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Keine „Abstriche“ beim Testen

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Seit Anfang dieser Woche ist die Impfung gegen COVID-19 zumindest in zwei Staaten Realität. Russland und Großbritannien haben begonnen, ihre Bevölkerungen gegen das Coronavirus zu immunisieren. Damit scheint ein Ende der weltweiten Pandemie in greifbare Nähe zu rücken. Doch dieses äußerst ambitionierte Vorgehen sorgt auch für Kritik. So mahnt der Vorsitzende des Weltärztebunds Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery zur Geduld und fordert eine gründliche Prüfung. Für ihn bleiben viele Fragen im Hinblick auf Nebenwirkungen und Langzeitfolgen in den vier Monaten nach Start der Phase-III-Studie noch unbeantwortet (s. S. 24).

Die öffentliche Auseinandersetzung über diese sehr relevanten zulassungs- und arzneimittelrechtlichen Fragen ist das eine. Das andere sind die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verteilung eines (sicheren und wirksamen) Impfstoffes: Welche Berufs- und Bevölkerungsgruppen müssen bevorzugt werden? Wann erreicht man eine signifikante Durchimpfungsrate? Wie überzeugt man die Skeptiker?

Es wird deutlich, dass die Corona-Krise mit dem Herstellen und Inverkehrbringen der ersten Impfstoffe längst nicht bewältigt ist. Im Gegenteil: Das Finale wird sich noch zur großen Belastungsprobe entwickeln.

Denn vor uns liegen die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel, darauf folgt die Hochphase der Erkältungs- und Grippeerkrankungen. Den weiteren Anstieg der Infektionszahlen wird man nur mit konsequenten Maßnahmen beherrschen und aufhalten können. Hierbei kann uns die Impfung in den nächsten Monaten noch nicht weiter­helfen. Es könnte sogar sein, dass mit einer größer werdenden Zahl an ­Geimpften die Akzeptanz allmählich sinkt, sich weiterhin persönlich einschränken zu müssen.

Daher wird es nach wie vor um das korrekte und gezielte Testen gehen, um auszuschließen, dass akut Infizierte eine Gefahr für ihre Umgebung darstellen. Um dieses Problem zu lösen, wird man das Testangebot ausbauen und niedrigschwelliger ausrollen müssen. Bundesgesundheitsminister Spahn hat sich in seiner Amtszeit schon einmal genau mit dieser Thematik beschäftigt und die HIV-Selbsttests erfolgreich etabliert. Für Corona-Tests kann sich der Minister ebenfalls eine (teilweise) Liberalisierung vorstellen. Medizinische Laien wie Lehrer und Erzieher sollen sich demnächst selbst testen dürfen.

Doch mit jedem unprofessionell durchgeführten Selbsttest steigt auch die Gefahr falsch-negativer Ergebnisse. Weite Teile der Bevölkerung werden die Aussagekraft von Antigen- und Antikörper-Tests nicht kritisch hinterfragen. Der Abstrich im Nasopharynx kostet Überwindung und vermindert die Akzeptanz. Daher sollten weitere Berufsgruppen befähigt werden, Schnelltests durchführen zu dürfen – dazu gehört selbstverständlich auch das pharmazeutische Personal.

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