Prisma

Haltbare Lebern

Lagerzeit von Spenderorganen deutlich verlängert

us | Soll ein Organ transplantiert werden, ist Eile geboten. Geht es um eine Leber, dürfen zwischen Explantation und Implantation nur etwa neun Stunden vergehen, bevor die Erfolgswahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transplantation drastisch sinkt. Das Organ wird währenddessen auf 4 °C gekühlt. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt drohen Zellschäden durch Eiskristalle. Wissenschaftlern der Harvard Medical School ist es nun gelungen, eine menschliche Leber mithilfe einer Supercooling-Methode deutlich länger bei -4 °C zu lagern, ohne das Gewebe dabei zu verletzen.

Foto: Massachusetts General Hospital

Um eine so niedrige Temperatur erreichen zu können, wurden die Versuchsorgane mit einer Kryokonservierungsflüssigkeit perfundiert. In der Lösung sind 3-O-Methyl-D-Glucose, Polyethylenglycol und Glycerol enthalten: Dadurch wird die Bildung von Eiskristallen reduziert. Ein weiterer Bestandteil ist das Disaccharid Trehalose, das zur Stabilisierung der Zellmembranen beiträgt. Wichtig ist außerdem, bei der Konservierung jeglichen Luftkontakt der Flüssigkeit zu vermeiden, da sich an den Grenzflächen besonders leicht Eiskristalle bilden. Die Forscher konnten die Lagerzeit auf 27 Stunden erhöhen und somit verdreifachen. Zwar wurden die fünf Versuchsorgane nicht verpflanzt, wichtige Funktionen der Leber wie die Produktion von Galle und die Lactat-Clearance blieben jedoch erhalten. Anhand der Enzymparameter Aspar­tat- und Alanin-Aminotransferase (AST und ALT) konnte gezeigt werden, dass durch die Prozedur keine hepatozellulären Verletzungen verursacht wurden. Damit ist es den Biotechnologen gelungen, die Methode von Rattenlebern auf die deutlich größeren menschlichen Organe zu übertragen. |

Literatur

Vries RJ de et al. Supercooling extends preservation time of human livers. Nat Biotechnol 2019; doi:10.1038/s41587-019-0223-y

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