Arzneimittel und Therapie

Spät entdecktes Prostatakarzinom

5α-Reduktasehemmer verzögern Diagnose

Viele ältere Männer nehmen regelmäßig 5α-Reduktasehemmer gegen benigne Prostatahyperplasie ein. Da diese auch den PSA-Spiegel verringern, besteht der Verdacht, dass die Diagnose eines Prostatakarzinoms bei diesen Patienten verzögert gestellt wird.

5α-Reduktasehemmer wie Finasterid und Dutasterid reduzieren das Prostatavolumen, indem sie die Umsetzung von Testosteron in das stärker wirk­same Androgen Dihydrotestosteron hemmen. Gleichzeitig reduzieren sie jedoch die Spiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) um ca. 50%, was bei einem Prostatakrebs-Screening beachtet werden muss. Klinische Studien zeigen, dass PSA-Screenings auch unter 5α-Reduktase­hemmern effektiv sind, wenn die Werte entsprechend angepasst werden. Allerdings gibt es aus der Praxis immer wieder Berichte, die das Gegenteil behaupten. Anhand der Daten von über 80.000 Veteranen mit Prostatakrebs wurde nun ana­lysiert, welche Auswirkungen 5α-Reduktase­hemmer auf das Stadium der Krankheit bei der Diagnose und auf die Gesamtmortalität haben.

Etwas mehr als 10% der beobachteten Patienten waren mit 5α-Reduktase­hemmern behandelt worden, die meisten davon mit Finasterid. Zwei Jahre, nachdem erstmals ein erhöhter PSA-Wert (entsprechend der angepassten Werte) gemessen wurde, war bei nur 29% dieser Patienten eine Prostata­biopsie durchgeführt worden, dagegen bei 59% der Kontrollgruppe. Nach fünf Jahren war der Anteil der durchgeführten Biopsien unter 5α-Reduktase­hemmern immer noch geringer: 65% vs. 88% in der Kontrollgruppe. Das könnte ein Grund dafür sein, dass bei Patienten unter 5α-Reduktase­hemmern ein Prostatakarzinom mit höherer Wahrscheinlichkeit in einem späteren Stadium diagnostiziert wurde. Auch die Gesamt- und Prostatakrebs-spezifische Mortalität waren erhöht.

Die Ergebnisse der Analyse legen nahe, dass die PSA-Erniedrigung durch 5α-Reduktasehemmer in der Praxis nicht immer beachtet wird. Allerdings gibt es auch andere mögliche Erklärungen, beispielsweise dass 5α-Reduktase­hemmer selbst das Prostatakrebsrisiko erhöhen oder dass aufgrund der nachlassenden urologischen Symptome erst später ein Facharzt aufgesucht wird. |

Literatur

Sarkar RR et al. Association of Treatment With 5α-Reductase Inhibitors With Time to Diagnosis and Mortality in Prostate Cancer. JAMA Intern Med 2019; doi: 10.1001/jamainternmed.2019.0280

Apothekerin Sarah Katzemich

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