Prisma

Tierische Nachbarschaftshilfe

Wespen helfen bei der Pflege des Nachwuchses

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us | Wespen reagieren äußerst aggressiv auf Eindringlinge in ihr Nest. Nicht so die in Lateinamerika heimische Papierwespe Polistes canadensis. Ihre Arbeiter verhalten sich sogar ­äußerst sozial und besuchen auch benachbarte Nester mit entfernten Verwandten. Hier können sie dabei beobachtet werden, wie sie bei der Pflege des Nachwuchses helfen. Britische Wissenschaftler um den Biologen ­Dr. Patrick Kennedy haben dieses ungewöhnliche Verhalten nun mit einer Computersimulation untersucht. Sie testeten drei Theorien, die von Biologen zur Erklärung des Phänomens aufgestellt worden waren. Dabei stützten sie ihre Berechnungen auf Beobachtungen an Wespenkolonien rund um den Panamakanal. Die Theorie des bet hedging, also das Verteilen des Sterberisikos auf mehrere Kolonien in der Annahme, dass wenigstens eine durchkommt, verwarfen die Forscher als unwahrscheinlich. Ebenso die Theorie der indirekten Gegenseitigkeit (indirect reciprocity), die davon ausgeht, dass Wespen in anderen Nestern helfen, in der Annahme, dass ihnen diese Gefälligkeit zurückgezahlt wird. Die dritte Theorie der ­diminishing returns (in etwa: sinkende Renditen) besagt, dass Arbeiter sich anderen Kolonien zuwenden, wenn in ihrem eigenen Nest bereits genügend Arbeiter zur Stelle sind, um die Brut zu pflegen. Eine Wespe kann ihre Arbeitskraft dann nicht produktiv einsetzen. Sie gönnt sich jedoch keine Pause, sondern begibt sich zu einer benachbarten, entfernt verwandten Kolonie, in der weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Diese Theorie, die bereits 1964 von dem berühmten Biologen William D. Hamilton vorgeschlagen wurde, konnten die Forscher der Universität Bristol nun empirisch belegen. Dieses altruistische Verhalten scheint es unter anderen Wespenarten nicht zu geben. |

Literatur

Kennedy P et al. Diminishing returns drive altruists to help extended family. Nat Ecol Evol 2021, doi: 10.1038/s41559-020-01382-z

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