Arzneimittel und Therapie

Wann Statine die Knochen schwinden lassen

Auswirkungen auf Osteoporose-Risiko sind wahrscheinlich dosisabhängig

Zum Einfluss von Statinen auf den Knochenstoffwechsel gibt es widersprüchliche Erkenntnisse. Einige Studien zeigen eine knochenschützende Wirkung, während in anderen kein Effekt festgestellt werden konnte. Eine Analyse aus Österreich liefert nun eine mögliche Erklärung für die heterogene Datenlage.

Statine werden zur Senkung des Cholesterol-Spiegels bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko eingesetzt. Sie greifen in die Synthese von Cholesterol ein, dem Grundgerüst der Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Somit liegt der Schluss nahe, dass Statine auch den Knochenstoffwechsel beeinflussen. In Studien, in denen dieser Zusammenhang untersucht wurde, zeigten sich teils osteoprotektive Effekte. Die Datenlage ist jedoch nicht eindeutig. In einer Analyse von österreichischen Versorgungsdaten wurden nun verschiedene Wirkstoffe und Dosierungen betrachtet.

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Die Forscher untersuchten die Daten zu Verordnungen und Diagnosen aller österreichischen Krankenversicherten aus den Jahren 2006 und 2007. Über 353.000 Patienten hatten mindestens vier Verordnungen für Simvastatin, Lovastatin, Pravastatin, Fluvastatin, Atorvastatin, Cerivastatin oder Rosuvastatin erhalten. Bei fast 12.000 dieser Patienten war eine Osteoporose-­Diagnose gestellt worden. Insgesamt war die Osteoporose-Prävalenz unter Statin-Patienten im Vergleich zur restlichen Studienpopulation mehr als dreifach erhöht (Odds Ratio [OR] 3,62; 95%-Konfidenzintervall [KI] 3,55 bis 3,69). Bei der Betrachtung einzelner Wirkstoffe und Dosierungen zeigte sich jedoch, dass die Häufigkeit von Osteoporose-Diagnosen in der Statin-Gruppe bei niedrigen Dosierungen von bis zu 10 mg/Tag signifikant verringert war. Dies war für Simvastatin, Lovastatin, Pravastatin und Rosuvastatin der Fall. Dieser knochenschützende Effekt kehrte sich jedoch bei höhe­ren Dosierungen ins Gegenteil um. Insbesondere für Simvastatin (ab 40 mg/Tag), Atorvastatin (ab 10 mg/Tag) und Rosuvastatin (ab 20 mg/Tag) war das Osteoporose-Risiko dosisabhängig erhöht. Die Assoziationen blieben auch unter Einbeziehung von Komorbiditäten und in geschlechterspezifischen Analysen erhalten.

Die vorliegende Studie liefert Anhaltspunkte für ein erhöhtes Osteoporose-Risiko unter höherdosierten Statinen. Daher ist bei Risikopatienten wie postmenopausalen Frauen, die mit Statinen behandelt werden, ein enges Osteo­porose-Monitoring sinnvoll. Um den Einfluss von verschiedenen Statinen und deren Dosierungen genauer zu untersuchen, sind jedoch weitere prospektive Studien notwendig. |

Literatur

Leutner M et al. Diagnosis of osteoporosis in statin-treated patients is dose-dependent. Ann Rheum Dis 2019;78(12):1706-1711

Apothekerin Sarah Katzemich

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