Wirtschaft

A wie Amazon statt A wie Apotheke?

APOkix-Umfrage: Apotheker rechnen mit Amazon als neuem Konkurrenten/Stimmungsbarometer zur aktuellen Geschäftslage auf Talfahrt

cha | Die Apotheker rechnen damit, dass der Internetgigant Amazon seinen Einfluss im Gesundheitsbereich schon bald deutlich ausweiten wird und die Kunden dieses Angebot auch annehmen werden. Das zeigt die aktuelle APOkix-Umfrage vom April 2019.

Zum Leidwesen vieler Apotheker vertreiben einzelne Kollegen OTC-Medikamente über Amazon. Laut einem – noch nicht rechtskräftigen – Urteil des Landgerichts Magdeburg vom Januar 2019 verstößt dies nicht gegen geltendes Recht. Die große Mehrheit der über 200 APOkix-Teilnehmer sieht dies allerdings kritisch: Knapp 90 Prozent verkaufen nicht via Amazon und können es sich auch nicht vorstellen. Gut jeder zehnte kann es sich zumindest vorstellen, ein Prozent der Befragten ist selbst auf der Plattform aktiv. Dementsprechend beurteilen mehr als drei Viertel der Apotheken­leiter den Medikamentenverkauf über Amazon mit „Geht gar nicht“, während rund fünf Prozent darin eine gute Möglichkeit sehen, „um auch online vertreten zu sein“.

Dabei nehmen die Apotheker Amazon durchaus als ernst zu nehmende Konkurrenz wahr: 83 Prozent der APOkix-Teilnehmer gehen davon aus, dass die Relevanz von Amazon im Gesundheitsbereich innerhalb der nächsten zwei Jahre stark zunehmen wird. Und mehr als 60 Prozent der Befragten fürchten die zukünftige Konkurrenz von Amazon mehr als die Konkurrenz durch die klassischen Online-Apotheken. Insbesondere vermuten knapp acht von zehn Apothekenleiter, dass sich Kunden sehr schnell daran gewöhnen werden, bei Amazon auch Medikamente zu bestellen, weil sie mit dem Kauf von anderen Produkten auf der Online-Plattform bereits vertraut sind. Dagegen sieht nur ein gutes Viertel der Befragten in Amazons fehlender Gesundheitskompetenz ein Hindernis beim Verkauf von Medikamenten.

Die APOkix-Teilnehmer sind sich weitgehend einig, wie der Gesetzgeber auf die Konkurrenz durch den Internetkonzern reagieren sollte: 94 Prozent fordern, dass der Verkauf von Medikamenten über Amazon verboten wird. Stattdessen wünschen sie sich eine alternative Online-Bestellplattform, die allen Präsenzapotheken offensteht und die bewährte Lieferkette von Herstellern über den pharmazeutischen Großhandel und die Präsenzapotheken sicherstellt. Damit dürften die im Aufbau befindlichen Plattformen „IhreApotheken.de“ vom „Zukunftspakt Apotheke“ der Noweda und des Burda Verlags sowie die „Initiative ProAvO“, hinter der u. a. der Wort & Bild Verlag und Sanacorp stehen, bei den Apothekern auf rege Resonanz stoßen.

Innerhalb eines Jahres ist der Index für die aktuelle Geschäftslage von 102,6 Punkten im April 2018 auf 77,5 Punkte im April 2019 abgestürzt.

Aktuelle Geschäftslage: schlechtester Wert seit 2014

Weiterhin wurden die APOkix-Teilnehmer wie jeden Monat danach befragt, wie sie die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten einschätzen. Besonders schlecht fiel im April der Index für die aktuelle wirtschaftliche Lage aus: Mit 77,5 Punkten wurde der tiefste Wert seit September 2014 erreicht, seinerzeit lag der Index bei 76,7 Punkten. Das ist umso bemerkenswerter, als der Index noch vor einem Jahr 102,6 Punkte und damit gut 25 Punkte mehr aufwies als aktuell. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.

Noch trüber ist aber weiterhin der Blick in die Zukunft. Seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 hält sich der Index für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung fast ausschließlich unter der 70-Prozent-Marke, nach 65,7 Punkten im März sank er im April auf 61,4 Punkte. Inwieweit die Pläne von Bundesgesundheitsminister Spahn hieran etwas ändern, wird erst die nächste APOkix-Umfrage zeigen – der Entwurf für das Apotheken-Stärkungsgesetz wurde am 8. April und damit mitten im Befragungszeitraum bekannt. |

APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

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