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Aus den Ländern
Der Impf-Bus kommt
Apotheker bietet Covid-19-Impfungen an
Apotheker Wälde, der seine drei Apotheken unter die Marke „Bless You“ gestellt hat, bietet in seinem Göppinger Testzentrum bereits seit einiger Zeit Corona-Schnelltests an, ein Beitrag, um mitzuhelfen, die Pandemie zurückzudrängen. Doch er weiß: Eine Bekämpfung der Pandemie und des Virus wird vor allem durch die Impfung erreicht. Er überlegt, wie er den Menschen seiner Stadt und des Landkreises ein niedrigschwelliges Impfangebot unterbreiten kann. In Kooperation mit der Kreisärzteschaft von Göppingen und einer ortsansässigen Firma, der Huber-Group, wird die Idee geboren, ein Impfzentrum auf Rädern einzurichten.
„Es ist dem unglaublichen Organisationstalent von Philipp Wälde zuzurechnen, ein solches Projekt in Windeseile umzusetzen“, drückt es ein am Projekt beteiligter Arzt aus. Von Vorteil für dieses Projekt war, dass die Huber-Group (das Unternehmen arbeitet u. a. für die Automobilindustrie und ist im Software-Bereich tätig) vor Kurzem einen professionell ausgestatteten Impfbus eingerichtet hatte, dem es an nichts fehlt. Sogar ein leistungsfähiger Kühlschrank ist eingebaut, gleich mehrere Impfkabinen stehen hier zur Verfügung. Von der Firma Huber kommt auch eine professionelle Software, die ein volldigitalisiertes Impfkonzept, von der Anmeldung bis zur Nachimpfung abbildet. So können beispielsweise Testergebnisse in die Corona-App einfließen. Und in Kürze steht ein digitaler Impfpass zur Verfügung, die EU-Zertifizierung ist bereits in Vorbereitung.
Ein eigener Impfbus musste her
Doch der eine Impfbus ist dem Apotheker zu wenig. Wälde kauft über eBay kurzer Hand einen gebrauchten Linienbus, lässt ihn äußerlich großflächig mit dem Logo und den Hausfarben seiner Apothekenmarke Bless You versehen. Das Innenleben des Busses gestaltet er vollkommen neu, nur die Haltestangen erinnern noch daran, dass dieser Bus einmal Fahrgäste beförderte. Innerhalb einer Rekordzeit von rund einer Woche baut er den Bus – nur mithilfe von „family & friends“, wie er sagt – in ein Impfzentrum auf Rädern um. Im hinteren Teil des Busses ist der Laborbereich eingebaut. Dort werden die Impfstoffe vorbereitet, die Spritzen aufgezogen. Vom Laborbereich gibt es entlang der Fenster sogar eine Art Schiene, auf der die vorbereiteten Spritzen in ihren Transportschälchen bis in die Impfkabine in den vorderen Teil des Busses geschoben werden können.
Im mittleren Bereich, wo die Eingangstüren sind, befindet sich der Empfang, die Aufnahme und die Registrierung der Impflinge. Der vordere Bereich des Busses ist zu einer Impfkabine umgestaltet, wo der Arzt auch das Aufklärungsgespräch führt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kabine ist ein Abteil mit Liege und ein „Ruheraum“ eingerichtet. Überall sind Desinfektionsmittelspender, alles wirkt äußerst professionell durchdacht und gebaut. Sogar Hepa-Luftfilter-Geräte sind eingebaut, die den Bus mit gefilterter Luft versorgen und die Keimbelastung niedrig halten.
Den Bus und den Umbau des Busses hat Wälde erst mal aus eigener Tasche finanziert, aber er geht davon aus, dass ein Zuschuss von der Stadt Göppingen kommen wird, „der Oberbürgermeister hat versprochen, uns da zu unterstützen, zumal er von dieser Aktion voll und ganz überzeugt ist“, so Wälde. „Wir wollten einfach nicht darauf warten, bis hier offizielle Zusagen für eine Unterstützung alle Gremien durchlaufen haben und die Bürokratie geregelt ist. Da wären wir nicht so rasch weitergekommen, das hätte uns gelähmt. Deshalb machen wir es einfach.“
Impfbusse bis Ende Juni schon ausgebucht
„Ohne meine Ärzte geht das nicht“, ist sich Wälde bewusst. Er lobt die reibungslose und kollegiale Zusammenarbeit mit der Kreisärzteschaft von Göppingen. Er kann über zehn Ärzte für dieses Projekt gewinnen, die die Impfungen durchführen. Geimpft wird ausschließlich mit Vaxzevria von AstraZeneca. In einer anfänglichen Testphase wurden in 2,5 Stunden etwa 50 Personen geimpft, „wir gehen davon aus, dass wir an einem Arbeitstag mit sieben Stunden rund 150 Personen impfen werden“, schätzt Wälde.
Dadurch, dass in den beiden Impfbussen ausschließlich Vaxzevria verimpft wird, sollen auch die Hausärzte entlastet werden – „sie können sich dann z. B. eher auf die Gabe von Biontech konzentrieren und diesen Impfstoff an Risikopatienten und jüngere Frauen verabreichen“, so Wälde.
Das gesamte Modellprojekt des mobilen Impfzentrums ist zunächst auf zwölf Wochen angelegt. Es wurde ein Fahrplan ausgearbeitet, wann welcher Bus in welchem Ort Station macht. Impfwillige konnten sich rechtzeitig online anmelden. Bis Ende Juni sind bereits alle Termine vergeben. Ziel war und ist es, den Impfwilligen bis zu den Sommerferien beide Impfungen zu verabreichen. „Uns ist bewusst“, so Wälde, „dass dadurch möglicherweise eine leichte Einbuße bei der Wirksamkeit des Impfstoffes gegeben ist, aber dennoch ein ausreichend hoher Schutz gegeben ist.“ Die Geimpften können so jedenfalls einen unbeschwerten Sommer genießen.
Wälde betont, dass die Impfbusse in keiner Weise in Konkurrenz zum Kreisimpfzentrum Göppingen treten wollen: „Unsere Impfbusse sind einfach ein zusätzliches niedrigschwelliges Impfangebot an die Bevölkerung, auch an Personen, die keinen Hausarzt haben, die irgendwie durchs Raster gefallen sind und bis jetzt noch keinen Impftermin bekommen haben. Von Vorteil ist auch, dass die Priorisierung aufgehoben wurde.“
Mitinitiiert wurde das Modellprojekt vom Göppinger Oberbürgermeister Alex Maier, Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und mit 30 Jahren einer der jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands. Maier ist begeistert von diesem Projekt. Zum offiziellen Start der mobilen Impfzentren ließ er sich mit Vaxzevria impfen. |
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