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„Bring back my data to me ...“
11. Zukunftskongress öffentliche Apotheke des Apothekerverbandes Nordrhein
„Mehr Zuversicht in die Zukunft“, so lautet das Fazit des Apothekerverbandes Nordrhein, der bereits zum elften Mal den Zukunftskongress öffentliche Apotheke im ehemaligen Deutschen Bundestag (heute: World Conference Center) in Bonn ausrichtete. Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vor allem aus Nordrhein-Westfalen, kamen zu dem Event, das aus Vorträgen, einer Podiumsdiskussion, einer Industrieausstellung sowie aus Seminarangeboten für PTA und PKA besteht.
Arzneimittelpreisverordnung ist eine Art Honorarordnung
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, betonte bei seiner Eröffnungsrede, dass durch die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Freiberuflichkeit der Apotheker infrage gestellt werde. Der einheitliche Arzneimittelpreis fungiere für die Apotheker wie die Honorarordnung für die Ärzteschaft. Durch die Rx-Boni und die Marktanteil-Obergrenze für Versender würde man sich von einer der zentralen heilberuflichen Säulen jedoch verabschieden, daher sei das Eckpunkte-Papier Spahns von der Apothekerschaft abzulehnen. In diesem Zusammenhang wies er auf das Spitzentreffen zwischen NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und den Präsidenten der beiden NRW-Kammern sowie den beiden Verbandschefs einige Tage zuvor hin. Laumann hätte sich erneut für die Gleichpreisigkeit und das im Koalitionsvertrag vereinbarte Rx-Versandverbot ausgesprochen. „Das ist eine wichtige und gewichtige Aussage. Darüber freuen sich die Apotheker“, sagte Preis. Auch die Zusage des Ministeriums rund 70 Prozent der PTA-Schulkosten mit öffentlichen Geldern zu übernehmen, wertet der Apothekerverband als äußerst positives Signal für die Stärkung der flächendeckenden Versorgung.
Für das Jahr 2019 definierte Preis drei Ziele: Vorrangig sei es, die Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu erhalten. Dazu gehöre eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen sowie ein Abbau von Bürokratie in den Apotheken. Als weiteren Schwerpunkt nannte der Verbandschef die pharmazeutischen Dienstleistungen, die es zu definieren und honorieren gilt. Schließlich dürfe es bei allen Veränderungen im Grsundheitswesen keine „seelenlose Digitalisierung“ geben.
Was darf Künstliche Intelligenz und was nicht?
Mit diesem Stichwort ließ sich zum Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Katharina A. Zweig von der TU Kaiserslautern überleiten. Zweig forscht auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI)und ist als Sachverständige in die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages berufen worden. Sie machte deutlich, dass KI in immer mehr Lebensbereiche der Gesellschaft durchdringe und als Lösung für vor allem Entscheidungsprobleme gesehen wird. An praktischen Beispielen, wie z. B. dem persönlichen Parkinson-Risiko, zeigte Zweig auf, das aber auch lernfähige Maschinen ihre Grenzen hätten und nie eine eindeutige, zweifelsfreie Antwort liefern könnten. Im Apothekenalltag könnte KI eine große Unterstützung beim personalisierten Medikationsmanagement darstellen oder die Arzneimittelanwendung durch die Erhebung und Analyse von Daten sicherer machen. In der Vertrauensposition und bei der Bürgernähe hingegen könne KI den Apothekern nicht den Rang ablaufen.
In der politischen Diskussion müsse vermehrt die Frage beantwortet werden, wie man „die Ethik in die Rechner bekommt“. Dafür benötige auch KI den fachlichen Input durch heilberufliche Kompetenz. Ein großes Versäumnis des Gesetzgebers, aber auch der Selbstverwaltung sei es, dass große ausländische Konzerne bereits seit langer Zeit Daten sammeln würden („My data are over the ocean“).
Emotionalität und Kundenorientierung
Auch Prof. Dr. Gerhard Riegl, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Management im Gesundheitswesen in Augsburg, vertrat die Meinung, dass die Stärke der Apotheker die emotionale und empathieorientierte Kundenansprache sei. Das Thema „Daten sammeln und auch nutzen“ müsse jedoch – davon abgesehen – im Gesundheitswesen einen wesentlich höheren Stellenwert erlangen. So würde die Gesellschaft derzeit Werbung eher ablehnen und vermeiden, gleichzeitig gebe es aber eine immer größer werdende Bereitschaft, eigene Daten preiszugeben, vor allem dann, wenn dadurch ein persönlicher Benefit geschaffen werden könnte. |
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