Gesundheitspolitik

Kommentar: Mit zweierlei Maß gemessen

Christine Ahlheim

Am vergangenen Mittwoch äußerte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor Journalisten zu den geplanten Änderungen bei der nationalen Teststrategie. Ein wichtiger Punkt: die von vielen sehnlichst erwarteten Schnelltests für Laien. Dabei ging Spahn auch darauf ein, warum die Abgabe an Laien in Deutschland – anders als in Österreich – erst jetzt ermöglicht wurde und derzeit (Stand: Redaktionsschluss der AZ) noch kein Test verfügbar ist. In seiner Begründung erklärte er ausführlich, wie wichtig es sei, die Qualität der Tests zu prüfen. Fast musste man dadurch den Eindruck gewinnen, als wäre Österreich eine Bananenrepublik, in der kein Wert auf Sicherheit gelegt werde.

Ganz im Gegensatz dazu standen die Äußerungen Spahns zum Abgabeort der Tests. Da diese nicht apothekenpflichtig seien, könnten sie auch online oder beim Discounter verkauft werden. Das werde sich auch bei den Preisen bemerkbar machen, stellte er in Aussicht.

Offenbar misst Spahn hier mit zweierlei Maß. Auch wenn die Anleitung noch so gut ist: Es kann immer zu Rückfragen kommen, und dann ist es wichtig, einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, der dabei hilft, Fehler zu vermeiden. Zudem muss der Käufer auf die begrenzte Aussagekraft sowie auf die zwingende Notwendigkeit eines PCR-Tests bei einem positiven Ergebnis hingewiesen werden. Dies alles trägt wesentlich zur Sicherheit der Laientests bei. Discounter und Online-Händler können das nicht leisten, die Apotheken wären dazu prädestiniert. Schade, dass Spahn zwar gerne über Qualität redet, aber leider nicht wahrhaben will, dass diese auch ihren Preis hat.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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