Arzneimittel und Therapie

Bei DPP-4-Inhibitoren die Haut im Blick behalten

Bullöses Pemphigoid wird häufiger beobachtet

Einzelne Studien haben in der Vergangenheit Hinweise darauf geliefert, dass die Einnahme von DPP‑4-Inhibitoren bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zu einem erhöhten Risiko für bullöses Pemphigoid, einer seltenen Autoimmunerkrankung der Haut, führen könnte. Eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie aus Korea erhärtet diesen Verdacht.

Die Inhibitoren des Enzyms Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) hemmen den Abbau von Inkretinen, senken die Glucagon-Freisetzung, erhöhen die Insulin-Sekretion und senken so den Blutzuckerspiegel. Sie werden allein oder in Kombination – beispielsweise mit Metformin – bei Patienten mit Typ-2-­Diabetes eingesetzt. In Deutschland sind derzeit die Wirkstoffe Saxagliptin (z. B. Onglyza®), Sitagliptin (z. B. Januvia®) und Vildagliptin (z. B. Galvus®) verfügbar. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Gliptine zählen unter anderem eine erhöhte Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden. Zudem wurden Hautausschläge im Zusammenhang mit DPP-4-Inhibitoren beschrieben: Eine Überwachung von Hauterkrankungen (Blasenbildung, Ulzera und Hautausschlag) wird empfohlen.

In letzter Zeit wurde vermehrt über das Auftreten von bullösem Pemphi­goid während einer Therapie mit DPP‑4-Inhibitoren berichtet. Die Auto­immunreaktion gegen bestimmte Proteine an der dermoepidermalen Junktionszone macht sich durch generalisierte, juckende Bläschen und Läsionen an der Haut bemerkbar. Die Erkrankung ist relativ selten und tritt vor allem bei älteren Personen auf. Die Pathogenese ist nicht vollständig geklärt. Als Risikofaktoren gelten neurologische Erkrankungen wie Demenz oder Morbus Parkinson, psychiatrische Erkrankungen, entzündliche Hauterkrankungen und Bettlägerigkeit. Auch Traumen, Verbrennungen, Bestrahlungen und bestimmte Arzneistoffe können als Trigger wirken. Falls ein Verdacht auf ein bullöses Pemphigoid besteht, sollte der DPP-4-Hemmer gemäß der Fachinformation zu Sitagliptin abgesetzt werden.

Foto: Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.

Männer häufiger betroffen

Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Gliptinen und dem Auftreten von bullösem Pemphigoid wurde im Rahmen einer retrospektiven, landesweiten Fall-Kontroll-Studie untersucht. Herangezogen wurden die zwischen den Jahren 2012 und 2016 erhobenen Versicherungsdaten von 670 koreanischen Diabetespatienten mit neu diagnostiziertem bullösem Pemphigoid. Diesen Patienten wurden 670 Kontroll-Fälle nach Alter und Geschlecht zugeordnet, bei denen ein Diabetes, aber kein bullöses Pemphigoid vorlag.

Die Anzahl der Patienten mit Diabetes und bullösem Pemphigoid nahm im Beobachtungszeitraum um mehr als das Doppelte zu (77 im Jahr 2012 vs. 206 im Jahr 2016). Auch der Anteil an Patienten mit Diabetes unter allen Patienten mit bullösem Pemphigoid erhöhte sich (0,18 in 2012 vs. 0,33 in 2016). Die Einnahme von DPP-4-Inhibitoren war mit einem signifikant erhöhten Risiko für das Auftreten eines bullösen Pemphigoids assoziiert (adjustierte Odds Ratio [aOR] 1,58; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,25 bis 2,00). Von allen DPP‑4-Inhibitoren, die in Korea auf dem Markt sind, war Vildagliptin mit dem höchsten Risiko verbunden (aOR  1,81; 95%-KI 1,31 bis 2,50). Es zeigte sich zudem ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: Eine signifikante Assoziation zwischen der Einnahme von DPP-4-Hemmern und einem bullösen Pemphigoid war nur für Männer, nicht jedoch für Frauen nachweisbar. Warum dem so ist und auf welchem Mechanismus das Auftreten dieser unerwünschten Wirkung beruht, müssen weitere Studien zeigen. |

Quelle

Lee SG et al. Association of Dipeptidyl Peptidase 4 Inhibitor Use With Risk of Bullous Pemphigoid in Patients With Diabetes. JAMA Dermatol 2019;155(2):172-177

Fachinformation Januvia®. Stand August 2018

Fachinformation Onglyza®. Stand August 2018

Fachinformation Galvus®. Stand April 2018

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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