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Gesundheitspolitik
Viel Wirbel um die neue Teststrategie
Apotheken stehen für Schnelltests bereit / ABDA kritisiert Honorar von 9 Euro
cha | Vergangene Woche sorgte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wieder einmal für reichlich Wirbel in Sachen Corona. Am Dienstag legte das Bundesgesundheitsministerium den Entwurf für eine Erweiterung der nationalen Teststrategie vor. Danach soll das Testangebot deutlich ausgeweitet werden: Antigen-Schnelltests sollen ab 1. März für alle kostenlos zugänglich sein, u. a. auch in Apotheken, die vom öffentlichen Gesundheitsdienst beauftragt wurden. Zudem ist geplant, dass spezielle Laientests, die bald auf den Markt kommen, gegen eine Eigenbeteiligung von 1 Euro abgegeben werden. Doch vieles ist derzeit noch unklar, und entsprechend reichten die Reaktionen auf diese Ankündigungen von Ablehnung bis Zustimmung. Während von der Apothekerkammer Schleswig-Holstein beim Norddeutschen Rundfunk zu hören war, dass die Umsetzung von Spahns Plänen über die Apotheken nicht leistbar sei, zeigte sich ABDA-Präsidentin Gabriele R. Overwiening in der „Welt“ und im ARD-Interview durchaus aufgeschlossen.
Derzeit ist noch vieles unklar, sowohl was die Durchführung der kostenlosen Schnelltests als auch die Abgabe der Laientests betrifft. Licht ins Dunkel wird erst der Verordnungstext bringen, mit dem im Laufe dieser Woche gerechnet wird. Deutlich wurde aber bereits, dass neben Arztpraxen und Testzentren auch die Apotheken eine wichtige Rolle bei der Durchführung der Tests spielen sollen. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening begrüßte dies z. B. in der „Welt“ und in der Bild-Zeitung ausdrücklich. Im Interview mit der ARD äußerte Overwiening, sie sei sicher, dass viele Kollegen dabei mitmachen werden. „Auch wenn es so aufwendig ist, da habe ich eine sehr positive Rückmeldung aus der Kollegenschaft.“
In ihrer offiziellen Stellungnahme betont die ABDA, dass die Apotheken für diese Aufgabe grundsätzlich bereitstehen. „Die ABDA und ihre Mitgliedsorganisationen werden das ihnen Mögliche leisten, um Apotheken dabei zu unterstützen“, heißt es. Kritik gibt es vor allem an der geplanten Honorierung: „Die bislang vorgesehene Vergütung für die Testdurchführung einschließlich Ausstellung eines Testzeugnisses von 9,- Euro für nicht ärztliche Leistungserbringer erachten wir als deutlich zu niedrig, da dieser Betrag den in den Apotheken entstehenden Aufwand nicht in ausreichender Weise abbildet.“ Wie schon zuvor, kritisiert die ABDA auch hier, dass für die Ärzte nach § 12 TestV eine höhere Vergütung vorgesehen ist. Dies sei nicht gerechtfertigt, da das Qualifikationsniveau der testenden Personen und die übrigen Rahmenbedingungen vergleichbar seien.
Wie groß ist die Nachfrage?
Allerdings weiß niemand, wie sehr die Schnelltests tatsächlich nachgefragt werden. Schließlich gibt es derzeit – anders als in Österreich, wo ein negativer Schnelltest Voraussetzung für einen Friseurbesuch ist – keine Vergünstigungen für Getestete. Das könnte sich allerdings ab 1. März schnell ändern. So ist durchaus denkbar, dass der Besuch von Museen, Konzerten, Restaurants oder Einkaufszentren mit negativem Schnelltest schon bald wieder möglich ist.
In Apothekerkreisen gehen die Meinungen dazu auseinander. Während der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein Thomas Preis nicht mit einem „Run“ auf die Apotheken rechnet, äußerte die Vizepräsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg Tatjana Zambo: „Wir müssen damit rechnen, dass der Bedarf und die Nachfrage an Schnelltests ab März noch einmal sprunghaft ansteigen wird.“ Der LAV ermuntere derzeit seine Mitglieder, „wo immer möglich Testkapazitäten anzubieten“.
Neben den kostenlosen Schnelltests bewegen auch die Laientests die Gemüter. Vor allem wird immer wieder die Frage gestellt, wann sie denn endlich auf den Markt kommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am vergangenen Freitag, dass nach ihren Informationen bereits in dieser Woche die ersten 30 Tests eine Sonderzulassung vom BfArM bekommen könnten. Auf AZ-Nachfrage wollte das BfArM dies jedoch so nicht bestätigen.
Unklar ist zudem, wie Spahn die Abgabe gegen eine Selbstbeteiligung von 1 Euro organisieren will. In Österreich werden die fünf kostenlosen Wohnzimmer-Tests pro Monat nur in Apotheken abgegeben, die Kontrolle soll laut dem Österreichischen Gesundheitsministerium über die E-Card erfolgen, für die in jeder Apotheke ein Lesegerät vorhanden ist. In Deutschland dürfte dies wesentlich komplizierter werden, da Spahn die Abgabe auch über Online-Händler, Discounter etc. laufen lassen will.
Fazit: Es bleibt spannend, und auch diese Woche dürfte wieder voller Überraschungen aus dem Bundesgesundheitsministerium sein. |
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