Arzneimittel und Therapie

Rhabdomyolyse unter Donepezil

Höheres Risiko als unter anderen Cholinesterasehemmern

Der Cholinesterasehemmer Done­pezil gehört zu den am häufigsten eingesetzten Arzneistoffen zur Behandlung des Morbus Alzheimer und anderer Demenzen. Aufgrund von Fallberichten warnen verschiedene regulatorische Behörden jedoch vor einem möglicherweise erhöhten Rhabdomyolyse-Risiko. Dieses wurde im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie genauer untersucht.

Im Jahr 2015 veröffentlichten sowohl die kanadische und die US-amerikanische Arzneimittelbehörde als auch die europäische Arzneimittelagentur (EMA) Warnungen vor einem möglicherweise erhöhten Risiko von Rhabdomyolyse bei ­Donepezil-Patienten. Diese Warnungen basierten auf Berichten von bis dahin 88 Fällen einer Rhabdomyolyse unter Donepezil. Viele dieser Fälle ereigneten sich kurz nach dem Beginn der Therapie oder nach einer Erhöhung der Dosis.

Ein Forscherteam hat nun kanadische Patientendatenbanken analysiert, um herauszufinden, ob das Rhabdomyolyse-Risiko in den ersten 30 Tagen unter Donepezil höher ist als unter Rivastigmin oder Galant­amin. Die drei Wirkstoffe haben unterschiedliche chemische Strukturen, doch alle drei hemmen den Abbau von Acetylcholin durch Cholinesterasen. Theoretisch könnte dies zu Störungen in der Muskelkontraktion und letztendlich zur Auflösung der quergestreiften Muskelfasern führen, der gefürchteten Rhabdomyolyse.

Für die Studie wurden Daten von über 220.000 älteren Patienten analysiert, denen zwischen 2002 und 2017 erstmals Galantamin, Riva­stigmin oder Donepezil verordnet worden war. Donepezil war mit einem insgesamt geringen, aber signifikant höheren Risiko für Krankenhauseinweisungen aufgrund einer Rhabdomyolyse verbunden als die anderen beiden Cholinesterasehemmer (0,06% vs. 0,02%; gewichtete Odds Ratio 2,21; 95%-Konfidenzintervall 1,52 bis 3,22). Im Vergleich mit Menschen, die nicht mit einem Cholinesterasehemmer behandelt wurden, war das Risiko nur unter Donepezil signifikant erhöht – nicht aber unter Rivastigmin oder Galantamin, was gegen einen Sub­stanzklasseneffekt spricht.

Eine Gegenüberstellung mit Statin-Patienten ergab, dass das Rhabdomyolyse-Risiko zu Beginn einer Done­pezil-Therapie ähnlich hoch ist wie zu Beginn einer Statin-Therapie. Eine gegenseitige Verstärkung des Risikos bei Verschreibung von Donepezil und einem Statin wurde nicht beobachtet.

Obwohl Donepezil das Risiko für Krankenhauseinweisungen aufgrund einer Rhabdomyolyse erhöhte, war das Gesamtrisiko mit einem Fall pro 1667 Verschreibungen gering. Dennoch sollte an die Möglichkeit einer Rhabdomyolyse gedacht werden, wenn Donepezil-Patienten über Muskelkrämpfe klagen. Für Risiko­patienten, z. B. solche mit einer Rhabdomyolyse in der Vorgeschichte, könnten andere Cholinesterasehemmer wie Galantamin oder Rivastigmin besser geeignet sein. |

Literatur

Fleet JL et al. Risk of rhabdomyolysis with donepezil compared with rivastigmine or galantamine: a population-based cohort study. CMAJ 2019; 91(37):E1018-E1024

Apothekerin Sarah Katzemich

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