Wirtschaft

Lieferengpässe sorgen für erheblichen Mehraufwand

APOkix-Umfrage: Politik muss endlich Gegenmaßnahmen ergreifen / Konjunkturindizes: Schlechte Stimmung hält weiter an

cha | Mittlerweile wird über Lieferengpässe nicht mehr nur in der Fachpresse, sondern auch in Publikumsmedien bis hin zur Tagesschau berichtet. Und in der Tat ist die überwiegende Mehrzahl der Apotheken mehrmals täglich mit Lieferengpässen konfrontiert, was zu einer deutlichen Erhöhung des Beschaffungsaufwands führt – das zeigt die aktuelle APOkix-Umfrage vom September.

92 Prozent der rund 200 APOkix-Teilnehmer sind mehrmals täglich von Lieferengpässen betroffen, weitere 5 Prozent täglich. Dabei hat sich die Lage in den vergangenen Jahren noch deutlich verschärft: 2016 traten Lieferengpässe bei 65 Prozent der Befragten mehrmals und bei 22 Prozent täglich auf. Besonders oft betroffen sind Arzneimittel mit Rabattvertrag (84 Prozent sehr häufig/ 15 Prozent eher häufig), aber auch Impfstoffe (40/48) und Arzneimittel ohne Rabattvertrag (31/46).

Im Durchschnitt gibt es in den ­teilnehmenden Apotheken bei 106 Produkten Lieferengpässe. Bei über einem Viertel der Befragten sind es sogar mehr als 150. Das sorgt natürlich für Mehrarbeit: 99 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu: „Lieferengpässe führen zu einer deutlichen Erhöhung des Beschaffungsaufwands in meiner Apotheke.“ Neben dem personellen Mehraufwand droht weiterer wirtschaftlicher Schaden durch die Krankenkassen. Mehr als 80 Prozent der APOkix-Teilnehmer beklagen, dass die Rabattverträge es kompliziert machen, „bei Lieferengpässen geeignete Alter­nativen zu finden, die den Wirtschaftlichkeitsansprüchen der Kassen genügen“, und dass die Retaxgefahr steige, „da alternative Präparate abgegeben werden müssen“.

Dazu kommt noch die Information der Kunden: Über 80 Prozent der Befragten erleben häufig, „dass Patienten aufgrund von Lieferengpässen verunsichert sind“, und bei 75 Prozent werden häufig Fragen zu Lieferengpässen gestellt, wenn benötigte Arzneimittel davon betroffen sind. 71 Prozent der Apothekenleiter finden daher, dass Lieferengpässe „zu einer Gefährdung der Versorgungssicherheit der Patienten“ führen.

Rund drei Viertel der APOkix-Teilnehmer fürchten, dass Lieferengpässe zukünftig weiter zunehmen werden. Dringend gefordert sehen die Apotheker die Politik: Sie müsse Maßnahmen zur Vermeidung von Lieferengpässen ergreifen. Beklagt wird aber auch, dass pharmazeutische Unternehmer nicht hinreichend über (drohende) Lieferengpässe informieren. Daher wünschen sich 82 Prozent der ­Befragten, dass Arzneimittelhersteller zur Meldung von Lieferengpässen oder Lieferausfällen für alle Arzneimittel gesetzlich verpflichtet werden sollten, sobald diese absehbar sind.

Passend zum nahenden Herbst dümpelt auch die Stimmung der APOkix-­Teilnehmer im Trüben dahin – ohne Aussicht auf Besserung.

VOASG kann die Stimmung nicht aufhellen

Weiterhin wurden die APOkix-Teilnehmer wie in jedem Monat danach befragt, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage einschätzen und welche Erwartungen sie an die kommenden zwölf Monate haben. Hier zeigt sich bei beiden Indizes, dass die Stimmung unter den Apothekern weiterhin schlecht ist. So liegt der Wert für die aktuelle Geschäftslage bei 78,0 Punkten und damit 8,4 Punkte tiefer als im September 2018. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.

Noch deutlich schlechter werden mit 56,5 Punkten die Erwartungen an die Zukunft beurteilt. Auch hier war die Einschätzung im Vorjahresmonat um 9,3 Punkte besser. Offenbar kann das geplante Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken (VOASG) nicht dazu beitragen, dass die Apotheker wieder hoffnungsfroher in die Zukunft schauen. Damit ist es der Politik auch rund drei Jahre nach dem EuGH-Urteil zu den Rx-Boni immer noch nicht gelungen, die massive Verunsicherung im Berufsstand abzubauen. |

APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

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