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Dittmar: Zusätzliche Vergütung für Apotheken-Botendienste ist richtig
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion steht hinter Spahns Eil-Maßnahmen
Sabine Dittmar ist selbst Ärztin und unterstützt in der Krise gelegentlich das Gesundheitsamt in ihrem Wahlkreis in Unterfranken. Vor Ort erfährt sie auch, was Apotheken leisten: „Wenn ich sehe, was alleine in den Apotheken hier im Wahlkreis passiert ist, kann man nur zufrieden sein“, sagt sie gegenüber DAZ.online. „Die Schutzmaßnahmen, aber auch die Versorgung sind wie immer sehr gut geregelt. Ich finde es auch gut, wie schnell die Apotheken ihre Botendienst-Tätigkeiten ausgebaut haben, es ist auch richtig, dass sie für diese zusätzliche Belastung jetzt während der Krise eine zusätzliche Vergütung erhalten.“ Was die Beschwerden von Apothekern betrifft, sie stünden in der Liste der Schutzausrüstungsempfänger sehr weit unten, zeigt Dittmar allerdings Verständnis, dass andere Berufsgruppen vor den Apothekern versorgt werden müssten. „Beim normalen Apothekenkontakt ist das Social Distancing ja gut einzuhalten, zudem schützen sich die Apotheker ja derzeit zusätzlich mit Plexiglas.“
Insgesamt sieht Dittmar die Politik von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf einem guten Weg – auch wenn er nun ohne das Parlament weitreichende Maßnahmen ergreifen kann. Angesichts der Preise, die teilweise für Masken oder Desinfektionsmittel verlangt werden, verweist sie auf die BMG-Eilverordnung zum Arzneimittelmarkt. Sie erlaube dem Ministerium, in Notfällen eine Marktüberwachung vorzunehmen. „In dieser Regelung heißt es auch, dass das BMG den Handel mit den überwachten Produkten einschränken, die Abgabe modifizieren und die Preise festsetzen kann. Das ist absolut richtig und notwendig“.
Zufrieden mit den Zahlen
Dittmar hält es ohnehin nicht für richtig, jetzt größere Kritik an Spahns Vorgehen anzubringen. „Infektionszahlen sind eine Momentaufnahme. Damit können wir derzeit aber sehr zufrieden sein, die Zahlen bestätigen uns in unserem Handeln – wenn wir diese Maßnahmen nicht beschlossen hätten, wäre alles viel schlimmer gekommen“. Aber sie sehe auch in der Krise noch einige Probleme, die sofort angegangen werden sollten – etwa hinsichtlich der Schutzausrüstung. Hier sei die Verteilung noch viel zu intransparent und verlaufe zu unterschiedlich in den einzelnen Regionen.
Keine Hoffnung macht die SPD-Politikerin, was die Lockerungen für die Arzneimittelabgabe betrifft. Die jetzigen Regelungen seien sicherlich sinnvoll, um Patienten zu schützen und ihnen mehrere Apothekenbesuche zu ersparen. „Das heißt aber nicht, dass wir das gesamte Rabattvertragssystem umstellen müssen. Die Verträge haben eine sehr wichtige finanzielle Wirkung, auf die wir nicht verzichten können“.
Und was sollte aus Dittmars Sicht nach der Krise gesundheitspolitisch angegangen werden? „Erstens müssen wir dafür sorgen, dass die Pandemiepläne von Bund, Ländern und Kommunen regelmäßiger aktualisiert, aufeinander abgestimmt und erprobt werden, damit wir nicht noch einmal so spontan und schnell Regelungen zum Umgang mit einer solchen Infektion finden müssen. Und es muss klar geregelt sein, wer wo was in welcher Menge zu bevorraten hat“. Als zweiten Punkt nennt sie die Altenpflege, die dringend angegangen werde müsse. Einige Bundesländer hätten einen Aufnahmestopp in Pflegeheimen verhängt. In Deutschland würden circa 150.000 Pflegebedürftige von osteuropäischen Betreuungskräften versorgt, die jetzt nur unter erschwerten Bedingungen einreisen können. „Wir stehen vor einem Pflege-Tsunami!“, so Dittmar. Und so hofft sie, dass sich die aktuelle Wertschätzung für Pflegekräfte auch über die Krise hinweg verstetigt und in entsprechenden Tarifabschlüssen widerspiegeln wird. „Es muss endlich in den Köpfen der Menschen ankommen, dass wir die Pflege ordentlich bezahlen müssen“. |
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