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Interprofessionelle Zusammenarbeit
Dreifachen Nutzen stiften
Wie sich Apotheken in interprofessionellen Netzwerken profilieren können
Bedingt durch den demografischen Wandel, aber auch aufgrund des medizinischen Fortschrittes, wird in den nächsten Jahrzehnten die Zahl derjenigen Patienten ansteigen, die von einer demenziellen Veränderung des Gehirns betroffen sind. Wenn Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer besser behandelbar werden und Therapien zu einer signifikanten Verlängerung der Lebenserwartung führen, dann steigt damit die Wahrscheinlichkeit, als hochbetagter Mensch ein demenzielles Leiden zu erfahren, das meist in eine intensive Betreuung und Pflege mündet.
Gegenwärtig sind rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland an einer Form der Demenz erkrankt. Schätzungen gehen davon aus, dass es im Jahr 2050 etwa doppelt so viele sein könnten. Apotheken werden diese Entwicklung zwangsläufig mitkriegen. Einerseits wird die Verordnungshäufigkeit für entsprechende Arzneimitteltherapien steigen. Andererseits stellen Apotheken einen niedrigschwelligen Zugang zu Informationen und Empfehlungen dar, die von Betroffenen und Angehörigen gerne und regelmäßig in Anspruch genommen werden.
In Kooperation mit ganz neuen Partnern
Mit Zunahme des Altersdurchschnitts in der Bevölkerung – vor allem in der Gruppe der regelmäßigen Apothekenkunden – steigt auch die Anzahl der (potenziell) von einer Demenzerkrankung betroffenen Patienten oder Angehörigen, mit denen man in Kontakt kommt. Die Fragen und Bedürfnisse sind vielfältig und sehr individuell. Auch die Anzahl der Hilfsangebote in unmittelbarer Umgebung haben in den letzten Jahren zugenommen. Aus Scham oder Unwissenheit nehmen sie viele Betroffene und Angehörige aber erst zu spät oder gar nicht in Anspruch. Damit Apotheken hier systematisch als Netzwerker fungieren können, wurde vor sechs Jahren in Augsburg das Konzept „demenzfreundliche Apotheke“ entwickelt (s. Kasten "Die demenzfreundliche Apotheke" im Beitrag "Wo stehen wir? Wohin gehen wir?"). Federführend waren der Augsburger Qualitätszirkel Pharmazeutische Betreuung sowie die Alzheimer Gesellschaft Augsburg. Die Vernetzung läuft dabei mit Einrichtungen wie regionalen Alzheimer-Gesellschaften, der Caritas, Pflegeeinrichtungen, örtlichen Alten- und Servicezentren oder den Gemeinden. Alles Partner, die die meisten Apotheken vorher vielleicht gar nicht auf dem Schirm gehabt hätten. Darüber hinaus muss selbstverständlich auch die Zusammenarbeit mit Hausärzten und Neurologen intensiviert werden.
Dr. Michael Brüch, ehemaliger Apothekeninhaber und aktuell Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Augsburg, ist seit den Anfängen im Netzwerk der „demenzfreundlichen Apotheken“ aktiv und sieht einen dreifachen Nutzen – sowohl im Konzept als auch im Hinblick auf die interprofessionelle Zusammenarbeit insgesamt.
Für die öffentlichen Apotheken sei das die Gelegenheit, so Brüch, sich als gesundheitskompetente Insititutionen zu profilieren. Die Mitarbeit würde von den Netzwerkpartnern nämlich äußerst gerne angenommen. Die Außendarstellung wäre durchweg positiv und Beratungseinrichtungen der Gemeinden, Landkreise oder Städte, die vorher nur wenig mit Apotheken zu tun gehabt hätten, wären plötzlich mit im Boot. Als Präsenzapotheke könne man sich noch viel deutlicher von Online-Versendern und anderen Angeboten abgrenzen und würde in eine Lage versetzt, Neukunden zu gewinnen und Bestandskunden noch stärker an sich zu binden, was sich letztendlich auch wirtschaftlich bemerkbar machen würde.
Der Nutzen aufseiten der Betroffenen bzw. ihrer Angehörigen würde sich vor allem in der intensiven pharmazeutischen Beratung und Betreuung zeigen. Arzneimittelbezogene Probleme könnten besser detektiert und gelöst werden. Weitere Themen, wie Früherkennung, Prävention oder Ernährung, würden für die Zielgruppe thematisiert.
Aus Sicht der Kooperationspartner eröffne sich mit den Apotheken die Möglichkeit, eine weitaus größere Bandbreite von Menschen mit Risikofaktoren oder beginnender Demenz-Erkrankung anszusprechen. Die Apotheken würden als Vermittler im Netzwerk mit den Hilfseinrichtungen fungieren und so die Zusammenarbeit allgemein verbessern.
Interprofessionelle Zusammenarbeit sei eine „Win-win-win-Situation“ für alle Beteiligten, fasst Brüch zusammen. Wie damit die Bedeutung der Gesundheitsversorgung im „Quartier“ unterstrichen wird, möchten wir auf den folgenden Seiten darstellen. |
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