Wirtschaft

Gelbe Karte für Baumann

Aktionäre verweigern Entlastung für Bayer-Chef

cha/dpa | Das hat es noch bei keinem DAX-Konzern gegeben: Nur knapp 44,5 Prozent des anwesenden Kapitals sprachen sich bei der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns für die Entlastung des Vorstands aus. Für Vorstandschef Werner Baumann hat dies – zumindest vorerst – noch keine Konsequenzen.

Schon im Vorfeld der Bayer-Hauptversammlung am 26. April war klar, dass es hoch hergehen würde. Denn der teuerste Zukauf in der deutschen Unternehmensgeschichte ist Bayer teuer zu stehen gekommen: Die Prozessflut in den USA gegen den „Neuerwerb“ Monsanto, dessen Unkrautvernichter Glyphosat unter dem Verdacht steht, krebs­erregend zu sein, hat zu einem enormen Verfall des Firmenwerts geführt. Und damit zu viel Ärger bei den Aktionären, die deshalb den Vorstand nicht entlasteten.

Dennoch bleibt offensichtlich erst einmal alles beim Alten an der Bayer-Spitze. Man stehe „geschlossen hinter dem Vorstand“, war nach der schallenden Ohrfeige für Baumann aus dem Aufsichtsrat zu hören. Zudem habe die Nichtentlastung keine rechtlichen Auswirkungen.

Dafür gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Zum einen setzen die Leverkusener auf Kontinuität beim Personal, zudem hat der heutige Aufsichtsratschef und frühere Vorstandsvorsitzende Werner Wenning eine enge Bindung zu Baumann. Zum anderen hielten sich einflussreiche Aktionäre mit Rücktrittsforderungen auffallend zurück, obwohl sie dem Vorstand die Entlastung verweigerten. „Ein neues Management würde das Chaos noch vergrößern“, meinte Deka-Fondsmanager Ingo Speich. Und Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wert­papierbesitz (DSW) ist der Meinung, der Vorstand solle an Bord bleiben, um „den Karren wieder aus dem Dreck“ zu ziehen. |

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