Prisma

Evolution des Wasserbedarfs

Was den Menschen vom Affen unterscheidet

Foto: eyetronic – stock.adobe.com

us | Der Mensch muss täglich Wasser trinken, um wichtige Funktionen des Organismus aufrechtzuerhalten und Wasserverluste auszugleichen. In einer Publikation im Fachjournal „Current Biology“ zeigen Forscher nun, wie sich der Wasserverbrauch des Menschen und der nahe verwandten Menschenaffen im Laufe der Evolution an die äußeren Gegebenheiten anpasste. Der Wasserumsatz von Affen und Menschen hängt unter anderem vom Klima, physischer Aktivität und dem Gesamtenergieverbrauch ab. In der Wildnis decken die meisten großen Affen ihren Wasserbedarf vollständig durch ihre Ernährung. Sie können oft Tage oder sogar Wochen auskommen, ohne Wasser zu trinken. Das ändert sich in Gefangenschaft. Hier brauchen die Tiere im Schnitt 2,79 ml Wasser pro konsumierter Kalorie und 9,95 ml/g trockener Futtermasse. Der Grund dafür ist die veränderte Ernährung, die deutlich weniger Wasser enthält als die frucht- und pflanzenreiche Ernährung in freier Wildbahn. Auch der Mensch in einer industrialisierten Umgebung ernährt sich von verhältnismäßig trockener Nahrung und benötigt daher rund zwei Liter Wasser zusätzlich am Tag. Damit kommt er im Schnitt auf 1,52 ml/kcal und 6,79 ml/g trockener Nahrung. Er benötigt also deutlich weniger als seine nächsten Verwandten. Das spiegelt sich auch in der Muttermilch wider. Das Verhältnis von Wasser zu Energie in menschlicher Muttermilch beträgt etwa 1,5 ml/kcal und ist 25% niedriger als bei großen Affen. Eigentlich existieren genügend Süßwasserreserven auf der Erde, um alle Menschen zu versorgen. Doch aufgrund der ungleichen Nutzung und Verteilung herrscht in manchen Gegenden Wasserknappheit. Ein reduzierter Wasserbedarf könnte den frühen Menschen einen Überlebensvorteil geboten haben. Es ermöglichte ihm, weitere Strecken zurückzulegen und sich auf der Jagd von einer bekannten Wasserstelle zu entfernen. Dabei war natürlich nicht einkalkuliert, dass der Mensch eines Tages Unmengen Wasser brauchen würde, um zu duschen, Geschirr zu spülen und den Garten zu bewässern. |

Literatur

Pontzer H et al. (2021) Evolution of water conservation in humans. Curr Biol 2021 3:S0960-9822(21)00289-X. doi: 10.1016/j.cub.2021.02.045

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