Prisma

Ein unordentlicher Wald ist ein guter Wald

Ordnung stört den Artenreichtum

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us | Verheerende Brände haben in diesem Jahr Wälder in vielen Teilen der Erde verwüstet. Es steht zu befürchten, dass Waldbrände in Zukunft aufgrund zunehmender Trockenheit und steigender Temperaturen noch häufiger vorkommen werden. Neben Feuern kann ein Wald natürlicherweise auch durch Stürme oder Insektenausbrüche in Mitleidenschaft gezogen werden. Um den forstwirtschaftlichen Wert bestmöglich wiederherzustellen, räumen Forstarbeiter einen beschädigten Wald auf. Sie entfernen beschädigte und umgestürzte Bäume, um die zukünftige Feuergefahr zu reduzieren und die Ansiedlung schädlicher Insekten zu verhindern. Was sich zuerst ganz sinnvoll anhört, schadet jedoch der Biodiversität des Waldes. Totholz bietet Lebensraum für zahlreiche Pflanzen, Vögel und Insekten. Ein Beispiel dafür ist der Schwarzrückenspecht, der in den USA in verbrannten Wäldern vorkommt, in aufgeräumten jedoch kaum. In Australien wächst der Baumfarn in Wäldern, die durch eine Naturkatastrophe in Unordnung gebracht wurden. In auf­geräumten Wäldern tritt er dagegen nicht auf. Der Ökologe Dr. Simon Thorn von der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg hat nun eine Rechnung aufgestellt, um herauszufinden, welcher Anteil einer Waldfläche unaufgeräumt bleiben müsste, um den Artenreichtum zu erhalten. Dazu wertete er 25 Studien aus, die diese Frage in Waldgebieten verschiedener Kontinente untersuchten. Demnach müsste ein natürlich verwüsteter Wald zu 75% in seinem Zustand belassen werden, damit die Artenvielfalt zu 90% erhalten bleibt. Wird die Waldfläche zu 50% aufgeräumt, können immer noch fast 75% der einzigartigen Spezies, die auf das Totholz angewiesen sind, hier leben. |

Quelle

Thorn S et al. Estimating retention benchmarks for salvage logging to protect biodiversity. Nature communications 2020;11:4762, doi:10.1038/s41467-020-18612-4

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