Gesundheitspolitik

Selbsttests als Gamechanger?

Die neuen Laientests wecken große Hoffnung / Opposition wirft Regierung zu langsames Handeln vor

ks | Diese Woche Mittwoch steht die nächste Bund-Länder-Konferenz an, die über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten und Beschlüsse treffen soll. Ein zentrales Thema wird der breite Einsatz von PoC-Antigen-Schnelltests und Selbsttests zur Laienanwendung sein. Gesundheitsminister Jens Spahn musste sich hierzu in der vergangenen Woche viel Kritik anhören.
© Kai Felmy

Die Hoffnung ist groß: Schnell- und Selbsttests sollen helfen, dass die Bürger Stück für Stück ihre Freiheiten zurückerlangen. Spahn verteidigte sich vergangenen Mittwoch im Bundestag gegen Kritik, es habe in Deutschland zu lange gedauert, bis Laientests zugelassen wurden. Er wolle bewusst einen anderen Weg gehen als z. B. Österreich, wo eine Selbstauskunft des Herstellers ausreiche, damit ein Laientest verkauft werden darf. Die Qualität des jeweiligen Tests müsse nachgewiesen sein. Zudem müsse eine für jedermann verständliche Gebrauchsanweisung vorliegen – schließlich sollen die Tests überall zu haben sein, eine Apothekenpflicht gibt es nicht. Was die Finanzierung der Laientests angeht, ruderte Spahn zurück. Die Bezuschussung vonseiten des Bundes „hängt vom Preis im Einzelhandel ab“. Zunächst war von einer „geringen Eigenbeteiligung“ für die Bürger in Höhe von 1 Euro die Rede. Nun erklärte Spahn: „Es macht einen Unterschied, ob ein Test im Discounter 2 oder 10 Euro kostet.“

Der Grünen-Abgeordnete Janosch Dahmen zeigte sich tags drauf im Bundestag dennoch ungehalten – ihm fehlt eine echte Strategie. Das Zulassungsverfahren für die Laientests am BfArM sei „chaotisch“. Die nun zugelassenen Tests habe das Paul-Ehrlich-Institut bereits Anfang Dezember validiert und als zuverlässig bestätigt. Sie hätten aus Sicht des Mediziners Dahmen längst eingesetzt werden müssen – als „wirkliche Game Changer“. Spahn wolle stattdessen Schnelltests in erster Linie in Apotheken, Arztpraxen oder privaten Testcentern durchführen lassen. Man werde ihr großes Potenzial aber nur dann ausschöpfen können, wenn die Hürden für die Durchführung so niedrig wie möglich seien. Dahmens Appell: Jeder Bürger solle jede Woche zwei kostenlose Selbsttests bekommen – das schaffe mehr Sicherheit und Vertrauen.

Auch der FDP-Abgeordnete Andrew Ullmann forderte mehr Tempo. Mit den Ländern solle geprüft werden, inwieweit Restaurants, Hotels oder Kinos mit Nachweisen negativer Testergebnisse und Hygienekonzepten öffnen könnten. Die Liberalen schlagen dazu einen 24-Stunden-Tagespass vor.

Hilde Mattheis (SPD) sieht in den Zulassungen der ersten Heimtests dagegen erst einen „Einstieg in die Normalität“. Nötig sei ein Konzept und kein populistischer Ansatz nach dem Motto: „Wir geben das in jeden Discounter, und jeder kann sich bedienen.“ Anfangen muss man aus ihrer Sicht bei Kindern und Jugendlichen. „Die müssen die Eigentests morgens neben ihrer Zahnbürste liegen haben.“ Was Mattheis vorschwebt: Schulen sollen ihren Schülern einen Schülerausweis geben, „damit sie damit in die Apotheke gehen und sich eine Wochenration Eigentests abholen können“. Und die Apotheker müssten natürlich wis­sen, wie sie abrechnen können. |

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