Wirtschaft

Hoffnungsträger oder Fata Morgana?

Bayern und Mecklenburg-Vorpommern sichern sich Sputnik-V-Impfdosen

cha | Angesichts des derzeitigen Mangels an COVID-19-Impf­stoffen könnte die russische Vakzine Sputnik V eine gute Ergänzung darstellen. Die Bundesländer Bayern und Mecklenburg-Vorpommern haben sich bereits Millionen Dosen gesichert, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat bilaterale Gespräche angekündigt. Doch eine Zulassung durch die EMA lässt auf sich warten – auch weil wichtige Daten noch nicht geliefert wurden.

Bereits seit der Erteilung der russischen Notfallzulassung im August 2020 reißt die Kritik am russischen COVID-19-Impfstoff Sputnik V nicht ab. Auch eine im Februar 2021 im „Lancet“ publizierte Studie, die der Vakzine eine hohe Wirksamkeit bestätigte, räumte den Vorwurf der mangelnden Transparenz nicht aus. Eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ist bislang nicht erfolgt, da wichtige Daten fehlen. Dennoch werden in Deutschland die Rufe lauter, mit dem russischen Impfstoff der lahmenden Impfkampagne auf die Beine zu helfen.

Vergangene Woche preschte Bayern vor. Am Mittwoch wurde eine entsprechende Absichtserklärung vom bayerischen Gesundheits­ministerium und dem russischen Direktinvestmentfonds und Vertriebspartner RDIF über den Kauf von 2,5 Millionen Impfdosen Sputnik V unterschrieben, bestätigte ein Ministeriumssprecher gegenüber der AZ. Maßgeblich dafür sei „die Prüfung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur sowie die anschließende Zulassung des Impfstoffs Sputnik V durch die Europäische Kommis­sion“. Ebenfalls auf Sputnik V setzt Mecklenburg-Vorpommern. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom vergangenen Donnerstag hat sich das Land gegenüber Russland eine Option auf eine Million Impfdosen gesichert.

Spahn: bilaterale Gespräche

Unterdessen warnte Bundesgesund­heitsminister Spahn am Donnerstag im WDR5-Morgenecho vor einer Fata-Morgana-Debatte. Zunächst müsse Sputnik V durch die EMA zugelassen werden. Dafür müsse Russland noch die notwendigen Daten liefern. Da die EU-Kommission keine Verträge über Sputnik V schließen wolle, werde Deutschland bilateral mit Russland reden. Konkret müsse man klären, welche Mengen in den kommenden zwei bis vier/fünf Monaten geliefert werden könnten. Denn für die Zeit danach gebe es mehr als genug Impfstoff.

Kritik aus der Slowakei

Doch die Kritik an Sputnik V reißt nicht ab. So hatte die Slowakei laut dpa am 1. März 2021 eine erste Lieferung von 200.000 Impfdosen Sputnik V erhalten, nun veröffentlichte das staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle SUKL einen kritischen Bericht darüber. Die gelieferten Impfstoffe seien nicht in allen Details identisch mit den zuvor im „Lancet“ beschrie­benen: „Diese Vakzine haben nur den Namen gemeinsam.“ Zuvor hatte der inzwischen zurückgetretene Gesundheitsminister Krajci den Einsatz von Sputnik V von einer positiven Prüfung durch SUKL abhängig gemacht. Russland wies die Vorwürfe zurück und forderte eine Rücksendung des Impfstoffs. |

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