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Nicht das richtige Rezept für Apotheken von morgen

Kommentar von Andreas May zum VOASG

Haben Sie die Debatte zum Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angesehen? Aus meiner Sicht zeigt sich, wie die Regierung zu Apotheken – auch zu Apothekenangestellten – steht. Und da ist noch viel Luft nach oben.
Foto: Angela Pfeiffer/ADEXA

Andreas May, ADEXA-Vorstand

Spahn selbst lobte Apotheken und sagte, sie hätten in Pandemiezeiten eine „Wahnsinnsarbeit“ geleistet – und hätten sich das VOASG damit quasi auch verdient. Als Beispiel hat er bei der Aussprache im Bundestag neben Hamsterkäufen die Herstellung von Desinfektionsmitteln angeführt: Sie erinnern sich mit Sicherheit noch daran. Schön und gut, doch was tut der Minister wirklich, um die Versorgung zu stärken? Er spricht von zusätzlichen Honorarbestandteilen, etwa durch Impfungen. Bekanntlich läuft gerade ein Modellprojekt. Und da wären noch 2,50 Euro für den Botendienst: eine Summe, für die kein Taxifahrer den Zündschlüssel umdrehen würde. Besser als nichts, mag man da denken. Aber das ist der falsche Weg.

Rx-Boni-Verbot oder Rx-Versandverbot?

Sein Parteikollege Michael Hennrich, der sich selbst „tief im Herzen als Freund des Rx-Versandverbots“ bezeichnet, sagt, diese Lösung sei von Apothekern getriggert worden. Damit bleibt es bei Spahns Konzept eines Rx-Boni-Verbots. Ob diese Variante dann europarechtskonform ist, wird sich zeigen. Das Modell wird aber nicht – wie Spahn konstatiert – für einen fairen Wettbewerb sorgen. Edgar Franke (SPD) sprach dennoch von einem „richtigen Rezept für die Apotheke von morgen“, was ich stark bezweifle.

Zum Hintergrund: Apotheken vor Ort leisten nicht nur Nacht- und Notdienste. Sie stellen Rezepturen und Defekturen her, wie zu Beginn der Pandemie mit Desinfektionsmitteln geschehen. Und sie werden eine wichtige Rolle spielen, sobald es darum geht, SARS-CoV-2-Impfstoffe bundesweit zu verteilen. Die Gesellschaft verlässt sich auf solche Versorgungsstrukturen, ohne sie ausreichend zu würdigen – und ausreichend zu honorieren. Reine Versandapotheken jenseits deutscher Grenzen erbringen solche Leistungen nicht. Wie das IGES-Gutachten zu dem Schluss kommt, dass beim Rx-Handel keine wesentlichen Änderungen zu erwarten sind, ist mir ein Rätsel. Warten wir es ab.

Plan B: ein Apotheken-Strukturfonds

Doch zurück zur Stärkung öffentlicher Apotheken: Wir beginnen, uns in einer Abwärtsspirale zu bewegen. Schon heute herrscht ein Fachkräftemangel. Ohne adäquate Gehälter wird sich die Situation weiter verschärfen. Andererseits wird mehr und mehr Apotheken die wirtschaftliche Basis fehlen, um Fachkräfte an sich zu binden.

Sollte das Rx-Versandverbot – eine Lösung, die auch ADEXA immer noch befürwortet – nicht kommen, bleibt zumindest ein Plan B. Hier sei Kordula Schulz-Asche von den Grünen zu zitieren. Sie sieht die Zukunft öffent­licher Apotheken „nicht in der Packungsabgabe, sondern in der heil­beruflichen Kompetenz“. Deshalb schlägt sie vor, den Nacht- und Notdienstfonds zu einem echten Strukturfonds weiterzuentwickeln. Was auch immer kommen mag, der Regierungsvorschlag zum VOASG ist mir zu wenig. |

Andreas May, ADEXA-Vorstand

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