Management

Und wer lobt den Chef?

Anerkennungs- und Lob-Kultur in der Apotheke

Anerkennung und Lob gehören zu den wichtigsten Führungstechniken. Unter motivatorischen Gesichtspunkten ist das begründende Lob am besten geeignet, die Mitarbeiter zu Topleistungen zu bewegen. Dabei stellt der Apothekenleiter genau dar, warum und wofür er lobt. Allerdings: Wer eigentlich erkennt die Leistungen des Chefs an?

Unternehmer, Inhaber und Selbstständige verfügen oft über ein hohes Maß an Eigenmotivation. Der Antrieb, etwas Eigenes auf die Füße zu stellen, sorgt meistens dafür, dass diese Menschen mit Herzblut, Leidenschaft, Engagement und Durchsetzungsvermögen ein Unternehmen gründen und leiten oder einer freiberuf­lichen Tätigkeit nachgehen. Aber spätestens, wenn die ersten Jahre ins Land gegangen und die gröbsten Stolpersteine beseitigt worden sind, tut es diesen Personen gut, wenn ihre Leistungen gebührend anerkannt werden. Wer jedoch füllt die Rolle desjenigen aus, der das Lob ausspricht? Welche Möglichkeiten stehen dem Apothekenleiter zur Verfügung, um auch einmal ein motivierendes Lob genießen zu dürfen?

Foto: Dragana Gordic/AdobeStock

Möglichkeit 1: Sich selbst auf die Schulter klopfen

Die Lob-Aufgabe kann vom Apothekenleiter selbst übernommen werden. Etwa indem er eine regelmäßige Erfolgskonferenz mit sich selbst einberuft. Dabei stellt er sich das Erreichte vor das geistige Auge und verdeutlicht sich, was in der letzten Zeit gut gelaufen ist und funktioniert hat, um sich schließlich selbst für die erreichten Fortschritte zu loben und auf die Schulter zu klopfen. Zudem legt er fest, was er in der nächsten Woche oder in der Zukunft leisten möchte, um sich das nächste Lob zu verdienen. Das hat nichts mit narzisstischer Selbstbespiegelung zu tun, sondern ist ein Zeichen der Achtsamkeit sich selbst gegenüber.

In Ergänzung zum Selbstlob – das bekanntlich nicht stinkt – sollte sich der Apothekenleiter belohnen, wenn es ihm zum Beispiel gelungen ist, einen unzufriedenen Kunden wiederzugewinnen und an die Apotheke zu binden, oder ein schwieriges Mitarbeitergespräch zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten verlaufen ist.

Möglichkeit 2: Aktiv Lob einholen

Jeder Mensch braucht Anerkennung. Ehrliches Lob motiviert, Anerkennung bewegt Menschen dazu, über ihre Grenzen hinaus­zugehen. Darum ist es gut, wenn der Apothekenleiter in Sachen Anerkennung nicht nur auf sich selbst angewiesen ist. Allerdings: Den wenigsten gelingt es, Lob und Anerkennung bei den Mit­arbeitern aktiv einzuholen. Warum aber kann der Apothekenleiter in der Teamsitzung seine Mitarbeiter nicht auffordern, an seiner Führungsarbeit und seinem Führungsstil Kritik zu üben? Wobei die Kritik durchaus Lob und An­erkennung umfassen kann.

Chefs, die im Team eine offene und konstruktive Feedback- und Diskussionskultur etabliert haben, dürfen damit rechnen, dass sich ihre Mitarbeiter mit hoher Wahrscheinlichkeit trauen, ihnen offen mitzuteilen, was sie von ihrer Arbeit halten, was sie daran stört – und überdies, was ihnen daran gefällt.

Möglichkeit 3: Netzwerke nutzen

Apothekenleiter, die in einem Netzwerk aktiv sind, können sich Lob und anerkennendes Feedback durch Kollegen einholen. Der Vorteil: Die anerkennenden Worte eines Kollegen wiegen doppelt schwer, weil sie von jemandem ausgesprochen werden, der die Leistungen des Apothekenleiters aus eigener Erfahrung und auf Augenhöhe einschätzen und beurteilen kann. Wichtig ist, sich im Netzwerk nicht nur über Negativaspekte auszutauschen, sondern dezidiert positive und damit lobenswerte Punkte zur Sprache zu bringen.

Außerdem sollte der Apothekenleiter prüfen, ob er nicht Lob-Unterstützung von außen gewinnen kann, indem er zum Beispiel im Gespräch mit Familienangehörigen und Bekannten reflektiert, was bei ihm in der Apotheke gut geklappt hat.

Entscheidend ist, sich ein stärkendes und motivierendes Umfeld zu schaffen, das aus Kollegen, Bekannten, Verwandten und Freunden besteht, vor allem jedoch aus Menschen, die bereit sind, als Sparringspartner ein ehrliches und wertschätzendes Feedback zu geben.

Möglichkeit 4: Die Kunden als Lob-Geber

Was gibt es Schöneres, als ein Kompliment von zufriedenen oder sogar begeisterten Kunden zu erhalten. Leider ist es wie in fast allen Bereichen des beruflichen Lebens: Meistens melden sich die Kunden nur dann zu Wort, wenn sie unzufrieden sind und sich beschweren wollen. Zu empfehlen ist, die Kunden zu aktiven Lob-Gebern zu entwickeln und nachzufragen, ob diese mit einer Leistung zufrieden waren (oder nicht). Wenn man dann noch nachhakt – also den Kunden zum Beispiel wie folgt anspricht: „Was genau hat Ihnen jetzt gut gefallen?“ –, schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen erwirkt man eine motivatorisch wertvolle An­erkennung, zum anderen erhält man durch das ausführliche und ins Detail gehende Lob Hinweise, was aus der Wahrnehmung der Kunden bei diesen besonders gut ankommt. Diese konstruktiven Hinweise sind zwar vor allem aus kritisch-negativen Äußerungen ableitbar, indem man die Beschwerde nutzt, um Verbesserungspotenzial zu erkennen – aber eben auch bei Lob und Anerkennung.

Möglichkeit 5: Positives Feedback in anderen Bereichen generieren

Lob, Anerkennung und positives Feedback sind für Unternehmer, Inhaber und Selbstständige oft eine wertvolle emotionale Nahrung. Aus ihr ziehen sie die Kraft und Energie, um mit Überzeugung neue Projekte anzugehen. Darum sollten sie es wo immer möglich ihrem Umfeld leicht machen, sie zu loben – wobei das Lob nicht nur auf das berufliche Gebiet beschränkt sein muss. Was heißt das? Der Apothekenleiter kann nach einem anstrengenden und nervigen Arbeitstag bewusst eine Tätigkeit ausüben, von der er weiß, dass damit ein hoher Zufriedenheitsfaktor verbunden ist. Wer ein Hobby betreibt – etwa im Sport –, kann sich dort die Bestätigung und Anerkennung holen, die er als Chef im Job kaum oder zu wenig erhält.

Möglichkeit 6: Apothekerlob und Mitarbeiterlob verknüpfen

Apothekenleiter, die sich eingestehen, dass sie gern gelobt werden, dürfen darüber das Lob der Mit­arbeiter nicht vergessen. Man bekommt nur das, was man zu geben bereit ist. Vielleicht lassen sich die beiden Erwartungshaltungen miteinander kombinieren, etwa in der Teamsitzung. Ein Tagesordnungspunkt lautet dann: „Was ist in dieser Woche/diesem Monat so richtig rund gelaufen? Worauf können wir warum besonders stolz sein?“ Und dann muss jedes Teammitglied – auch der Chef – sich in mindestens einem Punkt über jeden anderen Anwesenden positiv und lobend äußern. So darf sich der Apothekenleiter über anerkennende Worte freuen – und über eine Anerkennungskultur, die das Betriebsklima in der Apotheke deutlich aufhellt.

Dabei gilt: Es muss ja nicht bei der Lobhudelei bleiben, es werden natürlich zugleich verbesserungswürdige Themen angesprochen. |

Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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