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Lauterbach pocht auf Masern-Impfpflicht

Die Grünen wollen lieber Beratung verbessern und bringen erneut Impfungen in der Apotheke ins Spiel

BERLIN (ks) | SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach hat die Diskussion um eine Impfpflicht wieder angeheizt. Von den Grünen forderte er, sie dürften sich bei dem Thema „nicht wegducken“.

Lauterbach erklärte dem „Tagesspiegel“, er sei mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Gespräch über eine Masern-Impfpflicht. Er selbst ist klar dafür. Den Artikel im „Tages­spiegel“ kommentierte er auf Twitter deutlich: „Impfpflicht für Masern muss eingeführt werden, weil wir sonst die Kontrolle über diese Krankheit unnötigerweise nicht bekommen. Kinder, die erkranken, bezahlen z. T. mit lebens­langer Behinderung für die Dummheit ihrer Eltern oder gar die Eltern anderer Kinder“. Im BMG gibt man sich zurückhaltender: Man müsse erst mal sehen, ob die Maßnahmen von 2015 Früchte trügen, sagte eine Sprecherin. Seinerzeit waren mit dem Präventionsgesetz verschiedene mildere Regelungen zur Verbesserung des Impfschutzes verabschiedet worden: z. B. muss seitdem bei der Aufnahme eines Kindes in die Kita ein Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorgelegt werden – anderenfalls drohen Sanktionen.

Diese Maßnahmen seien zwar „ein Schritt in die richtige Richtung“ gewesen, sagt Lauterbach. Sie brächten aber zu wenig. Der SPD-Politiker appellierte auch an die Ärztekammern, gegenüber Impfkritikern in den eigenen Reihen massiver aufzutreten. Wer sich mit ärztlicher Autorität unwissenschaftlich zu Impffragen äußere, müsse standesrechtlich sanktioniert werden.

Lauterbach wandte sich zudem an die Grünen: Da sich in der Klientel dieser Partei besonders viele Impfgegner befänden, erwarte er von ihnen deut­lichere Ansagen. Kordula Schulz-Asche (Grüne) entgegnete: Dass sich ihre Partei gegen eine Impfpflicht wehre, habe damit zu tun, dass man dem Selbst­bestimmungsrecht der Bürger höheren Wert beimesse. Die Impfempfehlungen des RKI seien aber „auch für Menschen nachvollziehbar, die der Pharmaindustrie misstrauen“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. Ebenso gebiete es die gesellschaftliche Solidarität, sich impfen zu lassen. Dass das zu viele unterlassen, liegt Schulz-Asche zufolge an fehlender guter und zielgruppengerechter Beratung. Zudem sollte das Impfen vereinfacht werden: So sollte es aufsuchende Offerten des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Kitas, Schulen und Betrieben geben. Oder die Möglichkeit, sich in Apotheken impfen zu lassen. |

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