Beratung

Die Regel regeln

Wie die monatliche Blutung mit und ohne „Pille“ beeinflusst werden kann

Eine junge Frau wünscht eine 20er-Packung Ibuprofen 400 mg. Sie hat in einem Internetforum gelesen, dass man mit diesem Schmerzmittel den Beginn der Periode um einige Tage verzögern kann, und möchte wissen, welche Dosis dafür nötig wäre. Was kann ihr das pharmazeutische Personal raten? Um die Regel zuverlässig zu verschieben, braucht es Maßnahmen, bei denen man den OTC-Bereich verlässt. Wir haben beim Gynäkologen Dr. Christian Albring nachgefragt. | Von Rika Rausch

Eine Befragung in zwölf europäischen Ländern ergab, dass die Mehrheit der Frauen es vorziehen würde, die Häufigkeit der Menstruation zu reduzieren [1]. Meist handelt es sich dabei um nicht-medizinische Beweggründe. Viele Frauen fühlen sich in dieser Zeit in Beruf oder Freizeit eingeschränkt, haben Schmerzen, Krämpfe und Blähungen oder stören sich an unreiner Haut. Auch im Urlaub, bei einem Sportwettkampf oder einer Prüfung kann die Menstruation hinderlich sein. Auf der anderen Seite gibt es medizinische Indikationen, die ein Abschwächen bzw. Unterdrücken der Periode erfordern, beispielsweise prämenstruelle Beschwerden oder zyklusabhängige Migräneattacken.

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen sind seit Langem in der Behandlung von Menstruationsbeschwerden wie Schmerzen und Krämpfe etabliert. Aber können sie auch den Beginn der Blutung verschieben? Im Internet finden sich mehrere nicht-wissenschaftliche Artikel darüber, dass mit Analgetika die Periode um bis zu zwei Tage nach hinten verschoben werden kann. Dies soll gelingen, indem sie die Prostaglandin-Synthese und damit das Start­signal für die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut unterdrücken (siehe Kasten „Aufgefrischt“). Zitiert wird häufig die Empfehlung einer US-amerikanischen Gynäkologin: Sie rät, am Morgen des Tages, an dem die Periode erwartet wird, eine Dosis von 600 mg Ibuprofen einzunehmen. Werden täglich weiter 600 mg Ibuprofen angewendet, ließe sich der Beginn der Periode weiter verzögern, so die Ärztin [3]. Als wissenschaftliche Grundlage wird ein systematischer Review aus dem Jahr 2013 ins Feld geführt, nach dem NSAR die Stärke der monatlichen Blutung um 28 bis 49% senken können [4]. Die Autoren des Reviews kommen jedoch zu dem Schluss, dass andere Maßnahmen wie Levonorgestrel-haltige Intrauterinsysteme, orale Kontrazeptiva und Antifibrinolytika (z. B. Tranexamsäure) die Menstruation deutlich wirksamer reduzieren können. NSAR werden deshalb nicht von ihnen zur Behandlung schwerer Blutungen empfohlen. Eine mögliche Verzögerung des Blutungsbeginns wird gar nicht diskutiert. Im Jahr 2019 ging ein Cochrane-Review nochmals der Frage nach, ob sich NSAR zur Behandlung starker Menstruationen eignen [5]. Die Daten von insgesamt 759 Frauen aus Studien von teils geringer Qualität ergaben, dass NSAR zwar wirksamer waren als Placebo, die Blutung aber weniger effektiv reduzierten als Tranexamsäure oder eine Hormonspirale. Es konnte kein Unterschied zwischen den einzelnen NSAR ausgemacht werden. Eine klinische Studie, die sich explizit mit dem Einfluss von NSAR auf den Zeitpunkt der Menstruation beschäftigt, konnte nicht gefunden werden.

Der Gynäkologe Dr. med. Christian Albring bestätigt aus der Praxis, dass die Regelblutung unter Ibuprofen-Einnahme bei manchen Frauen nicht nur weniger schmerzhaft, sondern auch etwas schwächer ist. „Der Zeitpunkt, wann die ­Menstruation beginnt, wird jedoch durch das Zusammenspiel von Estrogen und Progesteron bestimmt. Man kann ihn nicht zuverlässig verschieben, indem man die Prostaglandin-Synthese medikamentös hemmt“, so sein Fazit.

Aufgefrischt: Der weibliche Zyklus

Der monatliche Zyklus der geschlechtsreifen Frau wird über das Zusammenspiel von Hypothalamus, Hypophyse, Ovarien und Uterus gesteuert [2]. Während der ersten Zyklushälfte werden – angestoßen vom Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) aus dem Hypothalamus – vermehrt das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierungshormon (LH) aus der Adenohypophyse ausgeschüttet (s. Abbildung 1 A). In den Ovarien reift eine Kohorte von Follikeln heran (Abbildung 1 B), die zunehmend Estrogene bilden, die wiederum die FSH-Sekretion unterdrücken (negative Rückkopplung). Ab dem 5. bis 7. Tag reift nur noch der Follikel mit den meisten FSH-Rezeptoren ­heran, der spätere Graaf-Follikel. Etwa 30 Stunden vor der Zyklusmitte steigt die Plasmakonzentration von Estradiol (s. Abbildung 1 C), dem wirksamsten der Estrogene, über einen Schwellenwert von 150 pg/ml, die Ausschüttung von LH, FSH und GnRH erreicht ihren Gipfel (positive Rückkopplung) und der Eisprung wird ausgelöst. Der geplatzte Follikel wandelt sich zum Gelbkörper (Corpus luteum).

Abb. 1: Der weibliche Zyklus

In der zweiten Zyklushälfte sinken die Spiegel von Gonadotropinen und Estrogenen. Progesteron dominiert von nun an das Geschehen. Parallel hat sich die Uterusschleimhaut (Endometrium) zu einem sekretionsfähigen, für die Einnistung der Eizelle geeigneten Epithel umgewandelt (s. Abbildung 1 D). Bleibt eine Befruchtung aus, kommt es meist am 26. und 27. Tag zur Rückbildung des Gelbkörpers und mit ihr zum Abfall des Progesteron-Spiegels. In der Folge werden vermehrt Prosta­glandine gebildet, die eine Kontraktion der spiralig verlaufenden Arterien der Gebärmutterschleimhaut provozieren. Minderdurchblutung und ischämische Vorgänge schädigen das Gewebe, bis es schließlich zusammen mit Blut ausgestoßen wird. Der Tag, an dem die Menstruation einsetzt, ist der erste Tag des neuen Zyklus.

Ein Fall für den Arzt?

Die Intensität der Blutung schwankt von Frau zu Frau, ebenso wie deren Blutungslänge. Ein Zyklus dauert normalerweise 28 ± 3 Tage, die Menstruation hält im Durchschnitt drei bis fünf Tage an. Liegt die Menstruation außerhalb dieses Normbereichs oder nimmt die Frau die Blutung als besonders stark oder schwach wahr, sollte sie in einer gynäkologischen Praxis vorstellig werden. Nicht alle Zyklusanomalien sind behandlungsbedürftig. Zu den Unregelmäßigkeiten, die die Blutungsfrequenz betreffen, zählen Polymenorrhö (blutungsfreies Intervall weniger als 25 Tage), Oligomenorrhö (Blutungen nur in Abständen von sechs bis zwölf Wochen), Amenorrhö (Ausbleiben der Regelblutung) und Metrorrhagie (wiederholte, azyklisch auftretende Zwischenblutungen). Mit einer gestörten Blutungsstärke gehen Hypomenorrhö (zu schwache Menstruation), Hypermenorrhö (zu starke Menstruation) und Menorrhagie (Menstruation länger als sieben Tage) einher. Von einer „überregelstarken“ Blutung spricht man, wenn der Blutverlust pro Zyklus mehr als 80 ml beträgt. Dies ist in etwa der Fall, wenn mehr als sechs Vorlagen oder Tampons täglich oder mehr als 20 Binden oder Tampons während der gesamten Blutung über mehrere Tage benötigt werden. Normalerweise verlieren Frauen pro Monat etwa 40 bis 50 ml Blut. [6]. Langfristig kann sich durch die überregelstarke Blutung eine sekundäre Anämie mit Erythrozyten-Mangel entwickeln [7]. Insbesondere Teenager in der Pubertät sind von teils starken Monatsblutungen betroffen, weil sich der Hormonhaushalt erst einpendeln muss. Zu Schwankungen in den Spiegeln von Estrogen und Progesteron führen zudem ein polyzystisches Ovarialsyndrom, Endometriose, Schilddrüsenerkrankungen und Erkrankungen der Hypophyse. Die Behandlung erfolgt in diesen Fällen wenn möglich kausal. Für starke Menstruationsblutungen und Schmerzen können auch Uterusmyome verantwortlich sein. Dabei handelt es sich um gutartige Tumore in der Gebärmutter, die nur einer Therapie bedürfen, wenn sie Beschwerden hervorrufen. Operationen sind dagegen kein medizinischer Grund, um die Periode abzuschwächen oder um ein paar Tage zu verschieben, stellt Albring klar. „Bei Eingriffen am Uterus oder auch zum Beispiel bei einer Sterilisation würde man die OP verschieben, nicht aber die Menstruation selbst.“

Foto: Dr. Christian Albring

„Der Zeitpunkt, wann die Menstruation beginnt, wird durch das Zusammenspiel von Estrogen und Progesteron bestimmt. Man kann ihn nicht zuverlässig verschieben, indem man die Prostaglandin-Synthese medikamentös hemmt.“

Dr. med. Christian Albring ist niedergelassener Gynäkologe in Hannover und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Zurück zum Beratungsgespräch

Der Kundin sollte davon abgeraten werden, ohne medizinische Notwendigkeit NSAR einzunehmen. Werden Cyclooxygenasehemmer eingesetzt, werden Nebenwirkungen wie gastrointestinale Blutungen oder Überempfindlichkeitsreaktionen riskiert – ohne, dass ein Nutzen belegt wäre. Zudem kann das Analgetikum ein behandlungsbedürftiges Problem maskieren. Ist im Beratungsgespräch herauszuhören, dass die Frau die Menstruation als besonders belastend empfindet, sollte zu einer ärztlichen Konsultation geraten werden. Schwere Blutungen sind häufig von Müdigkeit, Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen begleitet und körperlich anstrengend. Das pharmazeutische Personal sollte betroffene Frauen ermutigen, das Problem anzugehen. Die Meinung, „Da muss Frau durch“, ist längst überholt.

Um den Überblick über den Zyklus zu behalten, kann das Führen eines Regelkalenders oder die Nutzung einer Zyklus-App (z. B. Cyclotest® Mysense, Ovy®, Clue®) empfohlen werden. Möchte die Frau den Zeitpunkt ihrer Periode gänzlich verschieben, kommt sie um einen Arztbesuch nicht herum, da dazu verschreibungspflichtige Arzneimittel nötig sind. Im Folgenden werden Möglichkeiten gezeigt, wie die monatliche Blutung verschoben oder zumindest abgeschwächt werden kann.

Option 1: Estrogene und/oder Gestagene

Der Einsatz von Hormonen gilt nach wie vor als die zuverlässigste Methode, um die monatliche Blutung zu regulieren, auch wenn es sich bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, nicht um eine Menstruation im eigentlichen Sinn handelt, sondern um eine Abbruchblutung.

Frauen, die regelmäßig und seit längerer Zeit mit einem Einphasenpräparat (konstante Zusammensetzung) verhüten, haben es relativ einfach. Sie können die Blutung vorverlegen, indem sie die „Pille“ etwa drei Tage vor dem gewünschten Blutungsbeginn absetzen (s. Abbildung 2). Zuvor muss die „Pille“ jedoch mindestens 14 Tage am Stück eingenommen und nie länger als sieben Tage abgesetzt worden sein, um den Verhütungsschutz zu gewährleisten. Die Abbruchblutung ist bei vielen Frauen schwächer und kürzer als normal.

Abb. 2: Blutung bei der Einnahme von Einphasenpräparaten verschieben. Der Zeitpunkt der monatlichen Blutung ist abhängig vom Rhythmus, in dem das Präparat eingenommen wird. Um Verhütungsschutz zu gewährleisten, müssen Einphasenpräparate mindestens 14 Tage am Stück eingenommen und dürfen nicht länger als sieben Tage abgesetzt werden.

Alternativ kann der Beginn der Abbruchblutung über eine verkürzte Pillenpause variiert werden. Wird im Zyklus zuvor der neue Blister beispielsweise statt nach sieben bereits nach vier hormonfreien Tagen begonnen, setzt die Abbruchblutung im Folgemonat entsprechend eher ein. Auch ist es möglich, gänzlich auf die Pillenpause zu verzichten.

Bei Mehrphasenpräparaten ist die Vorgehensweise deutlich komplizierter und anfälliger für Fehler, da sich der Anteil von Estrogenen und Gestagenen abhängig von der Zyklusphase ändert. Um die Abbruchblutung einmalig zu verschieben, kann auch hier die Pillenpause verspätet vorgenommen werden. Nach vollständiger Einnahme der Blisterpackung muss allerdings mit den Dragees der letzten Phase im neuen Blister fortgefahren werden. Wurden alle eingenommen, folgt das einnahmefreie Intervall und es schließt sich ein neuer Zyklus mit den Dragees der ersten Phase an.

Die Anwenderin muss darauf hingewiesen werden, dass sich abhängig vom Präparat unter den 28 Tabletten pro Blister sieben (Einnahmerhythmus 21 + 7), vier (24 + 4) oder zwei (26 + 2) wirkstofffreie Tabletten befinden, die selbstverständlich nicht mit eingerechnet werden dürfen.

Auch nur kurzzeitig möglich

Die Blutung kann auch bei den Frauen, die nicht mit oralen Kontrazeptiva verhüten, mit Hormonen reguliert werden. Dazu wird oft eine Mikropille mit einer niedrigen Hormondosis verordnet, die über einen definierten Zeitraum eingenommen wird. „Zur Menstruationsverschiebung ist es notwendig, dass die Frau sich vorab von ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt beraten lässt. Die Einnahme eines hormonellen Verhütungsmittels, das in diesem Fall off-label verordnet wird, müsste mindestens einen, besser zwei Zyklen vor der geplanten Verschiebung der Menstruation beginnen“, rät Albring. Die Einnahme des Hormonpräparats erfolgt so lange ohne Pause, bis der gewünschte Zeitpunkt erreicht ist. Nicht alle Präparate kommen für eine kurzzeitige Anwendung infrage. „Wenn die Menstruation nur um wenige Tage verschoben werden soll, ist das zwar mit jedem Einphasenpräparat möglich, aber nicht sicher. Ist die Verschiebung mit starkem Stress verbunden, klappt sie häufig nicht“, ist Albrings Erfahrung. „Mehrphasenpräparate sind hierfür grundsätzlich nicht geeignet.“ Eine Schwangerschaft muss ausgeschlossen werden.

Zu häufig sollte eine „Pille“ nicht an- und wieder abgesetzt werden, da es sich hierbei um einen empfindlichen Eingriff in den Hormonhaushalt handelt. Zudem ist zu Beginn der Anwendung das Risiko für thromboembolische Ereignisse ungleich höher. Wichtiger Hinweis: Bei einer kurzfristigen Hormon-Einnahme ist kein Empfängnisschutz gewährleistet. Zusätzlich sollte eine nicht-hormonale Verhütungsmethode angewendet werden.

Präparate für den Langzyklus

Im sogenannten Langzyklus kann die monatliche Blutung über eine gewisse Zeit gänzlich unterdrückt werden. Allerdings treten nicht selten Schmierblutungen auf. Explizit zugelassene Präparate sind in Form von Estrogen/Gestagen-Kombinationen zur peroralen Anwendung sowie Depot-Formulierungen von Gestagenen im Handel, die intramuskulär, subkutan oder intrauterin appliziert werden. Einige Präparate können bis zu fünf Jahre in utero verbleiben.

Zu den medizinischen Indikationen zählen Endometriose, polyzystische Ovarien, Myome, Eisenmangelanämie, therapieresistente Akne und Dysmenorrhö. Auch bei chronischen Krankheiten (z. B. multiple Sklerose), deren Symptomatik von hormonellen Schwankungen mitbestimmt wird, kann der Langzeitzyklus eine sinnvolle Maßnahme sein [8]. Zudem kann die hormonelle Kontrazeption beim schweren prämenstruellen Syndrom und Migräne-Formen, die durch sinkende Estrogen-Spiegel induziert werden, angezeigt sein. Die aktualisierte S3-Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung bescheinigt dem Langzeitzyklus eine gleich hohe kontrazeptive Sicherheit wie dem konventionellen Einnahmezyklus, bei gleichen Risiken wie z. B. thromboembolischen Ereignissen. Menstruations-assoziierte Beschwerden treten naturgemäß seltener auf. Auf die spätere Fruchtbarkeit sollen Langzeitpräparate keine Auswirkungen haben.

Dass in der Anwendung von hormonellen Kontrazeptiva überhaupt ein hormonfreies Intervall vorgesehen ist, ist ­historisch bedingt und hat nach heutigem Wissen keinen medizinischen Vorteil. „Wenn keine Schleimhaut ­gewachsen ist, muss auch keine Abbruchblutung erfolgen“, sagt ­Albring. Mit einer geeigneten „Pille“ kann die Frau den Eisprung und die Abbruchblutung mehrere Monate lang verhindern, ohne dass es gesundheitliche Folgen hat.

Option 2: Antifibrinolytika

Antifibrinolytika wie Tranexamsäure hemmen endometriale Enzyme, die Blutgerinnsel auflösen, und mindern auf diese Weise die monatliche Blutung. Tranexamsäure kann eine Reduktion des Blutflusses von 40 bis 50% bewirken. Allerdings gab es lange Zeit Bedenken, dass sie auf der anderen Seite Thromben in den Beinen oder der Lunge verursachen kann. Ein Cochrane-Review mit den Daten von insgesamt 1312 Frauen kam 2018 zu dem Ergebnis, dass Antifibrinolytika starke Monatsblutungen bei Frauen im Alter von 15 bis 50 Jahren verbessern können, fand jedoch keine Evidenz dafür, dass Nebenwirkungen bei den behandelten Frauen zunahmen. Die Studien zu venösen thromboembolischen Ereignissen waren allerdings von geringer Qualität [9]. „Tranexamsäure verstärkt die Blutgerinnung. Es ist möglich, mit dem Arzneimittel die Intensität der Menstruationsblutung abzuschwächen, sodass weniger Blut verloren geht“, bestätigt Albring aus der Praxis. „Aber es ist unmöglich, damit den Zeitpunkt zu verschieben, an dem die Blutung einsetzt.“

Option 3: Die „Holiday-Pille“

Beginnen Frauen im Internet zu forschen, wie sie ihre Periode verschieben können, stoßen sie früher oder später auf die sogenannte „Holiday-Pille“. Hinter diesem Namen verbergen sich Präparate mit synthetischen Gelbkörperhormonen, die eine Progesteron-ähnliche Wirkung haben, allen voran Nor­ethisteron (auch Norethindron). In Deutschland bleibt Nor­ethisteron als Präparat Duogynon® im Gedächtnis, das in den 1970er-Jahren zur Behandlung von Menstruationsstörungen und als Schwangerschaftstest eingesetzt wurde und im Verdacht steht, Fehlbildungen bei Kindern verursacht zu haben. Heute ist Norethisteron in Deutschland als Gestagen-Komponente in einigen oralen Kontrazeptiva und in Arzneimitteln im Handel, die in den Wechseljahren und bei Blutungsstörungen angewendet werden. In anderen europäischen Ländern, beispielsweise Großbritannien, ist es als Monopräparat erhältlich (z. B. Utovlan, Primolut N). Von dort kann es zwar relativ leicht via Online-Rezept gegen eine Gebühr beschafft werden, doch der Gynäkologe Albring rät von dieser Idee ab [10]: „Norethisteron ist in der hohen Dosis, die notwendig wäre, um eine bevorstehende Menstruation zu stoppen, in Deutschland nicht zugelassen. Die Wirkung wäre auch nicht sicher, denn nur mit Gelbkörperhormonen gelingt eine Menstruationsverschiebung eher selten.“ Um die Blutung zu verschieben, müsste eine Dosis von 5 mg Norethisteron zwei- bis dreimal täglich über zwei bis drei Tage vor der erwarteten Menstruation und maximal über zehn bis ­14 Tage eingenommen werden. Die Entzugsblutung setzt etwa drei Tage nach dem Absetzen ein [11]. Ein zweites ­Gestagen, das in diesem Zusammenhang genannt wird, ist Lynestrenol.

Option 4: Phytotherapie

Möchte die Patientin den Arztbesuch partout vermeiden, bleiben im OTC-Bereich nur Extrakte und Tees von Arzneipflanzen, denen eine regulierende Wirkung auf den weiblichen Zyklus nachgesagt wird, darunter Mönchspfeffer, Schafgarbe und Frauenmantel. Die Phytotherapie ist in diesem Zusammenhang auch die einzige Option für Frauen, bei denen Hormone kontraindiziert sind. Bei starker Menstruationsblutung kann ein Tee in folgender Zusammensetzung empfohlen werden (Anwendungshinweis: tägliche Anwendung über ein bis zwei Monate, anschließend bei Bedarf während der Menstruation) [12]:

  • Hirtentäschel 30 g
  • Schafgarbe 30 g
  • Gänsefinger 20 g
  • Frauenmantel 20 g

„Man kann versuchen, mit Mönchspfeffer und mit Schafgarbe den Eisprung bei einem regelmäßig verkürzten Zyklus um einige Tage hinauszuzögern. Dafür muss dieses pflanzliche Mittel mindestens ab Beginn der letzten Regel eingenommen werden, also nicht erst kurz vor der Blutung selbst. Der Effekt ist jedoch nicht vorherzusagen und unzuverlässig“, relativiert Albring. Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) ist in Form von Fertigpräparaten im Handel, z. B. Agnucaston®, Agnolyt® Madaus, Cefanorm®, Femicur® N. Ein ethanolischer Extrakt aus den Früchten enthält ätherisches Öl (Limonen, Pinen), Iridoidglykoside (Aucubin, Agnosid) und Flavonoide als wirksame Inhaltsstoffe. Zu den Indikationen zählen auch Regeltempoanomalien, vorrangig verkürzte Zyklen (< 25 Tage). Mönchspfeffer scheint das Gleichgewicht zwischen Estrogen und Progesteron wiederherzustellen und kann bei Polymenorrhö dazu beitragen, den Zyklus um einige Tage auf das „normale Maß“ (etwa 28 Tage) zu verlängern. Die volle Wirksamkeit ist bei täglicher Einnahme nach ca. drei Monaten zu erwarten. Insbesondere zum Beginn der Therapie kann es vorkommen, dass die Blutungen zunächst nicht zum errechneten Termin eintreten. Zyklusverschiebungen sind jedoch nicht auf den Tag planbar. Für Albring ist deshalb klar: „Diese Option ist nicht geeignet, um kurzfristig und einmalig den Termin einer Menstruation zu verschieben.“

Was wäre, wenn …

… die Frau eine Minipille anwendet?

Die Minipille ist ein reines Gestagen-Präparat. Ihre Anwendung erfolgt unter strenger Einhaltung des Einnahmezeitpunkts und ohne einnahmefreies Intervall, sodass mit derartigen Präparaten der Zyklus nicht verschoben werden kann. Falls keine Kontraindikationen bestehen, könnte zu diesem Zweck vorübergehend auf ein einphasiges Präparat mit Estrogen- und Gestagen-Anteil umgestellt werden.

… die Frau einen Verhütungsring anwendet?

Den Zyklus mit einem Hormonring zu verlängern, empfiehlt sich nur bei Frauen, die ohnehin mit einem Hormonring verhüten. Die Verschiebung funktioniert auf die gleiche Weise wie mit oralen Präparaten, nämlich über Verkürzen bzw. Streichen des hormonfreien Intervalls, niemals aber über eine Verlängerung der Pause!

… die Frau eine Kupferspirale anwendet?

Eine Kupferspirale kommt als Verhütungsmethode für Frauen in Betracht, die keine Hormone anwenden dürfen oder wollen. Der natürliche Monatszyklus bleibt erhalten und kann nicht verändert werden. Im Gegenteil können die Blutungen stärker, länger, schmerzhafter oder sogar häufiger sein. Störungen der Regelblutungen oder Schmerzen sollten in diesem Fall immer ärztlich abgeklärt werden. Gleiches gilt für die Kupferkette.

Weitere Maßnahmen zum Abschwächen der Blutung

Einem systematischen Review aus dem Jahr 2016 zufolge können Ingwerkapseln und Myrtenfruchtsirup die Menstruationsdauer und den Blutverlust im Vergleich zu Placebo signifikant senken [13], vermutlich aufgrund ihrer antientzündlichen Wirkung. Im Iran wird gerade an einem Präparat mit Pulver der Granatapfel-Blüte geforscht [14]. Für die Wirkung von im Internet propagierten Pflanzen bzw. Lebensmitteln wie Zitrone, Karotte, Papaya und Ananas finden sich dagegen keine Belege. Mehrere Studien beschäftigten sich mit dem Antidiuretikum Desmopressin in der Behandlung von schweren Menstruationsblutungen. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2016 befand die Evidenz jedoch als „sehr begrenzt und nicht eindeutig“ [15]. Bei Blutungen im Zusammenhang mit Uterusmyomen hat sich aktuell der GnRH-Rezeptorantagonist Relugolix in Kombination mit Estradiol und Norethisteron als wirksam erwiesen, ohne gleichzeitig die Knochendichte zu mindern [16]. Relugolix ist in den USA in Form der Fertigpräparate Orgovyx und Relumina zur Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms zugelassen. Frauen, die keine Hormone einnehmen können oder möchten, kann in jedem Fall zu Bewegung und Sport sowie Wärme geraten werden, um die monatliche Blutung zu verkürzen. Verschieben kann man den Zyklus damit jedoch nicht. |

Literatur

 [1] Fiala C et al. Women’s preferences for menstrual bleeding frequency in 12 European countries: the Inconvenience Due to Women’s Monthly Bleeding (ISY) survey. Eur J Contracept Reprod Health Care 2017;22(4):268-273.

 [2] Thews, Mutschler, Vaupel. Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie des Menschen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 5. Auflage, 1999

 [3] Feder S. A viral tweet is claiming that ibuprofen can lessen menstrual flow, and gynecologists say the method actually works. Meldung auf Insider.com vom 22.01.2020, verfügbar unter https://www.insider.com/gynecologists-say-ibuprofen-can-lessen-menstrual-flow-2020-1, aufgerufen am 17. Februar 2021

 [4] Matteson KA et al. Non-surgical management of heavy menstrual bleeding: a systematic review and practice guidelines. Obstet Gynecol 2013;121(3):632–643

 [5] Rodriguez BM et al. Non-steroidal anti-inflammatory drugs for heavy menstrual bleeding. Cochrane Database of Systematic Reviews 2019, doi:10.1002/14651858.CD000400.pub4

 [6] Zyklusstörungen und Monatsblutungsstörungen, www.apotheken.de/krankheiten/4757-zyklusstoerungen-und-monatsblutungsstoerungen

 [7] Marjoribanks J et al. Surgery versus medical therapy for heavy menstrual bleeding (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2016 doi:10.1002/14651858.CD003855.pub3.

 [8] Pille/Kombi-Pille/Mikropille, www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/pille-anti-baby-pille/pille-kombi-pille-mikropille/

 [9] Bryant-Smith AC et al. Antifibrinolytics for heavy menstrual bleeding (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2018 doi:10.1002/14651858.CD000249.pub2

[10] Menstruation verzögern, www.dokteronline.com/de/menstruation-verzogern

[11] Menstruationsverzögerung. Behandlungsrichtlinie der NHG, Stand: Januar 2016, richtlijnen.nhg.org/behandelrichtlijnen/menstruatie-uitstel#volledige-tekst

[12] Kamille, Frauenmantel, Schafgarbe – Tees für die Hausapotheke der Frau, www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/kamille-frauenmantel-schafgarbe-tees-fuer-die-hausapotheke-der-frau/

[13] Javan R et al. Herbal Medicines in Idiopathic Heavy Menstrual Bleeding: A Systematic Review: Herbal Medicines in Idiopathic Heavy Menstrual Bleeding. Phytotherapy Research 2016;30(10), DOI: 10.1002/ptr.5675

[14] Yousefi F et al. Comparison between Golnar product and placebo in heavy menstrual bleeding: A double -blind randomized clinical trial. Avicenna J Phytomed 2020;10(5):523-532.

[15] Ray S, Ray A. Non-surgical interventions for treating heavy menstrual bleeding (menorrhagia) in women with bleeding disorders (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, doi:10.1002/14651858.CD010338.pub3

[16] Al-Hendy A et al. Treatment of Uterine Fibroid Symptoms with Relugolix Combination Therapy. N Engl J Med 2021;384:630-42

Autorin

Rika Rausch ist Apothekerin und Journalistin. Seit 2017 arbeitet sie neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke als freie Mitarbeiterin bei der DAZ.

Arzt und Apotheker gefragter denn je

Ein Kommentar

Rika Rausch

Der moderne Mensch, im Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling und phasenweise in Quarantäne, hat sich an die Isolation ­angepasst und gelernt, Probleme mit sich selbst auszumachen. Zum Glück gibt es das Internet, das auf alle Fragen eine Antwort zu haben scheint. In puncto Arzneimittel ­sollten sich Hilfesuchende ihrer Gesundheit zuliebe jedoch nicht auf Sternchen-Bewertungen und Erfahrungsberichte verlassen, sondern Kontakt mit anderen Menschen aufnehmen, idealerweise mit ihrem Arzt oder Apotheker. Und so stehen sie irgendwann mit sehr konkreten Wünschen vor uns in der Offizin, das Smartphone gezückt für den Beweis aus dem Netz. Mitunter kann es schwierig sein, die gegoogelten Informationen aus dem Stegreif nach Sinnhaftigkeit und Wahrheitsgehalt zu filtern und eine fundierte Einschätzung abzugeben. Um etwas Recherchezeit zu bitten und das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen, ist in meinen Augen keinesfalls eine Blamage, sondern unterstreicht im Gegensatz unsere Kompetenz und Glaubwürdigkeit. Verlässliche Informationen finden wir in Datenbanken mit Fokus auf medizinische Artikel (z. B. Pubmed, Cochrane Library, Drugbase), bei ­offiziellen Stellen wie Behörden und Universitäten, in Fachinformationen, Leitlinien, Lehrbüchern und Fachzeitschriften. Konkrete Fragen, bei denen Praxiserfahrung entscheidend ist, können auch an Fachgesellschaften gerichtet werden, so ­geschehen im dargestellten Fall, der ohne ärztliche Konsultation von vorn herein wenig Handlungsspielraum zulässt. Die Periode kann nur unter Anwendung von verschreibungspflichtigen Hormonpräparaten zuverlässig verschoben werden. Selbst wenn die Kundin bereits mit der „Pille“ verhütet, darf das pharmazeutische Personal den Rat, diese „durchzunehmen“, streng genommen nicht geben, da es sich um einen Off-­Label-Use handelt, der haftungsrechtliche Folgen hat. Die Ziele des Beratungsgesprächs werden durch dieses Ergebnis jedoch nicht verfehlt: Informationen einordnen, Optionen aufzeigen und Handlungsempfehlungen geben – in diesem Fall zum Arztbesuch raten. Für eine individuelle Beratung zu abstrakten Fragestellungen mangelt es einer Suchmaschine schlicht an ­Menschlichkeit.

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