- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 42/2021
- Beim Kiffen herrscht ...
Gesundheitspolitik
Beim Kiffen herrscht Einigkeit
Mit der Ampel kommt wohl die Legalisierung von Cannabis
Den Stein ins Rollen brachte vergangenen Mittwoch Karl Lauterbach. Der SPD-Gesundheitsexperte, der sich derzeit zum wiederholten Male Hoffnungen auf das Amt des Bundesgesundheitsministers macht, sprach sich im Interview mit der Rheinischen Post dafür aus, eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu erlauben. Dabei betonte er, dass er jahrelang eine Legalisierung abgelehnt habe. „Mittlerweile komme ich als Arzt aber zu einem anderen Schluss“, so Lauterbach weiter. „Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben.“ Dieses Phänomen sei neu und verändere die Lage. „Ich bin deswegen dafür, dass wir in einem möglichen Koalitionsvertrag mit Grünen und FDP einen Passus zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene formulieren.“
Damit rennt Lauterbach bei den potenziellen Koalitionspartnern offene Türen ein. So fordert die FDP in ihrem Wahlprogramm eine kontrollierte Freigabe von Cannabis, der Verkauf soll in lizenzierten Geschäften erfolgen. Ganz ähnlich sind die Vorstellungen der Grünen: Sie wollen laut Wahlprogramm ebenfalls „einen regulierten Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften ermöglichen“.
Lauterbachs eigene Partei ist dagegen zurückhaltender. Die SPD möchte die regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene erst in Modellprojekten von Ländern und Kommunen erproben, „begleitet durch Maßnahmen der Prävention, Beratung und Behandlung im Jugendbereich“, heißt es im Wahlprogramm.
Doch der Ex-Jusovorsitzende und stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert möchte gleich Nägel mit Köpfen machen. Im Podcast „In Your Face“ vom „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sprach er sich für eine regulierte Legalisierung aus. Danach soll Cannabis ausschließlich an Erwachsene z. B. in Apotheken abgegeben werden.
Doch es sind bei Weitem nicht alle glücklich über die wohl bevorstehende Legalisierung von Cannabis. So verweist der Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur darauf, dass die Entwicklung des Gehirns unter dem Einfluss des Cannabis-Wirkstoffs THC Schaden nehme, die Folgen seien nicht nur verminderte Intelligenz, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, sondern auch eine erhöhte Gefahr, an einer Psychose zu erkranken.
Gewerkschaft der Polizei: Den Joint nicht schönreden
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Oliver Malchow äußerte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Es muss endlich Schluss damit sein, den Joint schönzureden.“ Gerade bei Jugendlichen könne der Konsum von Cannabis zu erheblichen Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten führen, zudem würde eine Legalisierung dieser Droge den Schwarzmarkthandel nicht beseitigen. Und Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, warnt vor den Problemen, „wenn demnächst auch noch Bekiffte am Straßenverkehr teilnehmen“. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.