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Arzneimittel und Therapie
West-Nil-Virus breitet sich aus
Erste direkte Übertragung auf einen Menschen in Deutschland
Vereinzelte Fälle von West-Nil-Fieber gab es in Deutschland in den vergangenen Jahren immer wieder. Doch dabei hatten sich Reisende in Regionen mit dem Erreger angesteckt, in denen das ursprünglich aus Afrika stammende Flavivirus verbreitet ist. Auch aus südeuropäischen Ländern wurden in der Vergangenheit saisonale Ausbrüche und vereinzelte Übertragungen berichtet.
Vögel als Wirte
Bereits letztes Jahr befürchtete man, dass das Virus nun auch bei uns angekommen sei. So sorgte der Fall eines verendeten Bartkauzes in Halle (Saale) für Schlagzeilen, bei dem das West-Nil-Virus erstmals bei einem in Gefangenschaft gehaltenen Vogel nachgewiesen worden war. Das Virus wird üblicherweise von Mücken zwischen wild lebenden Vögeln übertragen – in Deutschland durch die weitverbreitete Gattung Culex. Eine direkte Übertragung durch eine Mücke auf einen Menschen hatte es bei uns allerdings noch nicht gegeben. Bis jetzt.
70-jähriger Mann erkrankt
Nun wurde der Fall eines 70-jährigen Mannes aus Sachsen bekannt, der im August 2019 im Klinikum St. Georg in Leipzig aufgrund einer Meningoenzephalitis behandelt worden war. Wesentliche Vorerkrankungen hatte er nicht. Bei ihm wurde der Erreger sowohl serologisch als auch durch direkten Nachweis des Virusgenoms mit einer WNV-spezifischen PCR nachgewiesen. Die Analyse erfolgte am Nationalen Referenzzentrum für tropische Infektionserreger am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Im Ausland hatte sich der Patient zuvor nicht aufgehalten, er musste sich folglich in Deutschland mit dem Erreger infiziert haben.
Infektionen meist symptomlos
Der Mann hatte Glück. Wie das RKI, das BNITM und das Friedrich-Loeffler-Institut in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt gaben, ist der Patient mittlerweile wieder wohlauf. Tatsächlich verläuft eine Infektion in der Mehrzahl der Fälle völlig symptomlos, bei rund 20% der Infizierten machen sich leichte und unspezifische grippeähnliche Symptome wie Fieber oder ein Hautausschlag bemerkbar. In sehr seltenen Fällen, bei weniger als 1% der infizierten Personen, sind jedoch schwere Verläufe einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung mit teils tödlichem Ausgang möglich.
Kein Humanimpfstoff verfügbar
Die Behandlung erfolgt symptomatisch, eine spezifische antivirale Therapie gibt es nicht. Für Pferde sind in Deutschland derzeit drei Impfstoffe zugelassen. Die Tiere können ebenso wie andere Säugetiere und Menschen als Fehlwirte am West-Nil-Virus erkranken, den Erreger aber nicht auf andere Stechmücken übertragen. Eine humane Vakzine gibt es bislang nicht. Bei Reisen in Endemiegebiete wird daher eine Expositionsprophylaxe empfohlen.
Gut möglich, dass wir uns zukünftig auch in Deutschland besser schützen müssen. Aufgrund der kühleren Temperaturen ist vorerst Entspannung angesagt, da die Zahl der Mücken zurückgeht. „In den kommenden Sommern müssen wir jedoch mit weiteren West-Nil-Virus-Infektionen rechnen“, meint Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. |
Literatur
Erste durch Mücken übertragene West-Nil-Virus-Erkrankung beim Menschen in Deutschland. Gemeinsame Pressemitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Bernhard-Nocht-Instituts und des Robert Koch-Instituts vom 27. September 2019. www.rki.de; Abruf am 30. September 2019
Robert Koch-Institut. Erster in Deutschland durch Stechmücken übertragener Fall einer West-Nil-Virus-Infektion. Epidemiologisches Bulletin Nr. 40. Online vorab: 27. September 2019. www.rki.de; Abruf am 30. September 2019
Robert Koch-Institut. West-Nil-Fieber im Überblick (Stand: 27. September 2019); www.rki.de; Abruf am 30. September 2019
West-Nil-Virus auf dem Vormarsch: Hintergründe zum Virusnachweis in Deutschland. DAZ 2018, Nr. 37, S. 33
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. West-Nil-Fieber (Stand: 13. September 2019). https://tierseucheninfo.niedersachsen.de; Abruf am 30. September 2019
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