Prisma

Knopfdruck statt Tabletten?

Zukunftsmusik bei Reizblase

rr | Mit dem Smartphone den Füllungsstand der Blase kontrollieren und per LED-Licht den Harndrang stoppen – die Technik macht es bereits möglich. Was bei Ratten gut funktioniert, wurde am Menschen allerdings noch nicht erprobt. Erst müsste der Optogenetik die Zulassung erteilt werden.
Foto: Heiko Küverling – stock.adobe.com

Die Fachzeitschrift „Nature“ berichtete vor Kurzem von einer neuen Behandlungsmethode bei überaktiver Blase, die in ferner Zukunft Trospiumchlorid und Co. mächtig Konkurrenz machen könnte. Zum System gehören: erstens ein Dehnungsmessstreifen, der in die Blasenwand implantiert wird und den Füllungszustand der Blase misst, zweitens eine Elektrode, die die Signale an eine – ebenfalls unter der Haut implantierte – Basisstation weiterleitet, drittens ein Smartphone, auf das die Informationen per WLAN gesendet werden, und viertens eine LED-Lampe, die Teil der implantierten Mess­station ist. Möchte ein Patient den Harndrang per Smartphone stoppen, wird ein Signal an die LED-Lampe abgegeben, woraufhin diese Licht aussendet und damit die sensiblen Nervenzellen in der Blasenwand blockiert. Das ganze funktioniert allerdings nur mithilfe eines optogenetischen Verfahrens: Die Zellen müssen zuvor mit einem bestimmten Gen ausgestattet werden, das für ein lichtempfindliches Protein namens Archaerhodopsin 3.0 codiert. Die Methode wurde an Ratten bereits erfolgreich getestet. Da sich die Tiere nicht aktiv gegen den Harndrang entscheiden können, wurde für sie ein geschlossener Kreislauf („closed loop“) programmiert. Nach Provokation einer Blasenentzündung verbunden mit häufigen Miktionen bewirkte die Aktivierung dieses „closed-loop“-Systems schließlich eine Drosselung des Harndrangs auf Normal­niveau. Das Ver­fahren könnte auch für andere Einsatzgebiete wie Typ-2-­Diabetes neue Wege eröffnen. |

Quelle

Mickle AD et al. A wireless closed-loop system for optogenetic peripheral neuromodulation. Nature 2019;565(7739):361-365

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