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- DAZ 50/2019
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Arzneimittel und Therapie
Umstrittenes Flurbiprofen
In Kombination mit Antikoagulanzien und NSAR besteht erhöhte Blutungsgefahr
Im Rahmen der Selbstmedikation ist Flurbiprofen zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung bei schmerzhaften Entzündungen der Rachenschleimhaut ab einem Alter von zwölf Jahren in Form von Lutschtabletten (z. B. Dobendan® direkt, Flurbiangin®, Flurbiprofen AL) oder Halssprays (z. B. Dobendan® direkt Halsspray) erhältlich. Allerdings ist Flurbiprofen nicht unumstritten. Bereits im Mai 2018 erinnerte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) an das Risiko für Hypersensitivitätsreaktionen unter Flurbiprofen-haltigen Rachentherapeutika. Frankreich ging in diesem Sommer noch einen Schritt weiter: Lutschtabletten mit Flurbiprofen gibt es seither nur noch auf Rezept. Grund ist laut Recherche des „arznei-telegramms“, dass die französische Arzneimittelbehörde ANSM (Agence nationale de sécurité du médicament et des produits de santé) potenzielle Wechselwirkungen des nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) mit Antikoagulanzien fürchtet. So erreichten die ANSM dem „arznei-telegramm“ zufolge 49 Berichte über Nebenwirkungen, die in Verbindung mit den Lutschpastillen stehen, darunter fünf Blutungsereignisse. Diese seien hauptsächlich im Gastrointestinaltrakt und teilweise unter gleichzeitiger Einnahme oraler Antikoagulanzien wie Apixaban (Eliquis®) aufgetreten.
Die deutschen Fachinformationen weisen bereits auf diese Wechselwirkungen hin. So sollte die gleichzeitige Anwendung von zwei oder mehr NSAR aufgrund des erhöhten Risikos für Nebenwirkungen – vor allem für gastrointestinale Ereignisse wie Geschwüre oder Blutungen – vermieden werden. Bei der gleichzeitigen Anwendung mit Antikoagulanzien ist Vorsicht geboten: Deren Wirkung kann durch NSAR verstärkt werden. In Kombination mit Thrombozytenaggregationshemmern besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Ulzerationen oder Blutungen.
Die Autoren des „arznei-telegramms“ stören sich in den informierenden Texten zu Flurbiprofen jedoch an einem Nebensatz, den sie als „verharmlosend und desinformierend“ werten. Denn die unerwünschten Effekte seien „üblicherweise nicht in Zusammenhang mit der kurzzeitig begrenzten Anwendung von Arzneimitteln wie Dobendan® direkt nachgewiesen“ worden. Dies wiege umso schwerer, als Patienten mit Halsschmerzen zusätzlich ebenfalls rezeptfreie NSAR-haltige „Erkältungsdämpfer“ wie Aspirin® Complex (ASS plus Pseudoephedrin) oder Boxagrippal® (Ibuprofen plus Pseudoephedrin) einnehmen könnten. So lautet das Fazit im „arznei-telegramm“: „Angesichts weiterer unerwünschter Wirkungen einschließlich zum Teil schwerwiegend verlaufender Hypersensitivitätsreaktionen sowie häufiger Ulzerationen der Mundschleimhaut raten wir weiterhin nachdrücklich von der Verwendung flurbiprofenhaltiger Rachentherapeutika ab.“ Die Autoren des „arznei-telegramms“ empfehlen bei Halsschmerzen vorwiegend eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und das Lutschen nichtmedizinischer Bonbons. Bei starken Schmerzen könnten Patienten zur symptomatischen Linderung Lidocain-haltige Lutschtabletten anwenden.
Dieser Rat ist allerdings nicht konform mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Die DEGAM betrachtet lokal wirksame, synthetische Rachentherapeutika in ihrer Halsschmerz-Leitlinie, die derzeit überarbeitet wird, kritisch: Eine Anwendung von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Rachensprays mit Lokalantiseptika und/oder Lokalanästhetika oder Antibiotika wird nicht empfohlen. Auf lokale NSAR wie Flurbiprofen wird in der Leitlinie nicht eingegangen. Die Leitlinien-Experten bevorzugen bei Halsschmerzen die systemische Gabe von Ibuprofen oder Paracetamol. Allerdings muss bei systemischem Ibuprofen in jedem Fall auch an potenzielle Wechselwirkungen mit Antikoagulanzien, eine erhöhte Gefahr von Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme mit bestimmten Erkältungskombinationen und die Gefahr von Magen-Darm-Ulzerationen gedacht werden. |
Literatur
Flurbiprofen-Lutschtabletten in Frankreich rezeptpflichtig. a-t 2019;50:114-115; www.arznei-telegramm.de
Halsschmerzen DEGAM-Leitlinie Nr. 14. Stand Oktober 2009 (in Überarbeitung). AWMF-Register-Nr. 053-010. www.degam.de
19/18 Informationen der Institutionen und Behörden: AMK: Flurbiprofen-haltige Rachentherapeutika – Risiko für Hypersensitivitätsreaktionen beachten. Meldung der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) vom 8. Mai 2018; www.abda.de
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