Gesundheitspolitik

Weniger Apotheken in Bayern

Niedrigster Wert seit der Wiedervereinigung

ks | Zum Ende des dritten Quartals 2021 gab es in Bayern noch 2984 Apotheken. Der Bayerische Apothekerverband (BAV) ist alarmiert und appelliert an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Erstmals seit der deutschen Wiedervereinigung ist in Bayern die Zahl von 3000 Apotheken unterschritten. „Diese Entwicklung muss gestoppt werden“, fordert der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann in einer Pressemitteilung seines Verbands. Er sieht nun u. a. die nächste Bundesregierung in der Pflicht: „Egal wie die künftige Koalition aussieht, sie muss diese Herausforderung angehen und Rahmenbedingungen schaffen, die die Übernahme oder Neugründung einer Apotheke wieder attraktiv machen.“ Denn immer weniger junge Apotheker wagten den Sprung in die Selbstständigkeit. Inzwischen werde es sogar für gut gehende, wirtschaftlich gesunde Apotheken schwierig, einen Nachfolger zu finden, wenn der Inhaber in Ruhestand geht.

Die Zurückhaltung junger Pharmazeuten führt Hubmann auch auf das EuGH-Urteil von vor fünf Jahren zurück, das den EU-Versendern erlaubte, mit Rx-Boni in den Wettbewerb zu treten. Der BAV-Chef räumt ein: „Da hat der Gesetzgeber Ende des vergangenen Jahres in weiten Teilen nachgebessert. Die Wirkung des Gesetzes muss sich aber erst noch entfalten.“

Künftig wünscht sich der BAV weitere Perspektiven, etwa eine bessere Vergütung und den Abbau von Bürokratie bei der Abgabe von Rx-Arzneimitteln. Eine konkrete Forderung an die Politik lautet daher, die Abgabeerleichterungen, die während der Pandemie eingeführt wurden, beizubehalten.

Auch die Einführung bezahlter pharmazeutischer Dienstleistungen sieht Hubmann als Chance, den Apothekerberuf attraktiver zu machen. Die finanziellen Mittel stünden bereit – nur die Kassen weigerten sich bislang, auf die Angebote der Apotheker einzugehen.

Nicht zuletzt ist der Fachkräftemangel ein großes Problem – hier sieht Hubmann die Länder gefordert: „Eine Lösung wäre, die Anzahl der Pharmaziestudienplätze zu erhöhen.“

Derzeit liegt im Freistaat die Versorgungsdichte bei rund 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner – und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 32 Apotheken pro 100.000. „In Bayern wächst die Bevölkerung, wie die jüngst veröffentlichten Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik zeigen. Deren Arzneimittelversorgung muss gesichert bleiben. Wir brauchen also mehr Apotheken, nicht weniger“, lautet Hubmanns Fazit. |

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