Arzneimittel und Therapie

Zweifel an Wirksamkeit von Zink

Neue Daten zeigen keinen Nutzen von Lutschtabletten bei Erkältungssymptomen

Das Spurenelement Zink wird besonders in den Wintermonaten häufig zur Prophylaxe und unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Doch der Nutzen ist umstritten. Auch die Ergebnisse einer weiteren Studie zum Einsatz von Lutschtabletten mit Zink­acetat können nicht überzeugen.

Zink ist unter anderem an der Immunabwehr beteiligt. Ein langfristiger Mangel kann zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. In den letzten Jahren wurden mehr als 20 Studien mit verschiedenen Lutschtabletten durchgeführt, um herauszufinden, ob die ­Zufuhr von Zink bei Erkältungen wirksam ist. In acht Studien konnte ein posi­tiver Effekt gezeigt werden, in den anderen Studien hingegen nicht. Allerdings unterschieden sich die unter­suchten Lutschtabletten in der Formulierung. So könnte bei einigen Lutschtabletten beispielsweise Zitronensäure die Freisetzung von Zink-­Ionen ver­mindert und die Wirksamkeit in den Studien reduziert haben.

In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie untersuchten Hemilä et al. nun zitronensäurefreie Lutschtabletten mit Zinkacetat (in Deutschland nicht im Handel). Diese enthielten 13 mg elementares Zink pro Tablette. Als Placebo wurde Sucroseoctaacetat ver­wendet, um den Zink-Geschmack zu imitieren. Insgesamt wurden 253 erwachsene Teilnehmer in die Studie eingeschlossen. Die Probanden wurden gebeten, bei den ersten Erkältungssymptomen mit der Behandlung zu beginnen und über fünf Tage jeweils sechs Lutschtabletten pro Tag einzunehmen (Gesamtdosis: 78 mg Zink pro Tag). Die durchschnittliche Anzahl der verwendeten Lutschtabletten lag bei 5,05 täglich in der Zink-Gruppe und bei 5,15 in der Placebo-Gruppe.

88 Teilnehmer berichteten im Studienzeitraum von Dezember 2017 bis April 2018 über Erkältungssymptome und begannen mit der Behandlung. Eine Teilnehmerin brach die Studie vor­zeitig ab, sodass Daten von 87 Probanden in die Auswertung einbezogen wurden: Die Zink-Gruppe umfasste 46 Patien­ten, die Placebo-Gruppe 42. Die Erkältungssymptome wurden von den Studienteilnehmern täglich vom Beginn der Behandlung bis zum Abklingen der Symptome bzw. maximal zehn Tage lang über webbasierte Frage­bögen erfasst. Dabei wurden neben zwölf verschiedenen Erkältungssymptomen auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen abgefragt.

Insgesamt konnte in der Studie kein wesentlicher Nutzen von Zink-Lutschtabletten im Vergleich zu Placebo festgestellt werden. Die durchschnittliche Erkältungsdauer war in der Zink-Gruppe sogar zwei Tage länger als in der Placebo-Gruppe (sieben vs. fünf Tage). Das Verhältnis der Erholungs­rate in der Zink-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe wurde mit 0,68 angegeben (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,42 bis 1,08). Das Ergebnis war statistisch nicht signifikant.

In der Zink-Gruppe berichteten 63% der Teilnehmer über unerwünschte Arzneimittelwirkungen, in der Placebo-Gruppe 31%. Am häufigsten traten Geschmacksstörungen und vermehrte Mundtrockenheit auf. Magenbeschwerden waren in beiden Gruppen gleichermaßen vertreten.

Zum Weiterlesen

Zur Wirksamkeit von Zink bei Erkältungskrankheiten gibt es zahlreiche sehr heterogene Studien und Übersichtsarbeiten. Im Artikel „Mit Zink gegen Erkältung“ in DAZ 2020, Nr. 3, S. 34, haben wir daher die wichtigsten Fakten rund um das essenzielle Spurenelement für Sie zusammengefasst.

Foto: salman2 – stock.adobe.com

Als Konsens gilt heute, dass Tagesdosierungen von 75 mg Zink oder mehr bei Einnahmebeginn innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn die Dauer einer Erkältung um ca. 30% verkürzen können.

Zur Prophylaxe sollte in Abhängigkeit von den Ernährungsgewohnheiten eine maximale Tagesdosis von 25 mg Zink entsprechend den Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nicht überschritten werden. Gleichzeitig sollten gut resorbierbare Zink-Verbindungen wie Zinkgluconat ausgewählt und entsprechende Einnahmehinweise (mindestens eine Stunde vor dem Essen) gegeben werden, um eine opti­male Bioverfügbarkeit zu erreichen.

Insgesamt liefert die Studie keine Evidenz für den Einsatz von Zink-Lutschtabletten zur Behandlung von Erkältungssymptomen. Die negativen Ergebnisse könnten laut der Studienautoren aber auf eine zu niedrig gewählte Zink-Dosis oder eine zu kurze Behandlungsdauer zurückzuführen sein. Daher wird empfohlen, dass in zukünftigen Studien die Dosis mehr als 92 mg/Tag und die Behandlungsdauer mehr als fünf Tage betragen sollte. |

Literatur

Hemilä H et al. Zinc acetate lozenges for the treatment of the common cold: a randomised controlled trial. BMJ Open 2020;10(1):e031662

Apothekerin Dr. Martina Wegener

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