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Management

Attraktiv für die Generation Y

Bei der Suche nach qualifiziertem Personal geänderten Ansprüchen gerecht werden

Der demografische Wandel und die sich in den Ruhestand verabschiedende Babyboomer-Generation werfen ihre Schatten voraus. Laut der Bundesagentur für Arbeit zählen Apotheker seit mehreren Jahren zu den Mangelberufen. Dies bekommen Apothekenleiter zu spüren, wenn sie nach qualifiziertem Personal suchen. Wer für die nach 1980 Geborenen – die sogenannte Generation Y – attraktiv sein möchte, muss sich auf neue Sichtweisen und neue Motiva­tionsmechanismen einstellen.

Sowohl die jeweilige Einstellung als auch die Selbsteinschätzung der verschiedenen Generationen gehen an einigen Stellen deutlich auseinander: Während die ältere Generation sich eher als karriereorientiert einschätzt, haben bei den jüngeren Absolventen Familie und Freizeit immer mehr Relevanz. Den stärkeren Fokus auf die berufliche Karriere bei der älteren Generation bestätigt zudem der hohe Stellenwert der Arbeit. Zudem ordnen sich ältere Arbeitnehmer selbst eher als „analog“ ein und mehr als zwei Drittel würden sich als Einzelkämpfer bezeichnen. Das sieht die junge Generation ganz anders: 80 Prozent beschreiben sich als digital und zukunftsorientiert, knapp zwei Drittel schätzen sich dabei als Teamplayer ein.

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Der Wandel der Generationen hat auch Einfluss auf das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Heute ist es im Gesundheitsbereich zunehmend der Arbeitgeber, der sich „bewerben“ muss.

„Das Thema brennt, denn der Generationswechsel in Medizin und Pharmazie steht kurz bevor und die Situation wird sich in den nächsten Jahren verschärfen“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank und Leiter einer im September 2020 durchgeführten Studie. Auf der einen Seite steht die junge Generation, die den Wertewandel, der auf gesellschaftlicher Ebene bereits stattfindet, auch in der Berufswelt durchsetzen möchte. Dabei hat sie mit dem demografischen Wandel einen entscheidenden Vorteil auf ihrer Seite. Ihnen gegenüber stehen die älteren, sehr erfahrenen Heilberufler, die im gegenwärtigen Versorgungssystem eine überaus wichtige Rolle spielen. Es gilt, entsprechende Lösungen zu finden, um das System nach den Vorstellungen der jungen Generation zu modifizieren, die Veränderungen aber gleichzeitig so zu gestalten, dass diese auch die ältere Generation mitträgt. Das geht nur gemeinsam in einem Team und mit einem generationenübergreifenden Engagement. Dazu gehört auch, bestehende Strukturen und Prozesse infrage zu stellen und darauf zu achten, beiden Gruppen gerecht zu werden.

Mit digitaler Technik aufgewachsen

Doch wer gehört überhaupt zur Generation Y? Grundsätzlich gilt: Obwohl sich jeder Mensch unterschiedlich mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit entwickelt, so lässt sich die Gesellschaft dennoch in Generationen einteilen, die sich immer wieder – bewusst oder auch unbewusst – voneinander abgrenzen und unterschiedlich ticken. So auch die Generation Y, die mit ihrer häufigen Frage nach dem „Warum?“ die Arbeitswelt aufmischt. Zur Generation Y, häufig durch „Gen Y“ abgekürzt, zählen all diejenigen, die ca. zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, wobei eine genaue Eingrenzung wie auch bei anderen Generationen schwierig ist. Häufig werden die zur Gen Y zählenden Personen unter Anspielung auf die Jahrtausendwende auch als „Millennials“ bezeichnet.

Grundsätzlich unterscheiden sie sich allein schon dadurch von ihren Vorgängern, dass sie als erste Generation mit der digitalen Technik aufgewachsen sind und als „Digital Natives“ sicher und selbstverständlich mit dieser umgehen können. Die veränderten Erwartungen resultieren daher nicht zuletzt auch aus der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung. Daneben zeichnet sich diese Generation durch ein sehr hohes Bildungs­niveau aus, weshalb die Ypsiloner oft auch als „High Potentials“ bezeichnet werden und auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt sind.

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Selbstdarstellung als Arbeitgeber Eine moderne Webpräsenz umfasst auch eine Rubrik „Karriere“, in der die Apotheke als Arbeitsplatz gezeigt wird.

Das Ypsilon in „Generation Y“ ist nicht nur die logische Folge der Bezeichnung der vorangegangenen Generation X, sondern steht sinnbildlich auch für den hinterfragenden Charakter („why?“), der dieser Generation nachgesagt wird. In der Arbeitswelt haben die Millennials den Ruf, Traditionelles anzuzweifeln und Bestehendes verändern zu wollen. Diese neue nachwachsende Generation fordert uns alle heraus und spielt dennoch eine sehr wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt, da sie mittlerweile den Großteil aller Bewerber ausmacht.

Ein Wandel in der Arbeitswelt

„Wollen die auch arbeiten?“, fragte Deutschlands größte Wochenzeitung im Frühjahr 2013 provokant in einer Bestandsaufnahme zur Generation Y (Die Zeit, 11/2013). Dahinter verbirgt sich das vielfach geäußerte Vorurteil, junge Beschäftigte erwarteten viel, wollten aber nur wenig geben. Seit vielen Jahren wird über die Generation Y diskutiert und publiziert. Die Ergebnisse einer Trendstudie zur Generation Y, die Ende 2013 vom Zukunftsinstitut veröffentlicht wurde, zeigen jedoch: Es ist kein fehlendes, es ist vielmehr ein neues, verändertes Leistungsverständnis, das die Millennials auszeichnet. Die Generation Y ist von Natur aus sehr neugierig und hinterfragt gerne Althergebrachtes. So stellen die Millennials oft starre Hierarchien infrage und streben stattdessen nach Selbstbestimmung. Die Generation Y will selbst denken, eigenständig handeln und ihre Tätigkeit zumindest teilweise mobil und mit flexiblen Arbeitszeiten ausführen.

Dass ihr Arbeitgeber ihnen eine ausgeglichene Work-Life-Balance bieten kann, ist für sie von großer Bedeutung. Generell hat die Arbeit zwar einen hohen Stellenwert im Leben der Generation Y, dennoch hat sie nicht mehr oberste Priorität, wie es noch bei früheren Generationen der Fall war. Die Millennials erwarten Vorgesetzte mit kompetenten Führungsqualitäten und ein kontinuierliches Feedback zu ihrer Arbeit. Ein gutes Betriebsklima sowie eine zur eigenen Persönlichkeit passende Unternehmenskultur sind wichtige Kriterien für die Ypsiloner, damit sie sich an ihrem Arbeitsplatz auch längerfristig wohlfühlen. Dabei schätzen sie Arbeitgeber, die Gemeinschaft und Teamwork fördern, ebenso wie eine transparente Kommunikation.

Die Angehörigen der Generation Y sind sehr leistungs- und erfolgs­orientiert. Daher sind Themen wie Weiterbildungsmöglichkeiten besonders interessant für sie. Von großer Bedeutung ist für viele Berufstätige der Gen Y auch die Familiengründung. Aus diesem Grund sind Familienfreundlichkeit und entsprechende Arbeitsbedingungen des Unternehmens ein wichtiger Aspekt für sie, wenn es um die Wahl ihres zukünftigen Arbeit­gebers geht. Mussten die älteren Generationen früher noch bangen und hoffen, dass die Rückmeldung auf ihre Bewerbung positiv ausfällt, so haben die Ypsiloner diese Sorge – besonders in der Gesundheitsbranche – derzeit kaum noch. Denn aus dem einstigen Arbeitgebermarkt ist durch den demografischen Wandel mittlerweile ein Arbeitnehmermarkt geworden. Es gibt in vielen Branchen mehr freie Stellen, als Nachwuchskräfte für sie existieren, wodurch die Gen Y seit Jahrzehnten wieder die erste Generation ist, die weitgehend frei aus verschiedenen Jobangeboten wählen kann. Unternehmen wie auch Apotheken müssen aus diesem Grund zunehmend auf die Wünsche der jungen High Potentials eingehen, um qualifiziertes Personal für sich zu gewinnen. Dessen ist sich die Generation Y auch selbst bewusst, weshalb sie es sich herausnimmt, hohe Ansprüche an die Arbeitsbedingungen und ihren Berufsalltag zu stellen.

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Die Generation Y sucht die Balance zwischen Familie und Beruf. Zudem möchte sie selbstbestimmt arbeiten können und lehnt eine autoritäre Personalführung ab.

Der Wunsch nach Mitsprache und Anerkennung

Die Absolventen von heute haben im Gegensatz zu den vorherigen Generationen häufig eine ganz klare Vorstellung davon, wie sich ihr Berufsalltag gestalten soll und welche Karriere sie verfolgen möchten. Hinzu kommt, dass sich unsere Weltanschauung stetig verändert und die Gesellschaft heute andere Werte vertritt als noch vor einigen Jahrzehnten. So sind die Millennials häufig in einem stark paritätisch geprägten Familienmodell auf­gewachsen, wodurch die Gleich­berechtigung von Männern und Frauen für sie eine Selbstverständlichkeit ist, die sie auch in der Arbeitswelt einfordern. Zudem sind sie es gewohnt, ein Mitspracherecht zu haben und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, statt sich von jemandem etwas diktieren zu lassen. Sie wollen im Berufsleben mitentscheiden und lehnen eine autoritäre Personalführung ab.

Bei der Ausführung ihres Jobs ist es den Millennials besonders wichtig, dass ihre Arbeit einen Sinn hat, Abwechslung bietet und ihnen Freude bereitet. Sehen sie keine Sinnhaftigkeit in der Tätigkeit, so kommt eine Bewerbung gar nicht erst infrage. Denn diese ist ihnen viel wichtiger als beispielsweise ein hohes Einkommen, worauf die vorherigen Generationen noch das stärkste Gewicht legten. Zwar wollen auch sie ein anständiges Gehalt, generell sind intrinsische Motivatoren aber die wichtigere Arbeitsmotivation für die Generation Y, allen voran Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Die Millennials sind durchaus bereit, einiges zu geben, und auch kleinere Unternehmen wie Apotheken können weiterhin viel von ihnen erwarten – wenn man sie denn mitgestalten lässt.

Was lockt qualifizierte Absolventen?

Wovon die Millennials träumen: Freizeit und Arbeit so in Einklang zu bringen, dass genug Raum bleibt, um sich selbst zu verwirklichen. Viele junge Absolventen wünschen sich flexible Arbeitsmodelle, um die möglichst per­fekte Work-Life-Balance zu finden. Die Vertreter der Generation Y verfolgen zudem eine andere Form der Motivation: Der Anteil derer, die dazu beitragen wollen, „die Welt ein wenig besser zu machen“, ist deutlich höher als der jener, für die als erstrebenswert gilt, sich viel leisten zu können. Der Wunsch nach flachen Hierarchien, einem guten Betriebsklima und der Möglichkeit von Fort- und Weiterbildung steht besonders im Vordergrund. Zu weiteren attraktiven Benefits zählen: Maßnahmen zur Personalentwicklung, eine leistungsorientierte und faire Bezahlung sowie eine fi­nanzielle Unterstützung der Kinderbetreuung. Solche Zusatzleistungen steigern nicht nur die Attraktivität des potenziellen Arbeitsplatzes, sondern auch das Ansehen des Betriebes. Alle Maßnahmen, die die Attraktivität des Arbeitsplatzes steigern, wirken sich somit sowohl auf die Mitarbeiter- als auch auf die Kundenbindung positiv aus.

Ein wichtiger Punkt, der besonders von den vielen weiblichen Absolventen in der Gesundheitsbranche gewünscht wird, ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier sind flexible Arbeitszeiten mit der Möglichkeit zur Mitarbeit in Teilzeit und Verständnis für die jeweilige familiäre Situation gefragt. Weiterhin gilt ein sicherer Arbeitsplatz, der Planbarkeit und Verlässlichkeit bietet, als wichtiges Kriterium, um Mit­arbeiter dauerhaft an einen Betrieb zu binden.

Sowohl die attraktiven Arbeitsbedingungen als auch das Image des Arbeitgebers sollten an den richtigen Stellen kommuniziert werden. Wichtig ist es, die Webpräsenz mit Blick auf die jeweiligen Zielgruppen anzupassen. So könnte z. B. eine die junge Generation ansprechende Homepage der Apotheke eine Rubrik „Karriere“ aufweisen, in der etwaige zu besetzende Stellen zu finden sind und in der sich die Apotheke als besonderer Arbeitgeber präsentiert.

Der hoch qualifizierte Fachkräftenachwuchs sollte künftig vor allem in dem gefördert werden, was er jeweils für sein Team leisten kann und will. Wer als Chef lebenslanges Lernen, Kreativität, Empathie, ganzheitliches Denken und Problemlösungskompetenz bei seinen Mitarbeitern von morgen konstruktiv unterstützt, hebt sich von anderen Betrieben deutlich ab und gewinnt langfristig motivierte Angestellte. Durch einen transparenten Austausch auf Augenhöhe können verschiedene Generationen viel voneinander lernen und bilden – auch in der öffentlichen Apotheke – ein perfektes Team. |

Apothekerin Dr. Irina Treede, Heidelberg

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