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- AZ 31/2019
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Management
So ein Glück!
Mehr Zufriedenheit im Arbeitsalltag
Wer zufriedener im Job sein möchte, sollte sich zuerst bewusst machen, ob er seinem Glück nicht selbst im Weg steht. Natürlich können wir mit bestimmten Kollegen, Unternehmensstrukturen oder sogar dem direkten Vorgesetzten ungünstige Umstände vorfinden und diese für unseren Missmut verantwortlich machen. Viel mehr Einfluss und damit Handlungsoptionen haben wir allerdings bei unseren eigenen Glücksbremsen, die uns daran hindern, unsere Träume zu verfolgen oder Erfüllung in unserer Arbeit zu finden. Zu den klassischen Bremsen gehören:
Die Überholspur: Wenn sich die Karriere oder auch die Unternehmensentwicklung auf der Überholspur befindet, warum sollten wir uns dann eine Pause gönnen? Ein paar Jahre auf Familie und Freunde verzichten, um dann mit einem guten Job und einem sicheren Polster alles besser genießen zu können, scheint ein fairer Deal. Langsam paart sich übertriebener Ehrgeiz mit Konkurrenzdenken und jede Auszeit fühlt sich an wie das Abstellgleis. Entschleunigen und die Überholspur zu verlassen, scheint irgendwann kaum noch möglich, und die Kinder sind auf einmal schneller groß als gedacht.
Der Erwartungsdruck: „Mensch, mach das bloß. Das ist ein Traumjob und eine sichere Anstellung. Du musst auch an die Familie denken“, bekommen wir zu hören und wie von selbst landen wir in einem Beruf oder bei einem Arbeitgeber, der überhaupt nicht zu uns passt. Um die Erwartungen der anderen zu erfüllen, halten wir aus, obwohl wir eigentlich unglücklich sind.
Das permanente Arbeiten: In einer Studie hat die Hamburger Vergütungsberatung Compensation Partner festgestellt, dass deutsche Führungskräfte so viele Überstunden machen, dass sie sich im Laufe ihrer Karriere auf 7,4 Arbeitsjahre summieren. Was passiert, wenn wir ständig arbeiten? Es entwickelt sich eine Negativspirale. Mehr Arbeit macht mehr Stress, die Gehirntätigkeit reduziert sich, was wiederum die emotionale Intelligenz beeinträchtigt, und die ausbleibende Kreativität und mangelnde soziale Interaktionen halten die Leistungsfähigkeit schlussendlich restlos in Schach. Auch wenn es derzeit scheinbar zum guten Ton gehört, immer und ständig zu arbeiten, sind Überstunden ineffektiv und schaden im Grunde genommen nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Unternehmen.
Goodbye Konventionen
Kommt Ihnen das bekannt vor? Bremsen Sie Ihr Glück selbst aus? Tückisch an Glücksbremsen ist, dass sie nicht durchweg schlecht sind. Gesunder Ehrgeiz bringt einen meist weiter und fleißig Erwartungen erfüllen hält uns in unserer Komfortzone und gibt uns Sicherheit. Und ganz gewiss profitieren auch einige Menschen in unserem Umfeld von unserem angepassten Verhalten, ganz ohne Böswilligkeit. Die Frage ist nur, ob auch die Menschen profitieren, die uns besonders am Herzen liegen, allen voran wir selbst. Sich selbst zurückstellen kann wiederum einen schädlichen Einfluss auf wichtige Beziehungen nehmen.
Nur mal so tun als ob …
Glücksbremsen zu erkennen, ist ein guter Anfang. Sich von ihnen zu verabschieden, ist jedoch nicht ganz einfach. Dazu gehört eine gute Idee, wie das Leben ohne sie wäre. Wie wäre das? Was würden Sie tun? Wie würden Ihre Beziehungen aussehen? Tun Sie so, als wären Sie zwei Jahre weiter, wie würden Sie den Satz „Seitdem ich auf die Glücksbremse verzichte, ist Folgendes geschehen: …“ beenden?
Glück kommt mit dem Sinn
Wer nicht nur die Bremse lösen, sondern auch das Glück am Arbeitsplatz selbst gestalten möchte, sollte den Sinn in seiner Arbeit entdecken können. Die Leidenschaft für eine gute Sache steigert ganz natürlich Energie und Einfallsreichtum. Die Arbeit wird nicht nur abgeleistet, sondern sie wird zu einem positiven Erlebnis, was stärkt, ganz gleich um welches Tätigkeitsfeld es sich handelt.
Als Führungskraft können Sie das positive Denken Ihrer Mitarbeiter unterstützen, indem Sie behutsam mit der Sinnfrage umgehen und die getane Arbeit schätzen. Schlecht funktionierende Strukturen, das Ausbleiben von Anerkennung und permanenter Stress schneiden Mitarbeiter von der starken Motivationsquelle Sinn ab.
Glück kommt mit der Zeit
Womit wir direkt beim nächsten wichtigen Punkt wären: Zeit. Zeit macht glücklich. Auf der Arbeit, aber auch im Privaten scheint es allerdings einen kollektiven chronischen Zeitmangel zu geben, obwohl so viele von uns gerne mehr Zeit hätten. Warum ist das MEHR an Zeit so unerreichbar? Sicher hat es auch damit zu tun, welche Prioritäten wir ganz selbstverständlich setzen. Ein Beispiel: Ein Berufsmusiker (kein geldschwerer Star) erzählte mir letztens, dass er die Stundenzahl seiner Festanstellung gerne auf die Hälfte reduzieren würde, mit der Begründung, er bräuchte nicht mehr Geld und hätte lieber mehr Zeit. Mein erster Gedanke war: Er wird nicht viel verdienen, kann man davon wirklich leben? Ich hatte das Gefühl eines starken Missverhältnisses und fragte ihn, was er mit der ganzen Zeit denn anfangen wolle. Er meinte, die Sonne genießen, entspannt durch die Stadt gehen und Projekte annehmen, wenn sich die Gelegenheit biete. Mein zweiter Gedanke: Ist halt ein Künstler. „Und wenn dein Arbeitgeber dem nicht zustimmt?“, fragte ich. „Das ist irrelevant, denn meine Entscheidung steht fest“, antwortete er. Und nach einer kurzen Pause mein dritter Gedanke: Er hat recht.
Aus Unsicherheit, wie sich unser Leben in der Zukunft finanziell entwickeln wird oder weil allgemein Geld als wichtig angesehen wird, favorisieren wir bei vielen Entscheidungen das Geld und nicht die Zeit (Lebenszeit). Wenn jede Entscheidung zugunsten des Geldes getroffen wird, entwickelt sich nach einer Weile ein chronischer Zeitmangel.
Bei der Arbeit in der Apotheke können die Mitarbeiter nicht zwingend eigenständig über ihre Zeit bestimmen. Es liegt in der Hand der Führungskraft, darauf zu achten, dass den Mitarbeitern ein ausreichendes Zeitbudget zu Verfügung steht, um ihre Arbeit vernünftig ausführen zu können – mehr Struktur statt immer nebenbei.
Glück kommt mit Beziehungen
Kollegen sind keine Freunde, so die gängige Meinung. Wenn sich unter den Kollegen trotzdem ein Freund befindet oder die Beziehungen über das kollegiale Maß hinaus auch ein wenig freundschaftlich sind, ist das ziemliches Glück. Nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen. Wer mit Menschen zusammenarbeitet, die er mag und respektiert, geht sehr wahrscheinlich gerne zur Arbeit. Gute Beziehungen gelten als das Rückgrat eines Unternehmens, denn Mitarbeiter, die zueinanderstehen, gehen großzügiger mit ihren Talenten und Ressourcen um. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir ein wichtiger Teil des Teams sind, setzen wir uns stärker für kollektive Ziele ein.
Können Sie das als Führungskraft beeinflussen? Ja. Indem Sie die Bildung von Beziehungen begünstigen, durch Förderung von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt sowie durch Aufmerksamkeit für individuelle Bedürfnisse.
Ausblick
Um zufriedener im Arbeitsalltag zu sein, geht es nicht darum, sich seine Anstellung schönzureden, sondern bewusst abzuwägen, was wir wirklich beeinflussen können, und dann konsequent das zu tun, was glücklich macht. |
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