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200 Jahre Hamburger Apothekerverein
Graue kritisch zum Umgang mit dem Rx-Versandverbot und optimistisch zum E-Rezept
Zunächst erinnerte Graue an die Gründung des ersten Hamburger Apothekervereins im Januar 1819, also vor 200 Jahren. Der Apothekerverein wurde 1954 neu gegründet. Doch auch während der Gleichschaltung in der Zeit des Nationalsozialismus bestand in Hamburg eine eigene Abrechnungsstelle, sodass der Verein damit auf eine 200-jährige Geschichte verweisen könne.
Rx-Versandverbot wäre konsequent
Seinen aktuellen Lagebericht verknüpfte Graue mit literarischen und mythologischen Verweisen. Die Bundesregierung betrachte das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Preisbindung und das Verhalten der EU-Kommission „als eine Art Hydra“, also eine Situation, bei der jeder Versuch einer Eindämmung zu weiterer Eskalation führt. Dabei wähne sich der Gesundheitsminister im Besitz der allgemein gültigen Wahrheit wie im Papsttum. Doch es dürfe erlaubt sein, die Veränderungen im Gesundheitswesen kritisch zu hinterfragen. „Wenn das nicht mehr geht, und so hat uns Spahn mehrfach drohend belehrt, dann ist das keine Demokratie, sondern eine Autokratie, die jede Kritik als Blasphemie begreift“, erklärte Graue.
Die Empfehlung des Bundesrates für das Rx-Versandverbot betrachtet Graue als konsequent, da die Arzneimittelaufsicht Ländersache ist. Graue folgerte: „Eigentlich ist es zwingend, dass der Bundestag dieser klaren Empfehlung nachkommt.“ Letztlich sei Spahns Abkehr vom im Koalitionsvertrag empfohlenen Rx-Versandverbot „ein historisch verantwortungsloser Fehler, den wir durch unsere Kompromissbereitschaft schlicht fördern, indem wir ihm nicht mit der gebotenen Hartnäckigkeit begegnen“, erklärte Graue.
Zuversicht für das E-Rezept
Graue gestand zu, dass das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken (VOASG) positive Elemente enthalte, aber das Gesetz erlebe gerade „eine Beerdigung dritter Klasse“. Das E-Rezept werde kommen, aber „nicht im Sauseschritt“. Man sei sich über das Ziel notgedrungen einig, aber über das erforderliche Zeitfenster weniger. Graue bekräftigte die Forderung nach einem diskriminierungsfreien Zugang für die Patienten und spielte damit auf die Web-App des Deutschen Apothekerverbandes an. Nach vielen früheren digitalen Schritten würden die Apotheker „auch die nächste digitale Hürde locker überwinden“, erklärte Graue zuversichtlich. Denn „wir Apotheker, durch Jahrhunderte gestählt, sind stärker, als so mancher glauben mag“.
Praktische Aspekte zum E-Rezept stellte Ommo Meiners, Norddeutsches Apothekenrechenzentrum, vor. Das Modellprojekt Gerda in Baden-Württemberg nutze den N-Ident-Zugang, die Software könne aber später an die Telematikinfrastruktur angeschlossen werden. Das Modellprojekt zeige bereits praktische Vorteile für Apotheken, weil die Daten automatisch in die Apothekensoftware übernommen würden.
Klage zur BtM-Gebühr geplant
Zur Arbeit des Apothekervereins berichtete Vereinsgeschäftsführer Dr. Thomas Friedrich über die Bemühungen bei Retaxationen. Im Berichtsjahr seien 3158 Retaxationen von 37 Krankenkassen bearbeitet worden, davon 2764 Fälle zur BtM-Gebühr, von denen 1832 Fälle bereits abgelehnt worden seien. Bei der BtM-Gebühr gehe es um den Sichtbezug von Substitutionsmitteln. Denn einige Krankenkassen zahlen diese Gebühr nur einmal pro Rezept, während der Deutsche Apothekerverband jeden Sichtbezug als dokumentationspflichtigen und damit zu honorierenden Vorgang betrachtet (siehe DAZ 2019, Nr. 23, S. 50 ff.). Dazu bereite der Hamburger Apothekerverein nun eine Klage vor, berichtete Friedrich.
Graue als Vorsitzender wiedergewählt
Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl wurden Dr. Jörn Graue, Dr. Lawrence Oshinowo und Dr. Nils Bomholt für eine neue Amtsperiode wiedergewählt. Als Nachfolger für Dr. Ulrike Hahn, die ihre Apotheke aufgegeben hat, wurde Sven Villnow neu in den Vorstand gewählt. Bei der anschließenden konstituierenden Sitzung des Vorstands wurde der geschäftsführende Vorstand in der bisherigen Zusammensetzung bestätigt. Graue bleibt Vorsitzender. Caroline Klante und Katrin Hensen sind weiterhin seine Stellvertreterinnen. |
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