Arzneimittel und Therapie

Zusätzlicher Benefit der Statine entdeckt

Cholesterol-Senker beeinflussen positiv die Darmflora

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Durch gezielte Einwirkung auf die Darmbakterien sollen in der Zukunft Krankheiten besser behandelt werden können.

mab | Der menschliche Darm enthält schätzungsweise 100 Trillionen Bakterien. Ähnlich der Blutgruppe kristallisieren sich beim Menschen je nach Hauptkeim drei Enterotypen der Mikrobiota heraus. Einer davon ist „Bact2“, der besonders viele Bacteroides-Arten im Darm aufweist. Diese Bakterien spielen eine wichtige Rolle bei der Aufspaltung von Kohlenhydraten. Das könnte der Grund dafür sein, dass Menschen mit diesem Enterotyp Kohlenhydrate besser resorbieren und daher eher zu Adipositas neigen. In einer Kohorten-Studie wurde die Darmflora von 888 Teilnehmern untersucht. Bei den Probanden mit einem Body-Mass-Index über 30 wiesen 17,3% den Enterotyp Bact2 auf, bei den Normalgewichtigen lediglich 3,9%. Eine andere unabhängige Kohortenstudie mit 2345 Teilnehmern kam zu dem gleichen Ergebnis. Nahmen die adipösen Patienten ein Statin ein, wiesen nur noch 5,88% den kohlenhydratliebenden Bact2-Typ auf. Inwiefern die Statine diese Verschiebung der Mikrobiota im Darm bewirken, ist unklar. So kommt neben einer direkten Mikrobiota-Neugestaltung auch eine indirekte Veränderung durch eine Statin-vermittelte Entzündungsreduktion im Körper infrage. Oft ändern die Betroffenen aber auch unter einer Statin-Behandlung ihren Lebensstil und ihre Ernährung, wodurch sich ebenfalls die Darmflora verbessern könnte. Um den potenziellen Nutzen von Statinen auf die Darmflora sicher belegen zu können, müssen weitere randomisierte Studien durchgeführt werden. |
 

Literatur

Vieira-Silva S et al. Statin therapy is associated with lower prevalence of gut microbiota dysbiosis. Nature 2020. 581;310-315

Zündorf I. Warum wir sind, wie wir sind. DtschApothZtg 2020, Nr. 11, S. 46-51

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