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Aus den Ländern
Bernd Lange (SPD) hat kein Verständnis für Wettbewerbsverzerrung
„Grensapotheken“ im Blick / Europa-Abgeordneter in der Leibniz-Apotheke Hannover
Lieferengpässe sind längst kein nationales Problem mehr, sondern ein europäisches. Darin waren sich Apothekerin Linz und MdEP Lange einig. In diesem Zusammenhang sprach Linz, die neben ihrer Tätigkeit in der Apotheke auch Wahlkreisbotschafterin für Hannover ist, die kontinuierlich zunehmende Problematik der Nicht-Lieferbarkeit wichtiger Arzneimittel an. „Die massive Zunahme von Liefer- und Versorgungsengpässen bei wichtigen Arzneimitteln bereitet mir große Sorge. Im Sinne der betroffenen Patienten muss schnellstmöglich von allen Beteiligten ein umfassendes Konzept zur dauerhaften Abhilfe erstellt und umgesetzt werden,“ betonte Linz.
Als Grund für die Lieferschwierigkeiten, die laut Linz bei manchen Medikamenten auch bereits zu Versorgungsschwierigkeiten führen, nannte die Apothekerin beispielsweise, dass immer weniger Substanzen in Europa produziert werden. Viele Herstellungsprozesse fänden überwiegend in Asien statt, und bestimmte Wirkstoffgruppen würden nur noch von wenigen Herstellern produziert. Daneben beanstandete Linz den massiven Preisdruck auf die Pharmaindustrie durch Rabattverträge der Krankenkassen als weitere Ursache. Lange stimmte der Notwendigkeit zu, Maßnahmen auf EU-Ebene einzuleiten. Nur so könne eine stabile und sichere Versorgung der Bevölkerung erreicht werden.
Lange kritisch gegenüber EuGH-Urteil zu Rx-Medikamenten
Darüber hinaus setzten sich der sozialdemokratische Politiker und die Apothekerin mit einem weiteren europaweit relevanten Thema auseinander, dem EuGH-Urteil zur Nicht-Anwendbarkeit der Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx-Arzneimitteln) für ausländische Versandapotheken und dessen Folgen. Eine davon sei der Nachteil deutscher Apotheken gegenüber der Konkurrenz im europäischen Ausland, da die Apotheken hierzulande der Rx-Preisbindung unterliegen (Arzneimittelpreisverordnung). Lange machte deutlich, dass er um diese Schieflage weiß und dass er kein Verständnis für eine solche Art der Wettbewerbsverzerrung aufbringen kann.
Zusätzlich erläuterte Linz die doppelbödige Situation niederländischer Versandapotheken, die Medikamente ausschließlich nach Deutschland liefern, sogenannte „Grensapotheken“. Linz kritisierte vehement, dass diese Institutionen etwa deutsche Arzneimittel nach Deutschland schicken, ohne hiesige Vorschriften beachten zu müssen. Gleichzeitig könnten sie von niederländischen Vorschriften befreit sein, sofern eine Behördenerklärung des Empfängerlandes vorliegt. Linz missbilligt dies: „Diese Versandhändler agieren im rechtsfreien Raum, denn sie sind keine Apotheken nach niederländischem Recht – dies wurde von den niederländischen Behörden eingeräumt. Noch weniger sind sie Apotheken nach deutschem Recht.“ Hiervon erschien Lange überrascht. Er pflichtete Linz bei, die Thematik zeitnah auf europäischer Ebene aufzugreifen. Er bestätigte, sich dafür einzusetzen, das Problem im Sinne der deutschen Vor-Ort-Apotheken zu lösen.
Unverzichtbare Anlaufstelle und vorteilhafter Arbeitgeber
Auch abseits der berufspolitischen Punkte zeigte sich Lange sehr interessiert am gesamten Apothekenbetrieb. Während des Besuchs erläuterten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leibniz-Apotheke die verschiedenen Sortimente, von der Sichtwahl bis zum verschreibungspflichtigen Bereich und demonstrierten das Versorgungskonzept für bestimmte Patientengruppen. Außerdem nahmen sie ins Visier, wie Rezepturen umfangreich hergestellt und Ausgangsstoffe geprüft werden. Lange war beeindruckt von der technischen Ausrüstung und zeigte sich besonders am Kommissionierautomaten interessiert.
Lange ist überzeugter Unterstützer der Apotheke vor Ort und Befürworter des Fremdbesitzverbotes. Für ihn sind die Vorzüge einer inhabergeführten Apotheke gänzlich nachvollziehbar. Linz demonstrierte voller Überzeugung, welche besonderen Rahmenbedingungen sich bei den Arbeitsplätzen der Apotheke vor Ort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergeben, beispielsweise in Bezug auf familiengerechte Teilzeitarbeit. Sie führte aus, dass ihre Apotheke wie viele andere Apotheken vor Ort regelmäßig ausbildet, in den vergangenen Jahren mehrere Langzeitarbeitslose integriert sowie in zunehmendem Maße Arbeitsplätze geschaffen hat. Daneben hob Linz die Apotheke als wichtigen Integrationslotsen hervor. Sie fügte hinzu, stolz zu sein, diverse Mitarbeitende unterschiedlicher Nationalitäten zu beschäftigen sowie verschiedene Apothekerinnen und Apotheker aus Nicht-EU-Staaten zu erfolgreichen Gleichwertigkeitsprüfungen geführt zu haben. |
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