Gesundheitspolitik

Kommentar: Jammern ist des Kaufmanns Gruß

Christine Ahlheim

Die Honorierung der Apotheken für die Verteilung der Corona-Impfstoffe ist angesichts der erbrachten Leistung beschämend niedrig. Aber die Apotheken­seite konnte sich bei den Verhandlungen mit ihrer Forderung nicht durchsetzen. Zu den Hintergründen erklärte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening vergangene Woche im Livechat auf Facebook, die Politik habe bei der Preisfindung unter dem Eindruck der großen Kritik an der Vergütung der FFP2-Masken für die vulnerablen Gruppen gestanden.

Dass es so weit gekommen ist, haben die Apotheker auch einzelnen Kollegen zu verdanken, die in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckten, als hätte sich der Berufsstand bei der Maskenaktion eine goldene Nase verdient. Natürlich konnten sich etliche Apotheker über einen schönen Zuverdienst freuen. Aber wer teuer eingekauft und/oder bei der ersten Tranche überproportional viele Kunden versorgt hatte, war froh, wenn er am Ende nicht draufzahlte.

Daher ist es ärgerlich, dass die Politik seinerzeit die Preise für die Masken eilfertig herabsetzte und nun die Apotheken auch noch durch eine unangemessene Vergütung der Impfstoffverteilung bestraft. Offenbar zahlt es sich aus, gemäß dem Sprichwort „Jammern ist des Kaufmanns Gruß“ zu agieren. So fahren die Ärzte seit Langem sehr gut damit, sich öffentlichkeitswirksam arm zu rechnen.

Bei der Belieferung mit Corona-Impfstoffen ist allerdings Land in Sicht. Bis 17. Mai wird die ABDA dem Bundesgesundheitsministerium eine Aufstellung darüber vorlegen, wie groß der Aufwand tatsächlich ist. Kaum anzunehmen, dass die Apotheken dann weiterhin mit 6,58 Euro je Vial abgespeist werden.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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