Die Seite 3

Hoffnung

Dr. Thomas Müller-Bohn

Ein flächendeckendes und hinreichend enges Netz von Apotheken vor Ort ist für die Arzneimittelversorgung unverzichtbar. Versand-Fans, Schnäppchenjäger und selbsternannte Reformer haben dies jahrelang verdrängen wollen. Doch dieses Corona-Jahr sollte auch die letzten Zweifler überzeugt haben. Die Apotheken und ihre Teams haben sich glänzend bewährt und damit auch den Politikern den Rücken gestärkt. Als viele im Frühjahr Versorgungsengpässe befürchteten und alles unsicher war, haben die Apotheken für ein wichtiges Stück Sicherheit gesorgt. Nachdem die Politik im Herbst die Vorbereitung auf die zweite Pandemiewelle verschlafen hat, sollen die Apotheken jetzt mithelfen das Problem aufzufangen. In einer überstürzten Aktion verteilen sie die Masken, die sinnvollerweise im Oktober hätten verteilt werden sollen. Damit zeigen die Apotheken wieder einmal, was sie leisten können. Die Honorierung für diese erste Maskentranche gleicht einer Peilung im Nebel, aber andere schnell organisierte Pauschalen wären nicht besser. Die fragwürdige Entlohnungsform ist der plötzlichen ­Eile geschuldet. Diese Eile ist das eigentliche Problem. Der fehlende Vorlauf und die ungeschickte Ankündigung durch die Politik haben der Sache geschadet und die Apotheken zusätzlich belastet. Doch die Politik war im Zugzwang. Denn sie hat zunächst nur auf Beobachtung und dann aktionistisch auf Zwangsmaßnahmen gesetzt. Sie hat Alibi-Masken propagiert, statt sich für den sachgerechten Umgang mit „richtigen“ Schutzmasken zu engagieren. Nun sollen die Apotheken die vertane Zeit wieder einholen. Darum ist die erste Tranche vor allem eine logistische Herausforderung. Die Zeit ab Januar lässt auf mehr hoffen. Dann wird die Versorgung dank der Gutscheine geordneter ablaufen und systematische Erläuterungen zum Umgang mit den Masken ermöglichen. Das scheint für die Bekämpfung der Pandemie aussichtsreich. Denn irgendwoher müssen die vielen Infektionen trotz Masken gekommen sein. War es nicht längst an der Zeit, dies mehr zu hinterfragen? Die Honorierung für die Maskenabgabe im neuen Jahr ist sicher kein Weihnachtsgeschenk für die Apotheken. Denn erstens weiß noch niemand, wie hoch die Einkaufspreise steigen, und zweitens gehören Organisation, Logistik und dann vor allem die so wichtige Beratung dazu. Danach ist zu hoffen, dass die Politik den Apotheken endlich bietet, was längst überfällig ist – nicht nur die einmalige Entlohnung für die Masken, sondern langfristige ordnungspolitische Sicherheit und zukunftsfeste Honorierung – nicht nur als Dankeschön, sondern aus Einsicht. Denn die Politik braucht die Apotheken, aber die Apotheken brauchen auch den Rückhalt der Politik. In der Hoffnung, dass wir alle im neuen Jahr die Pandemie überwinden und uns mit den Lehren daraus beschäftigen können, wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten und etwas Erholung vom Maskenverteilen.

Dr. Thomas-Müller-Bohn, DAZ-Redakteur

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