Gesundheitspolitik

Vorwurf des Impfstoffklaus

Hausärzteverband Nordrhein contra impfende Apotheker

cha | Im Kampf gegen impfende Apotheker hat der Hausärzteverband Nordrhein eine neue Strategie eingeschlagen. Nun lässt er über die Deutsche Presse-Agentur verbreiten, dass es infolge der Impfangebote in Apotheken zu einer Verknappung der Impfstoffe in den Arztpraxen komme.

Die Hausärzte beklagen Lieferengpässe bei den Grippe-Impfstoffen – und sehen die Schuld dafür bei den Apotheken, heißt es in der dpa-Meldung vom vergangenen Freitag, die von etlichen Publikumsmedien weiterverbreitet wurde. Sie sorgten „durch eigene Impfangebote für eine künstliche Verknappung des Impfstoffes und ­behindern die Impfungen in den Arztpraxen“, so Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. Und weiter: „Impfen ist eine originäre ärztliche Aufgabe. Leider kommen aktuell die bestellten Mengen nicht überall vollständig an.“ Viele Apotheken würden ihren Kunden in diesem Jahr „aktiv“ die Grippe-Impfung anbieten, beschwert sich Funken. Dabei würden sie oft auf Impfstoff zugreifen, der für die Arztpraxen vorgesehen sei. „Die Apotheken sollen die Versorgung mit Impfstoffen und Medikamenten 24 Stunden an sieben Tagen flächendeckend sicherstellen. Das ist ihre Kernaufgabe. Und das gilt auch für die Auslieferung der Grippeimpfstoffe an die Arztpraxen.“

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein Thomas Preis weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Gegenüber der AZ erklärt er, dass die Hersteller die Grippeimpfstoffe wie jedes Jahr etappenweise ausliefern, die Belieferung werde in der ersten Novemberwoche abgeschlossen. Zudem rückt Preis die Zahlen zurecht: Bundesweit gebe es dieses Jahr 27 Mio. Impfstoffdosen, das entspreche 2,7 Mio. für Nordrhein. Im letzten Jahr hätten die Ärzte in Nordrhein vermutlich etwa 2 Mio. Grippeimpfungen durchgeführt, in den Apotheken waren es 500. In diesem Jahr werden es wohl 5000 bis 10.000 sein. „Am Ende werden wir wieder Hunderttausende Impfdosen übrig haben“, prognostiziert Preis. |

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