Prisma

Arterien aus menschlichem Garn

Collagen dient als Ausgangsmaterial

Foto: Nicolas L‘Heureux

Ähnlich wie bei der Textilherstellung nutzen Forscher Garn aus natürlicher Extrazellulärmatrix, um unter anderem Arterienprothesen herzustellen.

us | Nach manchen Operationen bleiben medizinische Hilfsstoffe im Körper zurück, zum Beispiel Nahtmaterial oder Stents zur Behandlung von Aneurysmen. Im ungünstigen Fall rufen diese Materialien eine Fremdkörper­reaktion hervor, wobei das Immunsystem versucht, gegen den Eindringling vorzugehen. Wäre es nicht praktisch, Implantate aus körpereigenem Material herzustellen? Biotechnologen der Universität Bordeaux haben daran gearbeitet und nun ihre vielversprechenden Fortschritte veröffentlicht. Sie kultivierten humane Fibroblasten und erhielten nach acht Wochen eine stabile „Folie“ von 10 × 18 cm. Durch ein dichtes Netzwerk aus Collagen-Fibrillen erhielt das extrazelluläre Material seine Stärke. Collagen hat den Vorteil, dass es im Bindegewebe aller Menschen vorkommt und daher nicht abgestoßen wird. Schmale Streifen dieses Materials ließen sich zu bis zu drei Meter langen, kräftigen Fäden verdrehen, die dann getrocknet und auf eine Spule gewickelt bei 80°C ohne nennenswerten Abbau aufbewahrt werden konnten. Die Fäden eigneten sich, um zu häkeln und zu stricken. Auch die Funktionalität ihrer Erfindung als Nahtmaterial demonstrierten die Forscher. Sie nähten eine drei Zentimeter lange Wunde auf dem Rücken einer Ratte. Nach zwei Wochen waren die äußeren Teile der Naht kaum noch sichtbar und die Wunde heilte normal, wobei keine Entzündungsmerkmale auftraten. Schließlich stellten die Wissenschaftler sogar eine geflochtene Arterienprothese mit den Fäden her. An der Halsschlagader eines Schafes zeigte das Implantat, dass es dicht war und normalen Blutfluss ermöglichte. |

Literatur

Magnan L et al. Human textiles; A cell-synthesized yarn as a truly „bio“ material for tissue engineering applications. Acta Biomater 2020;doi:10.1016/j.actbio.2020.01.037

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