Gesundheitspolitik

Massives Apothekensterben

Saarland und Westfalen-Lippe melden Negativrekord

cha | Das Apothekensterben geht – in Ermangelung von Gegenmaßnahmen der Politik – munter weiter. Die Apothekerkammern Saarland und Westfalen-Lippe haben für 2019 neue Negativrekorde beim Rückgang der Apothekenzahlen gemeldet.

„65 Apothekenschließungen standen im vergangenen Jahr leider nur elf Neueröffnungen gegenüber“, teilt Dr. Andreas Walter, Hauptgeschäftsführer der AKWL, per Pressemeldung mit. Dies sei der stärkste Rückgang der Betriebsstätten in der nunmehr 75-jährigen Geschichte der berufsständischen Selbstverwaltung.

Die Gesamtzahl der Apotheken verringere sich damit im Landesteil Westfalen-Lippe um 54 auf nur noch 1868. Die AKWL zählte zum Jahresende 2019 insgesamt 1397 Haupt- bzw. Einzelapotheken (- 45) und 471 Filialapotheken (- 9).

Konkrete Gründe für die Schließungen seien u. a. die unzureichende Dynamisierung der apothekerlichen Vergütung, die Konkurrenz durch ausländische Versender und die zunehmende Konzentration von Medizinern in Ärztezentren. Dazu komme, dass fast 500 Inhaber 60 Jahre und älter sowie jeder zehnte Inhaber 70 Jahre und älter sei. „Wenn es uns nicht gelingt, mehr junge Apotheker für eine selbstständige Tätigkeit zu begeistern, wird sich der Negativtrend weiter fortsetzen“, befürchtet Walter.

Auch im Saarland ist der Rückgang um zehn Betriebsstätten im Jahr 2019 der bislang höchste in einem Kalenderjahr verzeichnete. Laut Pressemeldung der Apothekerkammer des Saarlandes gab es zum 31. Dezember 2019 nur noch 286 öffentliche Apotheken. 1999 waren es noch 364 und 2009 noch 342 Betriebsstätten.

Kammerpräsident Manfred Saar fordert: „Mit guten Worten ist es nicht mehr getan. Wenn wir die Apotheken in der Fläche erhalten wollen, brauchen wir eine signifikante Honoraranpassung der Apothekenvergütung.“ Zwar seien in den zurückliegenden Jahren immer wieder Einzelbestandteile der Vergütung erhöht worden, dies sei aber bei Weitem nicht ausreichend, wenn die packungsbezogene Vergütung der Apotheken seit 2004 lediglich einmal um 3 Prozent erhöht wurde. Damit könne man weder junge Kollegen dazu begeistern, Apotheken zu übernehmen bzw. zu eröffnen, noch ausreichend qualifiziertes Personal gewinnen. „Selbstständigkeit muss sich in diesem Land wieder lohnen!“, so Saar weiter. |

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