Arzneimittel und Therapie

Risiko für gastrointestinale Tumore gesenkt

Metaanalyse verweist auf protektive Effekte von Acetylsalicylsäure

Tumorprotektive Eigenschaften der Acetylsalicylsäure sind bereits in vielen Studien untersucht worden. Eine aktuelle Meta-Analyse ordnet die vorliegenden Ergebnisse ein: Die Einnahme von ASS scheint tatsächlich das Risiko zu senken, an bestimmten gastrointestinalen Tumorarten zu erkranken. Für die Entwicklung von Darmkrebs konnte zudem gezeigt werden, dass das Risiko durch Dosis und Dauer einer ASS-Einnahme modifiziert wird.

Die ersten Publikationen, die auf einen möglichen tumorprotektiven Effekt von Acetylsalicylsäure (ASS) hinweisen, wurden bereits 1988 veröffentlicht. Diese Vermutung beruhte anfänglich auf Beobachtungsstudien und wurde sukzessive durch die Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien bestätigt. Ein nächster Schritt bestand in der Erstellung von Meta-Analysen, die zwischen 2011 und 2019 entstanden. Nun liegt eine noch aktuellere Meta-Analyse vor, die 2020 veröffentlicht wurde. Sie greift auf die bis März 2019 vorliegenden Daten aus 113 Beobachtungsstudien zurück und ermittelt daraus die Beziehung zwischen der Einnahme von ASS und dem relativen Risiko (RR), an verschiedenen gastrointestinalen Tumoren zu erkranken. Wo es möglich war, wurde auch die Relation zwischen der Dauer und Dosis einer ASS-Einnahme und dem Krebsrisiko ermittelt. Die Meta-Analyse wurde unter Berücksichtigung der PRISMA-Richtlinien für systematische Analysen erstellt (s. Kasten).

Das PRISMA-Statement

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Das PRISMA-(Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analysis)Statement gibt eine Empfehlung darüber, welche Aussagen in Übersichtsarbeiten erwähnt werden sollten. PRISMA umfasst eine Checkliste mit 27 Punkten, um systematisch zu erfassen, welche dieser Kriterien in einer Studie erwähnt werden. ­Werden all diese 27 Punkte ­erwähnt, soll dem Leser eine transparente und klare Aussage durch die Publikation ermöglicht werden. (www.prisma-statement.org)

Weniger gastrointestinale Karzinome

Es konnten folgende Aussagen getroffen werden: Die regelmäßige Einnahme von ASS war mit einem geringeren relativen Risiko (RR) für die Erkrankung an folgenden Tumoren verbunden:

  • Kolorektales Karzinom (Daten aus 45 Studien): 0,73 (95% Konfidenzintervall [KI] 0,69 – 0,78)
  • Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (Daten aus 13 Studien): 0,67 (95% KI 0,57 – 0,79)
  • Adenokarzinom des Ösophagus und des Mageneingangs (Daten aus 10 Studien): 0,61 (95% KI 0,49 – 0,77)
  • Magenkarzinom (Daten aus 14 Studien): 0,64 (95% KI 0,51 – 0,82)
  • hepatobiliäres Karzinom (Daten aus 5 Studien): 0,62 (95% KI 0,44 – 0,86)
  • Pankreaskarzinom (Daten aus 15 Studien): 0,78 (95% KI 0,68 – 0,89)

Das Risiko, an einem Kopf-Hals-Tumor zu erkranken, wurde nicht gesenkt (RR 0,94; 95% KI 0,76 –1,16; Daten aus 10 Studien).

Für die Risikoreduktion bei Darmkrebs zeigte sich eine dosisabhängige Relation. So führte eine tägliche Einnahme von 75 bis 100 mg ASS zu einer 10%igen Risikoreduktion, die Einnahme von 325 mg ASS zu einer 35%igen Reduktion und die Einnahme von 500 mg zu einer 50%igen Abnahme des relativen Risikos. Diese Werte sind den Studienautoren zufolge jedoch vorsichtig zu bewerten, da sie auf einer begrenzten Anzahl von Studien beruhen.

Ferner wurde eine inverse Beziehung zwischen der Dauer der ASS-Einnahme und dem relativen Risiko festgestellt; das heißt, je länger die Einnahme erfolgte, umso größer war die ­Risikoreduktion. Ein Beispiel: Die fünfjährige ASS-Einnahme führte zu einer 20%igen Risikoreduktion, die zehn­jährige Einnahme zu einer 30%igen Risikoabnahme. Diese Beziehung zwischen der Einnahmedauer und der ­Risikoabnahme galt für alle gastrointestinalen Tumorerkrankungen mit der Ausnahme von Kopf-Hals-­Karzinomen. |

Literatur
Bosetti C et al. Aspirin and the risk of colorectal and other digestive tract cancers. Ann Oncol 2020(31);5(3):558-568

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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