Aus den Ländern

SaarPHIR-Pilotprojekt „Akut-Arzneimittel-Vorrat“ vor dem Start

Universität des Saarlandes ist federführend an dem Pflegeheimprojekt beteiligt

Das Saarländische Projekt „SaarPHIR – Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft“ gehört zu den über 20 Projekten, die sich bundesweit mit der Verbesserung der Pflegeheimversorgung befassen und überwiegend durch den Innovationsfonds gefördert werden. Ab September wird in zwei Saarbrücker SaarPHIR-Einrichtungen zudem das Pilotprojekt „Akut-Arzneimittel-Vorrat“ (AAV) begonnen, das federführend durch die Universität des Saarlandes in enger Abstimmung mit den Projektpartnern, dem saarländischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ­sowie der Apothekerkammer des Saarlandes entwickelt wurde.

Derzeit nehmen 21 Pflegeheime, 67 Vertragsärzte und 1040 Bewohnerinnen und Bewohner an SaarPHIR (Saar­ländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft, siehe auch Kasten), einem Projekt zur Optimierung der medizinischen Versorgung in statio­nären Pflegeeinrichtungen, teil. Das Projekt wird vom Innovationsfonds ge­fördert und von allen vor Ort tätigen Krankenkassen ­getragen. Darüber hinaus wird es wissenschaftlich begleitet. Aus diesem Grund gab es seit Mai letzten Jahres eine Interventions- und Kontrollgruppe auf Landkreis­ebene. Zum August sind nun auch die drei vormals passiven Kontrollgruppen-Landkreise in die aktive Interventionsphase gewechselt, sodass SaarPHIR jetzt saarlandweit implementiert werden kann.

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AAV – Pilotprojekt im Pflegeheim Das Besondere: Vom Arzt im Akutfall ver­ordnete Antibiotika und Schmerzmittel sind im Pflegeheim bevorratet und werden erst bei Bedarf dem Bewohner zugeordnet.

Deutschlandweit einmaliges Arzneimittelprojekt

Dank des Modellcharakters kann mit SaarPHIR die Erprobung eines weiteren innovativen Konzeptes zur Be­hebung von Versorgungsdefiziten erfolgen. Der Akut-Arzneimittel-Vorrat (AAV) ist ein Depot in der Pflege­einrichtung, das Antibiotika und Schmerzmittel zur Soforttherapie der SaarPHIR-Bewohner im Krankheitsfall vorrätig hält. Die Entnahme der Arzneimittel erfolgt auf ärztliche Verordnung. Ab September wird das Konzept in zwei Saarbrücker SaarPHIR-Einrichtungen pilotiert. Dieses ist insofern neu und in Deutschland einmalig, als dass die AAV-Arzneimittel keinem der Bewohner der Pflegeeinrichtung zu­geordnet sind. Dies erfolgt erst bei der Entnahme aus dem AAV. Ziel des behördlich genehmigten Piloten ist eine verbesserte da zeitnahe Akutversorgung der Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen der erweiterten Ruf­bereitschaft und der Vor-Wochenend-Visite. Die Bestückung des AAV sowie die Kontrolle der Lagerungsbedingungen der Arzneimittel wird durch die heimversorgende Apotheke in Abstimmung mit dem Pflegepersonal übernommen. Das Konzept des AAVs wurde federführend durch die Universität des Saarlandes in enger Abstimmung mit den Projektpartnern, dem saarländischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sowie der Apothekerkammer des Saarlandes entwickelt. Die Evaluation des AAV erfolgt fortlaufend durch die Univer­sität des Saarlandes, die im SaarPHIR-Projekt auch andere Aspekte der Arzneimitteltherapiesicherheit wissenschaftlich betrachtet.

SaarPHIR (Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft) wird aus dem Innovationsfonds des Bundes gefördert. Dieser fördert Projekte, die neue Erkenntnisse zur Verbesserung der Ver­sorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung bringen. Neben Barmer, KV Saarland und Saarländischer Pflegegesellschaft SPG beteiligen sich an SaarPHIR die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die Knappschaft Bochum – Regionaldirektion Saarbrücken, die DAK Rheinland-Pfalz/Saarland, die IKK Südwest, die Techniker Krankenkasse Saarland, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – Landwirtschaftliche Krankenkasse, der BKK Landesverband Mitte, die Kaufmännische Krankenkasse und der Verband der Ersatzkassen. Weitere Projektpartner sind die Apothekerkammer des Saarlandes, die Ärztekammer des Saarlandes, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung im Saarland, der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar sowie die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz.

Bewährungstest während der Corona-Pandemie bestanden

In der Corona-Zeit hat sich SaarPHIR besonders bewährt. „Der Aufbau neuer Team- und Kommunikationsstrukturen zwischen Ärzten und Pflegeheimen erweist sich im Projekt zwar als Herausforderung, aber, wo dieses gelingt, sind sie stabil und haben während der Zugangsbeschränkungen in der Pandemie für eine schnelle Kommunikation zwischen den teilnehmenden und nicht teilnehmenden Ärzten gesorgt“, so der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Joachim Meiser. Für den Vorsitzenden der Saarländischen Pflegegesellschaft, Harald Kilian, erweisen sich darüber hinaus als grundsätzlicher Vorteil die regelhaften Team- und Quartalsgespräche: „Verbindliche und vom Vertrauen geprägte Kommunikationsstrukturen sind ein wesentliches Element der Qualitätssicherung, aber auch zur Bewältigung außergewöhnlicher Herausforderungen, wie sie die aktuelle Corona-Pandemie darstellt“. Erste Befragungsergebnisse der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) unterstreichen die Alltagserfahrungen. Neben der Untersuchung neuer Arbeitsprozesse wird zudem durch die Bergische Universität Wuppertal als federführendes Evaluationsinstitut ausgewertet, ob unnötige Krankenhauseinweisungen durch SaarPHIR vermeidbar sind.

Bundesweite Transfergruppe für Pflegeheimprojekte

Weil viele Projekte u. a. die Zusammenarbeit unter den Versorgern, die bedarfsgerechte Versorgung und die Qualitätssicherung dauerhaft verbessern möchten, hat die Barmer, die Konsortialführerin des SaarPHIR-Projektes ist, bundesweit eine Transfergruppe aus den Projekten gegründet, um die vielfältigen Expertisen systematisch für strukturelle Verbesserungen zu nutzen. „Wir hoffen, dass diese Gruppe vom Innovationsfonds aufgegriffen und der gebündelte Projektinput zur weitreichenden Versorgungsgestaltung genutzt wird“, so Dunja Kleis, Geschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz/Saarland. |

Quelle: Pressemeldung Barmer Rheinland-Pfalz/Saarland, KV Saarland, Saarländische Pflegegesellschaft vom 13. August 2020

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