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Gesundheitspolitik
Kommentar: Sich selbst am nächsten
In den letzten Wochen – lange bevor ein deutscher Politiker überhaupt die Worte „Corona“ oder „Epidemie“ öffentlich ausgesprochen hatte – konnte man in den Apotheken hierzulande das erleben, was WHO-Chef Tedros Adhanom auf der Münchner Sicherheitskonferenz als eine „Infodemie“ bezeichnet hat: Menschen begannen sich großzügig mit Atemmasken und Desinfektionsmitteln einzudecken, ohne tatsächlich auf diese Produkte angewiesen zu sein. Die Nachfrage ist mittlerweile so immens, dass sich Apotheken, Großhändler und Hersteller einem ernst zu nehmenden Versorgungsproblem gegenüberstehen sehen. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass die wirklich Bedürftigen leer ausgehen müssen – die stillende Mutter mit Lippenherpes, der immunsupprimierte Patient, Personen mit chronischen und schwerwiegenden Atemwegserkrankungen sowie medizinisches und pharmazeutisches Fachpersonal. Auf Online-Marktplätzen lassen sich mitunter diese Masken und Mittel zu Wucherpreisen finden. In Nachbarländern gab es schon Razzien, um dem kriminellen Geschäftsgebahren ein Ende zu setzen. Verunsicherung, Ängste und Panik über die Seuche aus Südost haben offenbar zu einem kollektiven Egoismus geführt. Diesem aktiv entgegenzuwirken, gehört zur Profession eines Heilberuflers. Versorgung ist mehr als nur auf Angebot und Nachfrage reagieren zu können. Doch für diese Überzeugung braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Denn wer glaubt, das Führen einer Praxis oder Apotheke bedarf nur ökonomischer Handlungslogik, der gehört wahrscheinlich zu denjenigen, die sich in diesen Tagen selbst am nächsten sind.
Dr. Armin Edalat, Chefredaktion der AZ
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