichlich antiquierte Offizin von ABDA-Präsident Schmidt in Leipzig als Prototyp der Vor-Ort-Apotheke präsentiert wurde. Obwohl es in den meisten Apotheken weitaus fortschrittlicher aussehen dürfte, stellt sich die Frage: Hat die Zukunft wirklich schon überall Einzug gehalten?

Betrachtet man die stürmische Entwicklung beim Thema Digitalisierung und die damit in der Bevölkerung rasant gestiegene Erwartungshaltung, so sollte eine eigene Website mittlerweile selbstverständlich sein. Aber auch die Möglichkeit, Medikamente auf digitalem Weg zu bestellen, wird in Zukunft immer mehr nachgefragt werden (s. S. 6). Wer hier nicht mitzieht, läuft Gefahr, Kunden zu verlieren.

Die größte Bedrohung liegt jedoch beim E-Rezept, das Bundesgesundheitsminister Spahn 2020 einführen will. Auch wenn, was zu hoffen ist, die freie Apothekenwahl dadurch nicht beeinflusst wird und der Patient weiterhin Herr seiner Verordnung bleibt, sollte sich niemand darauf verlassen, dass die Kunden nach wie vor alle persönlich zum Einlesen in die Apotheke kommen. Vielmehr dürfte das Rezept häufig digital übermittelt und die Medikamente dann entweder abgeholt oder zugestellt werden. Oder aber es landet, darauf hofft der Finanzchef der Shop Apotheke Ulrich Wandel, beim Versender. In der „Welt“ feierte er kürzlich schon das E-Rezept als „Game-Changer“, der die Versender deutlich nach vorne katapultiert. Dieses Spiel sollten die Apotheker den Versendern jedoch verderben: Indem sie digital auf Augen­höhe mitspielen und darüber hinaus alle Vorteile ihrer Vor-Ort-Präsenz ausspielen.

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