Gesundheitspolitik

Der Kampf gegen die Impfmüdigkeit hat begonnen

Politiker überbieten sich in niederschwelligen Angeboten an Impfmuffel / Über Aus für kostenlose Tests wird nachgedacht

cha | Tobte bis vor wenigen Wochen noch der Kampf um einen Termin für die COVID-19-Impfung, so hat mittlerweile der Kampf gegen die zunehmende Impfmüdigkeit begonnen – mit zum Teil skurrilen Vorschlägen.

In China ist man bekanntlich nicht zimperlich, wenn es um die Durchsetzung staatlicher Interessen geht. Nachdem die Impfkampagne ordentlich an Fahrt auf­genommen hatte und bislang die Impfungen freiwillig erfolgten, wird nun laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland zunehmend Druck auf Impfverweigerer aufgebaut. So sollen in mehreren Städten nur noch Geimpfte – ausgenommen Minderjährige und Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können – Zugang zu Theatern, Buchläden und Altersheimen, aber auch zu Supermärkten und Einkaufszentren haben.

Dass solche Maßnahmen in Deutsch­land undenkbar sind, versteht sich von selbst. Aber auch hierzulande wird fieberhaft darüber nachgedacht, wie die Impfquoten erhöht werden können. Denn der Impf­turbo stottert: Laut dem Robert Koch-Institut ist die Gesamtzahl der pro Woche verabreichten Impfdosen seit Mitte Juni rückläufig – und das bei zwar leicht, aber kontinuierlich ansteigenden Inzidenzen.

Die Politik fährt dabei zweigleisig. Zum einen wird Druck aufgebaut, indem Politiker laut darüber nachdenken, ob die Corona-Tests kostenlos bleiben können, wenn alle Menschen ein Impfangebot bekommen haben. Muss der PCR- oder Schnelltest selbst bezahlt werden, wenn er bei bestimmten Anlässen notwendig ist, so kann das für Ungeimpfte ein teurer Spaß werden.

© Kai Felmy

Zum anderen sollen Impfmuffel mit niederschwelligen Angeboten zum Piks verlockt werden. So will das Land Berlin laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur eine lange Nacht des Impfens in der Arena machen sowie auf dem Parkplatz einer Ikea-Filiale impfen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kann sich mobile Impfteams etwa in Shisha-Bars und Ausgehmeilen vorstellen. Andere schlagen Fußgängerzonen, Universitäten, Festivals, Kirchen oder Moscheen als Impforte vor.

Wieder andere wollen mit extra Anreizen zum Impfen bewegen. So sprach sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans für die Verlosung eines Fahrrads oder eines Fremdsprachenkurses aus, andere wollen mit Freikarten für Museen, Konzerte, Sportveranstaltungen oder den Zoo die Impfbereitschaft fördern.

Von Impfungen durch Apotheker ist dabei keine Rede. Zwar hatte die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in ihrem Beschluss vom 28. Juni das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gebeten zu prüfen, ob im Rahmen von Modellprojekten bei der Verimpfung von pandemischen Impfstoffen „auch regelhaft weitere Einrichtungen der Gesundheitsversorgung bzw. Personen mit medizinischer Expertise beteiligt werden können“. Doch bislang hat sich hier nichts getan. Auf Nachfrage der AZ, ob Modellversuche zur COVID-19-Impfung in Apotheken geplant seien, teilte das BMG lediglich mit, dass es derzeit prüfe, „ob weitere Leistungserbringer eingebunden werden können“. |

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